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Ist der Bullenmarkt tot?

10.12.2007  |  Clif Droke
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Dem zugrunde liegt ein falsches Verständnis von der Funktionsweise der Dow Theory. Der Dow Transportation Average gibt die besten Signale, wenn er die Industrials bestätigt. Nur weil ein Index ein niedrigeres Tief macht und die anderen nicht, kann man nicht gleich davon ausgehen, dass dies ein Verkaufssignal zum Nennwert ist. In der Geschichte finden sie zahlreiche Anhaltspunkte, bei denen die Transports ein niedrigeres Tief bei einem Korrekturtief gemacht hatten, wobei die Dow Industrials dennoch weiter auf neue Höchststände anstiegen. Das Korrekturtief vom Oktober 1998 war ein solcher Anhaltspunkt.

Es gibt ein Problem mit einer rein technischen Marktbetrachtungsweise: Man kann nie mit absoluter Sicherheit einem System vertrauen, dass sich nur auf die Betrachtung der Preisbewegungen konzentriert und alles andere ausschließt. Wenn die Dow Theory alles wäre, auf das ich mich beziehen könnte, dann würde ich unter den derzeitigen Verhältnissen sicherlich sehr bärisch eingestellt sein. Wir wissen jedoch aus Erfahrung, dass der Preis allein (oder selbst der Preis und das Volumen) unzureichend sind, um die tatsächlich gegebene Stärke oder Schwäche des Aktienmarktes einschätzen zu können. Die Kombination aus Preisen, internen Faktoren, Psychologie und Bewertung sind die Elemente, die bestimmend dafür sind, ob der Aktienmarkt auf festem Grund steht oder auf Treibsand gebaut ist.

Und wie fest ist nun der Boden unter dem derzeitigen Markt? Mit Bond-Erträgen, die, verglichen mit den Erträgen im S&P, derart niedrig ausfallen, könnte die Bewertung gar nicht besser ausfallen. Ehrlich gesagt ist die Bewertung seit dem Tief des letzten Bärenmarkts Anfang 2003 nie besser gewesen. Und diese super-attraktive Bewertung ist der Aufmerksamkeit der Insider nicht entgangen, jene haben sich bestens mit Aktien ihrer eigenen Firmen eingedeckt - in Folge der jüngsten Korrektur. Der fundamentale Ausblick auf Aktien ist einzigartig und daher kann dem sogenannten Dow Theory "Verkaufssignal" nur wenig Gewicht eingeräumt werden.

Der technische Ausblick zeigt ebenfalls riesige Verbesserungen. Schauen sie auf egal wie viele der grundlegenden Indikatoren und sie werden feststellen, dass der Verkaufsdruck zurückgeht, auch wenn der S&P-Index sogar noch etwas tiefere Tiefs (in Bezug auf den Schlussstand) machte. Der Fortschritt-Rückschritt-Indikator, der Neue Hochs-Neue Tiefs-Indikator sowie die Fortschritt-Rückschritt-Volumen-Indikatoren haben zum Beispiel alle auffallend höher liegende Tiefs gemacht. Diese positive Abweichung der internen Faktoren verglichen mit dem Preis zeigt eine Abnahme des Verkaufsdrucks. Hier ist einer der wichtigsten Indikatoren anhand dessen sie sich selbst ein Bild machen können.

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Sie sehen die bullischen Muster aus höheren Hochständen und höheren Tiefständen, hier im NYSE-Fortschritt-Rückschritt-Volumen-Chart. Dies ist ein grundlegendes Signal für einen immer noch lebendigen Bullenmarkt und dafür, dass die Aussicht auf höhere Hochstände im NYSE-Composite-Index besteht.

Es ist schon oft angemerkt wurden, dass es "keiner an die große Glocke hängen würde, wenn das Tief vor der Tür steht." Vom nonkonformistischen Standpunkt aus kann man davon ausgehen, dass, immer wenn die düsteren Schlüsselwörter "gloom" oder "gloomy" in den Schlagzeilen auftauchen, die Mainstream-Medien die sprichwörtliche Sturmglocke läuten (unwissentlich) und damit signalisieren, dass das Tief unmittelbar bevor steht.

In einer kürzlich erschienen Ausgabe der Financial Times widmetet man der Kreditkrise 2007 eine ganze Seite unter der Überschrift "Banken in der Krise" - das Hauptaugenmerk lag auf den führenden Investmentbanken der Welt. Die Überschrift, die diesen Artikel einleitete, lautet: "Das Blutbad wird wohl mehr Opfer fordern". Die recht hervorstechende, zum Artikel gehörende Grafik zeigt eine riesenhafte Guillotine mit einem messerscharfen, blitzenden Richtbeil - hochgewunden und bereit auf den Block zu rasen. Sehen sie sich die besagte Grafik an.

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Unglücklicherweise werden so viele Menschen von Angst umgetrieben, die tagtäglich in den Nachrichten verbreitet wird. Dies ist jedoch - auf eher perverse Art und Weise - das Glück des Aktienmarktes; die Angst taucht zeitlich genau abgepasst wieder auf, um die "Wall of Worry" intakt zu halten. Jeder Bullenmarkt braucht diese Wall, um noch bessere Hochs einzufahren.

Da sich die bullischen Signale mehr und mehr auftürmen, können wir auch ruhigen Gewissens die verderbliche Düsterstimmung ("gloom" und "doom") in der Finanzpresse ignorieren. Die wichtigste aller Botschaften kam in den Schlagzeilen nicht vor, man kann sie jedoch zwischen den Zeilen lesen: "Hab keine Angst, bessere Tage stehen uns bevor!"


© Clif Droke, 03.12.2007
www.clifdroke.com






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