Frank Shostak: Macht Verschuldung den Kapitalismus finanziell instabil?

In dem Maße, in dem die ungedeckten Kredite im Verhältnis zum Angebot an Ersparnissen zunehmen, steht weniger Geld für die Schaffung von echtem Wohlstand zur Verfügung. Weniger Ersparnisse bedeuten folglich weniger Wohlstand. Im Extremfall, wenn jeder nur noch konsumieren würde, ohne etwas zum Sparpool beizutragen, wäre schließlich niemand mehr in der Lage zu konsumieren.


Freie Marktwirtschaft und unbesicherte Kreditvergabe

In einer freien Marktwirtschaft wird es für Intermediäre wie Banken schwierig sein, unbesicherte Kredite auszuweiten, da die Banken aufgrund der unbesicherten Kreditvergabe durch Ersparnisse wahrscheinlich Schwierigkeiten haben werden, ihre Schecks einzulösen. Die Gefahr eines Konkurses dürfte die Banken davon abhalten, die Ausweitung unbesicherter Kredite voranzutreiben.

Daher gibt es in der kapitalistischen Wirtschaft keine inhärente Tendenz, ungesicherte Kredite zu generieren, die die Wirtschaft destabilisieren würden. In der modernen kapitalistischen Wirtschaft ist es die Existenz der Zentralbank, die es den Banken ermöglicht, die rücksichtslose Kreditausweitung zu betreiben, die das kapitalistische System instabil macht.

Die Zentralbank ermöglicht den Banken die Ausweitung von ungesicherten Krediten. Wenn Bank A am Ende des Tages während der Abwicklungszeit 50 Dollar fehlen und sie eine Forderung von Bank B nicht begleichen kann, kann sie einen Teil ihrer Aktiva gegen Bargeld an die Zentralbank verkaufen und so verhindern, dass Bank A "erwischt" wird. Bank A kann sich die 50 Dollar auch sichern, indem sie sie sich bei der Zentralbank leiht. Woher bekommt die Zentralbank das Geld? Sie erzeugt das Geld aus dem Nichts.

Das moderne Bankensystem kann als eine einzige große Bank betrachtet werden, die von der Zentralbank gelenkt und koordiniert wird. Die Banken können in diesem Rahmen als Filialen der Zentralbank betrachtet werden. Durch Geldspritzen sorgt die Zentralbank dafür, dass das Bankensystem "liquide genug" ist, damit sich die Banken nicht gegenseitig in den Bankrott treiben.

Minskys Rahmenwerk beschreibt zwar die gegenwärtige Volatilität der Finanzmärkte, liefert aber keine zufriedenstellende Erklärung auf der Grundlage zuvor festgestellter und identifizierter Phänomene. Minskys Rahmenwerk beschreibt also, erklärt aber nicht. Er schiebt die Schuld für die Instabilität willkürlich der kapitalistischen Wirtschaft zu, ohne diese Behauptung zu belegen.

Im Gegensatz zu Minsky müssen wir zu dem Schluss kommen, dass mit dem Kapitalismus alles in Ordnung ist. Um die Bedrohung durch Boom-Bust-Zyklen zu vermeiden, müssen alle Schlupflöcher für die Geldschöpfung aus dem Nichts geschlossen werden. Nicht so, argumentieren Minsky und die postkeynesianische Schule der Wirtschaftswissenschaften. Im Gegenteil, sie sind der Meinung, dass jeder Versuch, zu einer echten Laissez-faire-Wirtschaft zurückzukehren, ein Rezept für eine wirtschaftliche Katastrophe ist.

Diese Antwort ist nicht überraschend, da Minsky von vornherein akzeptierte, dass der Kapitalismus instabil ist, und diese Prämisse daher nie in Frage stellte. Für Minsky besteht die einzige Möglichkeit, den angeblich instabilen Kapitalismus zu reparieren, in einer stärkeren Einmischung der Regierung und der Zentralbank in die Wirtschaft.


Schlussfolgerung

Im Gegensatz zur postkeynesianischen Schule der Wirtschaftswissenschaften und zu Minsky macht die Existenz der Zentralbank den derzeitigen wirtschaftlichen Rahmen instabil. Außerdem ist es nicht die Ausweitung der Verschuldung als solche, die zu Instabilität führt, sondern die Ausweitung der Kredite.

Durch ungedeckte Kredite werden Ersparnisse von produktiven Aktivitäten zu unproduktiven Aktivitäten umgeleitet, was wiederum den Prozess der Wohlstandserweiterung schwächt. Daraus können wir schließen, dass Minskys Hypothese der finanziellen Instabilität nicht besagt, dass das kapitalistische System von Natur aus instabil ist. Die von Minsky festgestellte Instabilität hat nichts mit dem Kapitalismus zu tun, sondern vielmehr damit, dass die Zentralbank das effiziente Funktionieren des Kapitalismus verhindert.


© Frank Shostak



Dieser Artikel wurde am 21.12.2023 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.