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Von Vertrauen und "sich trauen"

08.12.2007  |  Frank Meyer
Die Kreditkrise frisst sich weiter durch die Banken, die Geldmärkte und die Köpfe der Menschen. Viele merken inzwischen, dass es etliche Banker mit der Wahrheit nicht ganz so ernst genommen haben. Wie sollten sie auch. Schlückchenweise quellen erste Milliarden aus den Bilanzen hervor. Wie man dieses Übel in den Griff bekommen soll, steht in den Sternen. Apropos übel: Übel zu nehmen ist es denjenigen, die teils wider besseres Wissens die Situation verharmlosen und verniedlichen. Seltsamerweise kommen die Beschwichtigungen aus den Häusern, deren Dach schon brennt. Erstaunlicherweise beruhigen die am heftigsten, die es am meisten betrifft. Oft schon wurde die Kreditkrise als überwunden beschrieben. Zur gleichen Zeit schossen aber die Zinssätze, zu denen sich Banken gegenseitig Geld leihen durch die Decke, und DAS ist der Maßstab.

Die einst sicher geglaubten, renditesicheren Investments erweisen sich als eine Luft - und auch Lachnummer. Sie hängen weiterhin unverkäuflich in den Büchern der Banken oder ihrer Zweckgesellschaften. Solange die Fakten, Zahlen und Verluste nicht auf dem Tisch sind, klemmt der Kreditmarkt weiter. Und wenn sich Banken schon nicht mehr gegenseitig trauen, warum sollte man dann den Banken trauen?

Seltsame Dinge nehmen unterdessen ihren Lauf: Fußkranke schließen sich mit Fußlahmen zusammen, um beim großen Marathon schneller und schlagkräftiger zu sein. Scheintote übernehmen Komatöse, hübschen sich auf, um im finalen Akt die Halbtoten zu ehelichen, alles in der Überzeugung, ein gutes Gespann abzugeben. Die Götter lachen schon wieder.

Das große Köpferollen hat schon begonnen. Das hat auch Sinn. Ein Nachfolger ist wohl schwer für Versäumnisse des Vorgängers haftbar zu machen. Und die, die gegangen wurden, zählen zu Hause ihre Abfindungen mit einem breiten Grinsen und freuen sich auf den nächsten hochdotierten Beraterjob. Offenheit hätte wohl einen Knall verursacht. Das Gegenteil bewirkt das Gleiche, bloß langsamer. Doch in Gefahr und großer Not ist der Mittelweg der Tod.

Es geht um Vertrauen. Schwindet es, hinterlässt das Gräben des Misstrauens, die auch kein milliardenschwerer Tender einer EZB bislang zuschütten konnte. Vertrauen beinhaltet das Wort "trauen". Doch keiner traut sich, ehrlich zu sein. Wie soll hier Vertrauen wachsen?

Ich schlage vor, einen Fund für alle Mistpapiere zu gründen mit dem Namen "Hoffnung", "Zukunft" oder "Mitgegangen - Mitgehangen". Was die Amerikaner können, können wir doch auch. Der ganze unverkäufliche Hypothekenkram wird aufgesammelt, wieder verbrieft und als verbriefte Kreditverbriefung den Amerikanern mit einem AAA+ Rating verkauft. Dort nahm die Krise ihren Anfang.

Aber es wird wohl wieder einmal so kommen, dass die Zeche der Staat zahlt und damit wir alle. Wie viel Geld allein die staatliche KfW mit ihrer morschen IKB brauchen könnte, nötigt dem Betrachter Grüße an Finanzminister Steinbrücks ausgeglichenen Staatshaushalt im Jahr 2011 ab.

Der Schaden ist längst angerichtet. Mit einer Subprime-Krise begann alles, als eine Surprise-Krise wird es enden. Wir werden überrascht sein.


© Frank Meyer
TV-Moderator auf n-tv



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