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Aufblasen: Der Tulpenhandel an der Wall Street

02.07.2023  |  Jim Puplava
Duellierende Märkte und das Tulpen-Narrativ

Die Anleger befinden sich heute inmitten eines merkwürdigen Tanzes zwischen dem gewichteten und dem ungewichteten S&P 500-Index, dessen Unstimmigkeit vielleicht gerade ein Finanznarrativ verdeutlicht, das wir begreifen müssen. Ein genauerer Blick zeigt einen Tanz in zwei verschiedene Richtungen: Der SPW (ungewichtet) weist ein KGV von 16,15 und eine Gesamtrendite von 3,13% seit Jahresbeginn auf, während der SPX (mit starker Gewichtung von Large-Cap-Technologiewerten) ein KGV von 19,36 und eine Gesamtrendite von 12,74% seit Jahresbeginn aufweist.

Der unberechenbare Nasdaq folgte einem ziemlich dramatischen Kursverlauf, der im Jahr 2022 um bemerkenswerte 33% einbrach, bevor er im Jahr 2023 wieder um 27,4% zulegte, während der ungewichtete Wert bei 16,98% verharrte. Dennoch müssen wir uns an die altbewährte Weisheit erinnern: Vor einer Rezession gab es noch nie einen Markttiefpunkt. Wenn wir uns in diesen tückischen Finanzgewässern bewegen, müssen wir die Orientierung behalten und uns an die Tulpengeschichte erinnern. Diesmal ist es nicht anders.


Ein Blick in den Rückspiegel: 1999

Zu Beginn des neuen Jahrtausends kündigte das Internet das Aufkommen der "New Economy" an, die die Regeln der Aktienbewertung neu definierte und Umsatz und Gewinn hinter sich ließ. Ich erinnere mich noch gut an meine Entscheidung, Mitte Dezember 1999 nach der Auflösung aller Aktien in Bargeld umzuschichten. In dieser Zeit erlebten wir, wie der Ölpreis 1998 mit 10 Dollar seinen Tiefststand erreichte, bevor er sich auf 38 Dollar katapultierte und Jahre später auf erstaunliche Weise auf 150 Dollar kletterte.

Damals, im Jahr 1999, machte ich einen strategischen Umweg über ausländische Anleihen, da ich die aufziehenden Gewitterwolken der Rezession erkannte und das Platzen einer Technologieblase vorhersah, von der sich der NASDAQ etwa 17 Jahre lang erholen musste, bevor er endgültig neue Höchststände erreichte.

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Quelle: Stockcharts.com; Financial Sense Wealth Management


Heute ist das Déjà-vu spürbar, denn KI scheint die Position einzunehmen, die einst das Internet innehatte. Der Markt sagt uns, dass traditionelle Kennzahlen wie das KGV oder das Kurs-Umsatz-Verhältnis nicht mehr auf KI-bezogene Tech-Aktien anwendbar sind, und erinnert damit an die Geschichte von 1999.


Ein Kurs in Bubblenomics

Wie ein Bumerang kehrt die Wirtschaft oft dorthin zurück, wo sie begonnen hat. Das Aufkommen einer neuen Idee beflügelt die Phantasie, lädt zu einem Kapitalzufluss ein und treibt die Preise in die Höhe. Das Ignorieren von Erträgen und Umsätzen wird zur Norm, da wir von der Neuartigkeit des Trends geblendet sind. Bei der Bewertung von drei Tech-Titanen - Amazon, Apple und Microsoft - habe ich untersucht, ob KI einen signifikanten Beitrag zu Umsatz und Gewinn leistet. Die Ergebnisse waren nicht überraschend: Alle Kennzahlen sind rückläufig, was auf eine sich verlangsamende Wirtschaft hinweist, die sich der Rezession nähert.

Während die derzeitige Aufregung darauf hindeutet, dass einige wenige Unternehmen vorübergehend zu den Gewinnern im Bereich der KI gehören könnten, gehe ich davon aus, dass die bedeutendsten Gewinne und Produktivitätssteigerungen für das Gesamtwachstum spürbar sein werden, aber wahrscheinlich etwas länger dauern werden als das, was die Anleger derzeit in viele dieser Aktien einpreisen.


Der Schatten der Rezession und der Abgrund des Bärenmarktes

Das jüngste Bekenntnis der Federal Reserve zu weiteren Zinserhöhungen scheint ein vorsichtiger Trick zu sein, um den Markt unter Kontrolle zu halten. Sinkende Steuereinnahmen der Regierung und eine restriktivere Kreditvergabe der Banken sind jedoch Notsignale, die auf eine Wirtschaft in Aufruhr hindeuten.

Obwohl die anhaltende Inflation, sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflation, und die niedrigen Arbeitslosenquoten für eine Zinserhöhung sprechen, bringt die explodierende Verschuldung, die in diesem Monat die 32-Billionen-Dollar-Marke überschritten hat, die Fed in eine Zwickmühle. Sie befindet sich in einem Dilemma: Entweder sie zügelt die Inflation und riskiert das Bankensystem, oder sie senkt die Zinssätze und steuert die Zinskurve.


Navigieren in der Investment-Landschaft

Um uns auf einen möglichen wirtschaftlichen Abschwung vorzubereiten, halte ich es für die logische Strategie, eine hohe Cash-Position in Staatsanleihen zu halten. Gleichzeitig scheinen die Investitionskanäle in Gold, Silber und Öl vielversprechend zu sein, insbesondere angesichts des sich abzeichnenden Peak Oil. Mein Hauptaugenmerk liegt auf Unternehmen, die nicht nur materielle Güter und Dienstleistungen produzieren, die wir alle brauchen, sondern auch auf Unternehmen mit soliden Bilanzen, die eine attraktive Dividende bieten.

Dies ist meiner Meinung nach einer der zuverlässigsten Wege, um als Anleger langfristig erfolgreich zu sein, insbesondere in einem längerfristigen inflationären Umfeld, wie wir es heute erleben.


© Jim Puplava



Dieser Artikel wurde am 26.06.2023 auf www.financialsense.com veröffentlicht und in Auszügen exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
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