Palladiumpreis im freien Fall unter 1.000 $
15.11.2023 | Markus Blaschzok
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Palladium fiel erstmals seit 2018 auf unter 1.000$
Der Palladiummarkt zeigte in diesem Jahr ein komplexes Bild, beeinflusst durch verschiedene Faktoren. Palladium wird für seine Haltbarkeit, Korrosionsbeständigkeit und katalytischen Eigenschaften geschätzt, weshalb es eine entscheidende Rolle in Katalysatoren für Fahrzeuge spielt. In 2022 verzeichnete der Markt eine Nachfrage von 10,04 Millionen Unzen, angetrieben durch den Automobilsektor.
Die Angebotsseite des Marktes teilt sich in Primär- und Sekundärversorgung. Die Primärversorgung, also die direkte Gewinnung von Palladium aus Erzvorkommen, war 2022 das größte Segment. Herausforderungen wie Stromabschaltungen in Südafrika, Überschwemmungen in Nordamerika und geopolitische Unsicherheiten in Russland beeinträchtigten das Angebot. Das Sekundärangebot speist sich primär durch das Recycling von Katalysatoren, das ständig wächst.
Der Markt ist zusätzlich belastet durch hohe Lagerbestände bei Herstellern und Verarbeitern. Die Beratungsfirma Metals Focus prognostizierte für das Jahr 2023 Palladiumvorräte von etwa 11,64 Millionen Unzen, verglichen mit 12,35 Millionen Unzen im Jahr 2022 und 12,89 Millionen Unzen im Jahr 2021, was auf ein reichliches Angebot hindeutet.
Rund dreiviertel der Nachfrage kommt aus dem Automobilsektor. Strenge globale Emissionsvorschriften hatten die Nachfrage nach Palladium in Katalysatoren lange vorangetrieben. Mit dem Übergang zu batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen, sowie der Substitution durch das über lange Zeit günstigere Platin, entstand jedoch ein Überangebot am Palladiummarkt, das in den letzten anderthalb Jahren sukzessive auf dessen Preis drückte. Laut dem im April veröffentlichten Jahresausblick der Internationalen Energieagentur wird der weltweite Absatz von Elektroautos in diesem Jahr voraussichtlich um 35% auf 14 Millionen ansteigen.
Der russische Spitzenproduzent Nornickel geht deshalb davon aus, dass der Palladiummarkt von einem Defizit von 200 Tsd. Unzen im Jahr 2023 auf einen Überschuss von 300 Tsd. Unzen im Jahr 2024 umschwenken wird, da das durch Recycling geschaffene Angebot die Nachfrage deutlich übersteigen wird. Dies verheißt nichts Gutes für den Palladiumpreis im kommenden Jahr und Schnäppchenjäger greifen womöglich in ein fallendes Messer.
Trotz des bisher starken Preisrückgangs um über 70% gibt es weitere Risiken für den Palladiumpreis. Ein Nachfrage-Schock inmitten einer großen Rezession im nächsten Jahr könnte kurzfristig zu einem starken Überangebot und somit den Preiseinbruch noch beschleunigen. In jeder Rezession der Vergangenheit sorgten diese Nachfrageschocks für starke und schnelle Preisrückgänge am Palladiummarkt. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass es gerade in einem Jahr des Überangebots an diesem Markt auch diesmal nicht anders sein wird.
Nachfrageschocks in allen Rezessionen sorgten für teilweise starke Preiseinbrüche
Trotz des aktuellen Überangebots gibt es Hoffnung für den Palladiummarkt in der Forschung und Entwicklung transformativer Anwendungen in verschiedenen Branchen. Es wird an neuen palladiumbasierten Legierungen mit verbesserten Eigenschaften für die Luft- und Raumfahrt sowie die Elektronik geforscht. Weitere Trends umfassen Fortschritte in KI und maschinellem Lernen, Sensortechnologie, Nanotechnologieanwendungen und die Entstehung der Quanteninformatik.
Der Palladiummarkt befindet sich inmitten eines Wandels, angetrieben durch technologische Fortschritte, Umweltpolitik und sich ändernde Marktdynamiken. Nachdem der Palladiumpreis das Tal einer Rezession durchschritten hat und die Notenbanken erneut mit dem Drucken von Geld aus dem Nichts begonnen haben, dürfte sich eine sehr gute langfristige Einstiegschance am Palladiummarkt ergeben.
Technische Analyse zu Palladium: Erstmals seit 2018 wieder unter 1.000$
Terminmarkt: COT-Report
Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.
COT-Daten für Palladium vom 6. Oktober: