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Reine Spekulation?

29.11.2007  |  Theodore Butler
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Auch wenn das chinesische Konsortium aus Schmelzereien und Veredlern einen scheinbar guten Vorwand für die Leerverkäufe am Markt aufweisen könnte - nämlich die Absicherung der Produktion vor fallenden Preisen - so kann der Vorwand einer näheren Betrachtung nicht standhalten.

China baut keine 260 Mio. oz Silber pro Jahr ab, es verarbeitet lediglich diese Menge. 70% der Endproduktion geht auf Importe von Erzen, Konzentraten und Recyclingmaterial zurück, die aus dem Ausland stammen. Als Weiterverarbeiter profitieren sie von den Handelsspannen zwischen Rohmaterial und Endprodukt, wofür sie die Schmelz- und Veredlungsprozesse übernehmen. China zahlt den Marktsatz für Rohsilber und bekommt den Marktsatz für das Endprodukt. Als Weiterverarbeiter unterliegt man einigen kurzfristigen Risiken - kurzfristig meint jedoch Wochen oder Monate jedoch nicht ein ganzes Jahr.

Wenn der Silberpreis niedrig ist, zahlt man weniger für das Rohmaterial und bekommt weniger für das Endprodukt, dasselbe gilt auch umgekehrt - bei höheren Preisen. Sie haben eine Preispanne bei der Weiterverarbeitung, ganz gleich ob die Preise niedrig oder hoch sind. Sie unterziehen sich keinem Preisrisiko, das massive Leerverkäufe und Preisdrückung beim Silber rechtfertigen würde. Ebenso ungerechtfertigt wäre auch der Kauf von enormen Mengen Silber, um damit den Preis zu treiben.

Was dieses Konsortium aus chinesischen Schmelzereien und Veredlern nun getan hat, ist Folgendes: Sie haben die CFTC, die COMEX und bestimmte Clearingmitglieder dazu gebracht, fälschlicherweise anzunehmen, dass sich das Konsortium ganz legitim gegen Marktrisiken absichert, was für jene jedoch nur als Vorwand galt, den Silbermarkt zu dominieren und zu manipulieren. Auch die Aufsichtsbehörden streiten ab, dass der Silbermarkt schon seit so langer Zeit manipuliert wird. Sie streiten ab, dass sie sich selbst in die Ecke gedrängt haben und, in der Klemme steckend, auch noch die Manipulatoren decken müssen. Es ist eine Schande, dass die Aufsichtsbehörden einen solch schwachen Vorwand durchgehen lassen haben und den freien Markt so einfach der Gefahr aussetzen. Das chinesische Konsortium sichert sich nicht ab; es spekuliert und manipuliert.

China hat eine relativ junge aber deutlich erkennbare Tradition bei der Spekulation und Manipulation von Rohstoffen. Sie haben es an der LME beim Kupfer und Rohöl getan (China Aviation Fuel), dort ist es aufgeflogen. Ich bin mir sicher, sie haben es auch in anderen Rohstoffmärkten getan, doch blieb dies bisher unentdeckt.

Es gar nicht schwer, sich in Chinas Rolle auf den Rohstoffmärkten hineinzudenken. Sie sind, oder werden sehr bald zum größten Verbraucher jedes Rohstoffes dieser Welt. Dies schafft enorm große Macht und Einfluss in den Märkten. In Anbetracht der Macht und des Einflusses sowie des wachsenden Bedarfs an Rohstoffen wäre es unvernünftig zu glauben, dass die Trennline zwischen Einflussnahme und Manipulation nicht manchmal überschritten würde. Beim Silber wurde diese Trennlinie einfach niedergetrampelt.

Selbst wenn China ganz legalen Absicherungsbedarf hätte - der für einen Weiterverarbeiter jedoch nicht besteht - so haben sie längst noch nicht das Recht, die Preise zu manipulieren. Die gesetzlichen Vorschriften für den Rohstoffsektor in den USA basieren auf freien und uneingeschränkten Märkten - sie gründen nicht auf der Anerkennung von monopolistischen und wettbewerbsfeindlichen Praktiken. Nur weil eine Körperschaft groß sein mag, darf sie den Markt noch lange nicht nach eigenem Ermessen aufteilen. Die Anti-Trustbewegung in diesem Land sorgt sich tatsächlich um faire Bedingungen - trotz großer Transaktionen.

Es wäre ähnlich schlimm, wenn dieses chinesische Konsortium (oder wer auch immer sich hinter den Großen Silber-Shorts versteckt) einem Markt außerhalb der USA manipulieren würde - jenseits der Gesetzgebung der CFTC. Aber die COT-Angaben weisen ganz deutlich darauf hin, dass hier an der COMEX - völlig offensichtlich - manipuliert wird. Es ist beschämend, dass die CFTC die Manipulation des eigenen Marktes stillschweigend duldet und es zuläßt, dass inländische Marktteilnehmer Opfer von ausländischen Markttyrannen werden. Es ist sogar mehr als beschämend, dass die CFTC und die COMEX sich diesem Problem auch nicht offensiv widmen werden. Mit der tatkräftigen Unterstützung meiner Leser versuche ich nun jene zu zwingen, sich diesem Problem zu stellen.

Ich war überwältigt von der Anzahl der Korrespondenzen zwischen so vielen von ihnen und Kommissar Chilton. Ich danke ihnen, dass sie sie mir zugeschickt haben. Mich hat das tiefe, aus ihren Worten hervorgehende, Verständnis stark beeindruckt. Dies zeigt mir, mehr als je zuvor, dass diese Manipulation auf dem letzten Loch pfeift. Wir müssen uns auf weitere Preiskämpfe einstellen, aber ich glaube, das Ende ist in Sicht.


© Theodore Butler

(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 27.11.2007 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.

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