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Der große Wandel: Der Niedergang der westlichen Politik

15.09.2023  |  Claudio Grass
- Seite 3 -
Jetzt, da wir einen Krieg vor den Toren Europas erleben, der noch vor wenigen Jahren völlig undenkbar gewesen wäre, sehen wir, hat sich das Blatt vollkommen gewendet. Die neuen "Linken" im gesamten Westen sind zu Kriegstreibern geworden, die für eine weitere Eskalation plädieren, für mehr Militärhilfe eintreten und Friedensgespräche und realistische diplomatische Bemühungen zur Beendigung des Konflikts ablehnen.

Ein großer Teil der Rechten hat sich diese Haltung ebenfalls zu eigen gemacht, da sie nicht nur politisch pragmatisch, sondern auch zunehmend unangreifbar und a priori unanfechtbar ist. Natürlich gibt es einige, die für den Frieden plädieren, aber es fällt schwer zu glauben, dass sie es ernst meinen, denn sie schlagen meist Bedingungen vor, die auffallend unrealistisch und fast schon auf amüsante Weise realitätsfern sind.


Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert

Leider mangelt es nicht an Menschen, die aufrichtig und leidenschaftlich glauben, dass sie besser sind als alle anderen und deshalb in der Lage sind, zu herrschen, zu regieren, zu befehlen. Wie nicht anders zu erwarten, nutzen viele von ihnen diese vermeintliche Überlegenheit als Vorwand, um das zu tun, was sie schon immer tun wollten – nämlich die Menschen herumzukommandieren und zu kontrollieren, denn nur so können sie ein Gefühl für sich selbst oder überhaupt einen Sinn entwickeln.

Es gibt aber auch einige seltene Fälle von ehrgeizigen Politikern, die tatsächlich und aufrichtig an ihr eigenes Narrativ glauben: Sie sehen es offen und ernsthaft als ihre "Pflicht" an, anderen Menschen zu helfen, sie zu leiten oder zu führen – sie zu "reparieren", zu korrigieren, zu retten und ihnen den "richtigen Weg" zu zeigen. Auch wenn ich keine ausreichenden Beweise dafür vorlegen kann, bin ich der festen Überzeugung, dass es der letztgenannte Zwang ist, der auf den höheren Ebenen der öffentlichen und privaten Verwaltung vorherrscht.

Wie oben erläutert, ist dieses angeborene und doch unverdiente Vertrauen, diese absolute Gewissheit, dass man (in allen wichtigen Belangen) besser ist als alle anderen, und vor allem dieser "rechtschaffene" Drang, sich in das Leben anderer Menschen einzumischen, sie "in die richtige Richtung zu lenken" und sie vor sich selbst zu retten, äußerst gefährlich. Für den Täter kann es sich oft wie eine selbstlose, rein "gute Tat" anfühlen. Schließlich gewinnen sie bei all dem ja nichts. Sie helfen ihren Mitmenschen, weil sie es besser wissen und weil sie es als ihre "Pflicht" empfinden, dies zu tun.

Was auf den ersten Blick wie Bescheidenheit und Anstand aussieht, kann sich in Wirklichkeit als ein überzeugender Deckmantel für pure Arroganz entpuppen. Selbst der freundlichste und bescheidenste Mensch kann Opfer dieses Irrwegs werden: Wenn man mit jemandem fühlt, der eine wirklich schwere Zeit durchmacht, kann das leicht dazu führen, dass man sich vom Mitgefühl entfernt und dem Mitleid näher kommt.

Ohne es zu merken, könnten Sie anfangen, auf die Person herabzusehen oder sie als "unterlegen" zu betrachten. Es könnte schnell passieren, das sie als "Sozialfall" betrachten, als jemanden, der in gewisser Weise "unter" Ihnen steht, als einen armen Tropf, der dringend Hilfe und Führung braucht.

Genau hier liegt die Grenze: die Grenze zwischen Rücksichtnahme, Verlässlichkeit und Freundlichkeit und dem Respekt vor den Grenzen, der Selbstbestimmung und der Autonomie eines anderen Menschen. Ein weiterer Gedanke, der einen gesunden, ausgeglichenen und beweglichen Geist beschäftigen würde/sollte, ist dieser: Warum gehen Sie davon aus, dass Sie wissen, was das Beste für diese Person ist, und warum glauben Sie, dass Sie ihr "helfen" können, obwohl Sie nicht darum gebeten wurden?

Völlig ungebeten und unaufgefordert in das Leben eines Menschen einzugreifen und seine Entscheidungen zu beeinflussen, kommt praktisch einer unprovozierten Aggression gleich. Unabhängig von der freundlichen Motivation und der klaren Absicht zu helfen, bleibt die Tatsache bestehen, dass solche Handlungen nicht von gewöhnlichen feindseligen Maßnahmen zu unterscheiden sind und die Freiheiten, die Selbstbestimmung und in der Regel auch das Privateigentum eines anderen Menschen verletzen.


Die Neue Linke

Diese schwer fassbare und doch so wichtige Grenze, diese entscheidende Barriere, markiert tatsächlich den Unterschied zwischen Kollektivismus und dem Streben nach Unabhängigkeit und Freiheit. Und genau hier stolpert die moderne Linke und entpuppt sich als nichts anderes als ein weiteres Gewand für Autoritarismus, zentralisierte Kontrolle und pathologisches Besitzdenken. Wie ein altes Sprichwort sagt: Wenn man weit genug nach links geht, landet man bei der extremen Rechten und vice versa.

Bedauerlicherweise befinden wir uns heute an jenem Ende des politischen Spektrums, an dem sich die Extreme treffen. Wir sind an einem Punkt angelangt, der uns in den politischen Surrealismus, wenn nicht gar in einen veritablen Dadaismus, in die Sinnlosigkeit und den berechtigten Nihilismus geführt hat. Die Politik ist völlig steuerlos, ziellos, motivlos. Es gibt keine Linke und keine Rechte mehr.

Die neue Linke besteht aus Kriegsfanatikern, die sich nach immer neuen Konflikten sehnen, die klar erkennen, dass "Krieg die Gesundheit des Staates ist" und die für weitere Eskalationen beten. Die neue Rechte hat Schwäche, Unentschlossenheit und generelle Ohnmacht bei allen wichtigen Problemen bewiesen und wählt stattdessen nun leichte Ziele, wählt Sensationslust und Kontroversen und streiten zur Ablenkung über Nebensächlichkeiten.

Lassen Sie uns abschließend die wichtige Frage, die wir eingangs aufgeworfen haben, noch einmal überdenken. Haben wir wirklich eine Wahl, oder nur die Illusion einer Wahl? Welche Möglichkeiten hat ein vernünftiger, rationaler Wähler tatsächlich und wie viel zählt seine "Stimme"?

Die Antwort ist so einfach wie entmutigend. Wie Ayn Rand es formulierte, ist "die kleinste Minderheit auf der Erde das Individuum". Das ist der wahre "kleine Mann". Niemand setzt sich für ihn ein, niemand kümmert sich um ihn und niemand schützt ihn. Der Einzelne ist politisch vernachlässigbar, faktisch unrentabel und praktisch nutzlos für jeden, der die Menschen für sich nutzen will. Der Einzelne hat also wohl oder übel nur einen Ausweg: sich zu bilden, zu hinterfragen, zu zweifeln, zu debattieren, selbst zu denken und schließlich selbst zu handeln.


© Claudio Grass
www.claudiograss.ch


Dieser Artikel wurde am 00.00.2023 auf claudiograss.ch veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.

Teil 1 dieses Artikels wurde am 30.08.2023 auf www.claudiograss.ch und Teil 2 am 01.09.2023 auf www.claudiograss.ch veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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