Märkte: Zarte Risikobereitschaft weiter dominant - IFO-Umfrage im Bauhauptgewerbe prekär
12.12.2023 | Folker Hellmeyer
New York Fed-Umfrage: US-Inflationserwartungen rückläufig
Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0766 (05:26 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0742 in Europas Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 145,64. In der Folge notiert EUR-JPY bei 156,80. EUR-CHF oszilliert bei 0,9441.
Märkte: Zarte Risikobereitschaft dominant
Die Finanzmärkte zeigten sich fortgesetzt im Modus zarter Risikobereitschaft. Diese Entwicklung wurde gestützt von moderateren US-Inflationserwartungen (siehe unten) im Rahmen der Umfrage der New York Federal Reserve als auch heute früh niedrigeren Erzeugerpreisen in Japan. Ergo lieferte der Inflationshintergrund Unterstützung.
Der Datenkalender war gestern dünn. Die veröffentlichten Konjunkturdaten setzten tendenziell negative Akzente. Insbesondere der "Employment Index" aus den USA konnte hinsichtlich des zuvor starken US-Arbeitsmarktberichts nicht überzeugen (siehe Datenpotpourri). Die IFO-Umfrage im deutschen Bauhauptgewerbe (siehe unten) lieferte prekäre Ergebnisse für diesen Sektor der deutschen Wirtschaft.
Von politischer Seite ergaben sich durchwachsene Signale. Trump baut in der Frage der Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Republikaner seine Führung aus. Der Entwurf der Abschlusserklärung bei der COP 28 Veranstaltung in Dubai sieht keinen direkten Ausstieg bei fossilen Brennstoffträgern vor. Diese pragmatische Herangehensweise stößt weder in Berlin noch in Brüssel auf Gegenliebe. Deutschland kommt bei den Haushaltsverhandlungen bisher zu keinem Ergebnis und das Risiko, dass die FDP aus der Ampel austritt, sollte nicht ignoriert werden.
Die Aktienmärkte konnten zumeist leicht an Boden gewinnen. In Europa verzeichnete der DAX einmal mehr historische Höchstmarken. Der Late DAX legte um 0,21% zu, der EuroStoxx 50 um 0,38%. US-Märkte reüssierten. Der S&P 500 stieg um 0,44%, der Dow Jones um 0,51% und der Citi US Tech 100 um 0,96%. Im Fernost kam es zu einer freundlichen oder stabilen Performance (Stand 07.10 Uhr). Der Nikkei (Japan) legte um 0,18% zu, der CSI 300 (China) um 0,04%, der Hangseng (Hongkong) um 1,24%, der Kospi (Südkorea) um 0,44%, während der Sensex (Indien)
um 0,03% nachgab.
An den Rentenmärkten wurde das ermäßigte Renditeniveau gehalten. Die 10-jährige Bundeanleihe rentiert mit 2,25% (Vortag 2,26%), die 10-jährige US-Staatsanleihe mit 4,21% (Vortag 4,25%). Der EUR ist zur Eröffnung gegenüber dem USD kaum verändert. Gold verlor gegenüber dem USD weiter an Boden, Silber konnte das Niveau halten.
IFO-Umfrage im Bauhauptgewerbe prekär
Der vom IFO Institut ermittelte Geschäftsklimaindex des Bauhauptgewerbes sank per November auf -54,1 Punkte und markierte den tiefsten Indexwert in der bis 1991 zurückreichenden Historie. Laut IFO-Umfrage monieren per November 49,1% nach zuvor 48,7% der Wohnungsbauunternehmen einen Auftragsmangel. Es war der achte Anstieg in Folge. Auftragsstornierungen setzten mehr als jedem fünften Unternehmen zu: Der Anteil lag im November bei 21,5% (Vormonat 22,2%).
Lassen wir Herrn Wohlrabe, den Leiter der Ifo-Umfrage, zu Wort kommen: "Den Wohnungsbauunternehmen springen reihenweise die Kunden ab. Die hohen Baukosten und das aktuelle Zinsniveau lassen viele Bauherren verzweifeln. Viele Projekte rechneten sich unter diesen Bedingungen schlicht nicht mehr und müssten zurückgestellt oder gestrichen werden. Für einige Unternehmen wird das schwache Neugeschäft gefährlich. 11,1% der befragten Betriebe meldeten Finanzierungsschwierigkeiten. Im Oktober lag der Anteil noch bei 9,9%. Die Stimmung unter den befragten Betrieben bleibt eisig. Besserung ist im Moment nicht in Sicht."
Kommentar: Die aktuellen Meldungen zur Haushaltskrise der Bundesregierung sollten nicht berücksichtigt sein, da der Großteil der Antworten in der ersten Novemberhälfte einging. Ebenso ist die Insolvenz der Signa-Holding in den aktuellen Daten nicht gespiegelt. Das Bild ist prekär, es ist ein weiterer Warnschuss in Richtung Berlin, umgehend umzusteuern, um strukturellen Schaden in diesem tragenden Sektor der deutschen Ökonomie zu verhindern.
New York Fed-Umfrage: US-Inflationserwartungen rückläufig
Laut Der New York Fed Umfrage sanken die Inflationserwartungen auf Sicht eines Jahres von zuvor 3,6% auf 3,4%. Das entsprach der geringsten Inflationserwartung in dieser Umfrage seit April 2021. Die Erwartungshaltung auf Sicht von drei Jahren war unverändert bei 3,0% und auf Sicht von 5 Jahren gleichbleibend bei 2,7%. Die Erwartungshaltung bezüglich des Arbeitsmarktes war durchwachsen.
Kommentar: Die Umfrage der New York Fed weist damit in dieselbe Richtung wie die Umfrage der Universität Michigan bezüglich der Inflationserwartungen. Diese Tendenz ist positiv unter monetären Stabilitätsgesichtspunkten. Sie ist auch positiv für die Realwirtschaft als auch die Finanzmärkte.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Daten der zweiten Reihe nicht erbaulich
Irland: der von S&P ermittelte Einkaufsmanagerindex des Konsumsektors sank per November von zuvor 47,3 auf 44,5 Punkte. Es war der schwächste Wert seit Dezember 2022.
Portugal: die Handelsbilanz wies per Oktober ein Defizit in Höhe von 7,54 Mrd. EUR nach zuvor -6,74 Mrd. EUR aus.
USD: Arbeitsmarktindex im "zarten" Widerspruch zum BLS Arbeitsmarktbericht
Der Index "Employment Trends" sank per November von zuvor 113.09 (revidiert von 114,16) auf 113,05 Punkte und markierte den zweitschwächsten Wert (schwächster Wert 08/2023 113,00) seit Oktober 2021.
Japan: Erzeugerpreise sinken (J)
Die Erzeugerpreise verzeichneten per Berichtsmonat November im Jahresvergleich einen Anstieg um 0,3% (Prognose 0,1%) nach zuvor 0,9% (revidiert von 0,8%)
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
Hinweis: Der Hellmeyer Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der Netfonds AG, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der Netfonds AG und dem jeweiligen Empfänger zustande.
Die im Hellmeyer Report wiedergegebenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir jedoch keine Gewähr oder Haftung übernehmen können. Soweit auf Basis solcher Informationen im Hellmeyer Report Einschätzungen, Statements, Meinungen oder Prognosen abgegeben werden, handelt es sich jeweils lediglich um die persönliche und unverbindliche Auffassung der Verfasser des Hellmeyer Reports, die in dem Hellmeyer Report als Ansprechpartner benannt werden.
Die im Hellmeyer Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Hellmeyer Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Hellmeyer Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.
Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0766 (05:26 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0742 in Europas Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 145,64. In der Folge notiert EUR-JPY bei 156,80. EUR-CHF oszilliert bei 0,9441.
Märkte: Zarte Risikobereitschaft dominant
Die Finanzmärkte zeigten sich fortgesetzt im Modus zarter Risikobereitschaft. Diese Entwicklung wurde gestützt von moderateren US-Inflationserwartungen (siehe unten) im Rahmen der Umfrage der New York Federal Reserve als auch heute früh niedrigeren Erzeugerpreisen in Japan. Ergo lieferte der Inflationshintergrund Unterstützung.
Der Datenkalender war gestern dünn. Die veröffentlichten Konjunkturdaten setzten tendenziell negative Akzente. Insbesondere der "Employment Index" aus den USA konnte hinsichtlich des zuvor starken US-Arbeitsmarktberichts nicht überzeugen (siehe Datenpotpourri). Die IFO-Umfrage im deutschen Bauhauptgewerbe (siehe unten) lieferte prekäre Ergebnisse für diesen Sektor der deutschen Wirtschaft.
Von politischer Seite ergaben sich durchwachsene Signale. Trump baut in der Frage der Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Republikaner seine Führung aus. Der Entwurf der Abschlusserklärung bei der COP 28 Veranstaltung in Dubai sieht keinen direkten Ausstieg bei fossilen Brennstoffträgern vor. Diese pragmatische Herangehensweise stößt weder in Berlin noch in Brüssel auf Gegenliebe. Deutschland kommt bei den Haushaltsverhandlungen bisher zu keinem Ergebnis und das Risiko, dass die FDP aus der Ampel austritt, sollte nicht ignoriert werden.
Die Aktienmärkte konnten zumeist leicht an Boden gewinnen. In Europa verzeichnete der DAX einmal mehr historische Höchstmarken. Der Late DAX legte um 0,21% zu, der EuroStoxx 50 um 0,38%. US-Märkte reüssierten. Der S&P 500 stieg um 0,44%, der Dow Jones um 0,51% und der Citi US Tech 100 um 0,96%. Im Fernost kam es zu einer freundlichen oder stabilen Performance (Stand 07.10 Uhr). Der Nikkei (Japan) legte um 0,18% zu, der CSI 300 (China) um 0,04%, der Hangseng (Hongkong) um 1,24%, der Kospi (Südkorea) um 0,44%, während der Sensex (Indien)
um 0,03% nachgab.
An den Rentenmärkten wurde das ermäßigte Renditeniveau gehalten. Die 10-jährige Bundeanleihe rentiert mit 2,25% (Vortag 2,26%), die 10-jährige US-Staatsanleihe mit 4,21% (Vortag 4,25%). Der EUR ist zur Eröffnung gegenüber dem USD kaum verändert. Gold verlor gegenüber dem USD weiter an Boden, Silber konnte das Niveau halten.
IFO-Umfrage im Bauhauptgewerbe prekär
Der vom IFO Institut ermittelte Geschäftsklimaindex des Bauhauptgewerbes sank per November auf -54,1 Punkte und markierte den tiefsten Indexwert in der bis 1991 zurückreichenden Historie. Laut IFO-Umfrage monieren per November 49,1% nach zuvor 48,7% der Wohnungsbauunternehmen einen Auftragsmangel. Es war der achte Anstieg in Folge. Auftragsstornierungen setzten mehr als jedem fünften Unternehmen zu: Der Anteil lag im November bei 21,5% (Vormonat 22,2%).
Lassen wir Herrn Wohlrabe, den Leiter der Ifo-Umfrage, zu Wort kommen: "Den Wohnungsbauunternehmen springen reihenweise die Kunden ab. Die hohen Baukosten und das aktuelle Zinsniveau lassen viele Bauherren verzweifeln. Viele Projekte rechneten sich unter diesen Bedingungen schlicht nicht mehr und müssten zurückgestellt oder gestrichen werden. Für einige Unternehmen wird das schwache Neugeschäft gefährlich. 11,1% der befragten Betriebe meldeten Finanzierungsschwierigkeiten. Im Oktober lag der Anteil noch bei 9,9%. Die Stimmung unter den befragten Betrieben bleibt eisig. Besserung ist im Moment nicht in Sicht."
Kommentar: Die aktuellen Meldungen zur Haushaltskrise der Bundesregierung sollten nicht berücksichtigt sein, da der Großteil der Antworten in der ersten Novemberhälfte einging. Ebenso ist die Insolvenz der Signa-Holding in den aktuellen Daten nicht gespiegelt. Das Bild ist prekär, es ist ein weiterer Warnschuss in Richtung Berlin, umgehend umzusteuern, um strukturellen Schaden in diesem tragenden Sektor der deutschen Ökonomie zu verhindern.
New York Fed-Umfrage: US-Inflationserwartungen rückläufig
Laut Der New York Fed Umfrage sanken die Inflationserwartungen auf Sicht eines Jahres von zuvor 3,6% auf 3,4%. Das entsprach der geringsten Inflationserwartung in dieser Umfrage seit April 2021. Die Erwartungshaltung auf Sicht von drei Jahren war unverändert bei 3,0% und auf Sicht von 5 Jahren gleichbleibend bei 2,7%. Die Erwartungshaltung bezüglich des Arbeitsmarktes war durchwachsen.
Kommentar: Die Umfrage der New York Fed weist damit in dieselbe Richtung wie die Umfrage der Universität Michigan bezüglich der Inflationserwartungen. Diese Tendenz ist positiv unter monetären Stabilitätsgesichtspunkten. Sie ist auch positiv für die Realwirtschaft als auch die Finanzmärkte.
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Daten der zweiten Reihe nicht erbaulich
Irland: der von S&P ermittelte Einkaufsmanagerindex des Konsumsektors sank per November von zuvor 47,3 auf 44,5 Punkte. Es war der schwächste Wert seit Dezember 2022.
Portugal: die Handelsbilanz wies per Oktober ein Defizit in Höhe von 7,54 Mrd. EUR nach zuvor -6,74 Mrd. EUR aus.
USD: Arbeitsmarktindex im "zarten" Widerspruch zum BLS Arbeitsmarktbericht
Der Index "Employment Trends" sank per November von zuvor 113.09 (revidiert von 114,16) auf 113,05 Punkte und markierte den zweitschwächsten Wert (schwächster Wert 08/2023 113,00) seit Oktober 2021.
© Reuters/LSEG
Japan: Erzeugerpreise sinken (J)
Die Erzeugerpreise verzeichneten per Berichtsmonat November im Jahresvergleich einen Anstieg um 0,3% (Prognose 0,1%) nach zuvor 0,9% (revidiert von 0,8%)
© Reuters/LSEG
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
Hinweis: Der Hellmeyer Report ist eine unverbindliche Marketingmitteilung der Netfonds AG, die sich ausschließlich an in Deutschland ansässige Empfänger richtet. Er stellt weder eine konkrete Anlageempfehlung dar noch kommt durch seine Ausgabe oder Entgegennahme ein Auskunfts- oder Beratungsvertrag gleich welcher Art zwischen der Netfonds AG und dem jeweiligen Empfänger zustande.
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Die im Hellmeyer Report genannten Kennzahlen und Entwicklungen der Vergangenheit sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen, sodass sich insbesondere darauf gestützte Prognosen im Nachhinein als unzutreffend erweisen können. Der Hellmeyer Report kann zudem naturgemäß die individuellen Anlagemöglichkeiten, -strategien und -ziele seiner Empfänger nicht berücksichtigen und enthält dementsprechend keine Aussagen darüber, wie sein Inhalt in Bezug auf die persönliche Situation des jeweiligen Empfängers zu würdigen ist. Soweit im Hellmeyer Report Angaben zu oder in Fremdwährungen gemacht werden, ist bei der Würdigung solcher Angaben durch den Empfänger zudem stets auch das Wechselkursrisiko zu beachten.