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Aktiencrash und Kriegsgefahr: Der 30-Jahre-Zyklus

04.10.2002  |  Dr. Bruno Bandulet
Daß Krieg und Frieden mit Wirtschafts- und Börsenzyklen zusammenhängen, hat man immer schon geahnt. Wie sehr das stimmt, ist in einer Untersuchung der Londoner Firma Rhombus Research nachzulesen, die uns jetzt zugegangen ist.

Interessant für unser Thema ist besonders ein 30jähriger Zyklus, den man sich so vorstellen muß: Ungefähr alle 30 Jahre steuert die Wirtschaft und mit ihr die Industrieproduktion auf einen Tiefpunkt zu, danach folgt eine lange Wachstumsperiode, zusammen mit der Wirtschaft erholt sich die Börse, die Banken geben wieder großzügig Kredite, die Verschuldung nimmt allgemein zu - bis ein hoher Sättigungsgrad erreicht ist und der Kreditzyklus zu Ende geht. Dann kommt es zum Absturz.

Wichtig ist nun, daß speziell im letzten Jahrzehnt dieses 30jährigen Zyklus nicht nur finanzielle und wirtschaftliche Krisen überhand nehmen, sondern auch Kriege ausbrechen. Das hat sicherlich auch damit zu tun, daß sich Regierungen gerne in außenpolitische Abenteuer flüchten, wenn ihnen die Probleme zuhause über den Kopf wachsen.

Sehen wir uns also dieses Auf und Ab am Beispiel der letzten vier Zyklen an, die von Rhombus Research unter Zugrundelegung der amerikanischen Daten berechnet wurden:
  • 1894 bis 1921, Dauer 27 Jahre. Demnach machte die amerikanische Industrieproduktion 1894 ein ausgeprägtes Tief, erholte sich anschließend kräftig und erreichte Spitzenwerte in den Jahren 1903 und 1904. Darauf folgte eine schwere Rezession - und der Eintritt Amerikas in den Ersten Weltkrieg, exakt im letzten Jahrzehnt des Zyklus.

  • 1921 bis 1946, Dauer 25 Jahre. Damals brachten die zwanziger Jahre einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung, der sich auch in Deutschland dank amerikanischer Kredite bemerkbar machte und der mit dem Börsenkrach vom Oktober 1929 endete. Aus der darauffolgenden Großen Depression konnten sich die USA erst mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wirklich befreien. Wiederum fiel der Krieg in das letzte Drittel des Zyklus.

  • 1946 bis 1980, Dauer 34 Jahre. Das Kriegsende 1945 brachte den Zusammenbruch der Industrieproduktion in den USA. Danach eine lange, gesunde Wirtschaftsblüte mit zunächst geringer Verschuldung, bis sich schließlich die USA mehr und mehr in den Vietnamkrieg verstrickten, dafür Haushaltsdefizite in Kauf nahmen und 1970 Kambodscha auf das Brutalste bombardierten. Die ganzen siebziger Jahre, der finale Teil des Zyklus also, waren geprägt durch Ölkrisen, durch den Krieg im Nahen Osten, durch Inflation, durch einen miserablen Kursverlauf an den Renten- und Aktien-märkten, durch einen zusammenbrechenden Dollar, durch steigende Goldpreise und - zum Abschluß - durch den Einmarsch der Roten Armee in Afghanistan im Dezember 1979.

  • 1980 bis 2010? Das ist der gegenwärtige Zyklus. Wann er genau endet, bleibt vorerst offen, denn die 30 Jahre sind nur ein grober Mittelwert, wie wir gesehen haben. Alles andere paßt schon jetzt: Die Aktienmärkte haben ihre 20jährige Hausse beendet, die seit 1982 laufende Kreditausweitung hat sich erschöpft (nur die Staatsverschuldung geht munter weiter), die Industrieproduktion ist bereits abgestürzt, die Wirtschaft stagniert, wird aber (nach Meinung von Rhombus Research) erst nach 2003/2004 die tiefste Rezession seit den siebziger Jahren erleben. (Demnach würden Wirtschaft und Börse noch vor Ende 2002 zu einer Erholung ansetzen, die aber lediglich einige Quartale dauern wird).

Alles spricht dafür, daß sich auch der übliche Kriegszyklus wieder einstellt. Den Startschuß gab der 11. September 2001 mit dem Anschlag auf die Zwillingstürme von New York. Seitdem Aufrüstung in den USA, Einmarsch in Afghanistan, Errichtung von Stützpunkten in Zentralasien, dramatische Verschärfung des Palästina-Konfliktes. Das neue Jahrzehnt stand von Anfang an im Zeichen des Mars. Die euphorischen neunziger Jahre mit ihrer Friedensdividende sind passé.

Keine Rede mehr vom Ende der Geschichte.


© Dr. Bruno Bandulet
Quelle: Spezialausgabe des "Deutschland Brief", Ausgabe 08-09/2002



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