ZPMO Newsletter: Gold-Korrektur
03.12.2004 | Rainer Meier
Was musste dieser "arme" Greenback in den letzten Tagen nicht alles hören!Selbst das Boulevard fühlte sich berufen, Kommentare zum Dollar abzugeben. Aber wie heisst es doch so schön: Wenn die Nacht am Dunkelsten ist, beginnt ein neuer Tag!
So auch bei den Währungen und Erdöl.
Noch vor dem Dollar begann die Korrektur beim Oel. Die Reserven sind höher als erwartet, Lieferengpässe durch Streiks und Anschläge gibt es zur Zeit nicht. Jetzt werden spekulative Langpositionen aufgelöst und hoffentlich Gewinne realisiert. Das die gleichen "Fachleute", die Oel bei 75 $/Barrel gesehen haben, jetzt plötzlich Preise sehen von unter 30 $/Barrel ist fast schon natürlich. Ernsthafte Quellen sehen einen reellen Oelpreis zwischen 37 - 42 $/Barrel als realistisch und eine Beruhigung des Marktes.
Es scheint auch beim Gold vorerst kein weiterer Höhenflug in Sicht. Nachdem wir 457 US$/oz gesehen haben, ist die Luft auf diesem Preisniveau vorerst recht dünn geworden. Die hektischen Kursausschläge von heute Freitag, deuten darauf hin, dass eine Richtungsänderung durchaus möglich scheint.
Dollar tiefer = Gold höher war in den vergangenen Wochen eine oft zitierte Redewendung und hat sich auch bewahrheitet.
Eine wichtige Frage stellt sich immer dringender. Wie lange schauen die asiatischen Zentralbanken diesem Werte-Verfall noch zu?
Rund 2.000 Mrd. Dollar Währungsreserven haben sich im asiatischen Raum angesammelt. Davon sind ca. 90% in US-Dollar, der Rest in Euro und andere Währungen. Dass es sich bei der gegenwärtigen Währungskonstellation nicht um eine sagenhafte Euro-Stärke handelt, hat in der Zwischenzeit fast jeder begriffen. Selbst Politiker sehen mittlerweile eine Gefahr für das zarte Pflänzchen "Aufschwung Europa" bei weiter steigenden Euro-Kursen.
Ein weiteres Indiz für einen schwachen Dollar und eben nicht ein starker Euro ist die Zurückhaltung der Zentralbanken grössere Euro-Positionen aufzubauen. Die Phase der verbalen Interventionen dürfte noch etwas anhalten, bevor dann mit gröberem Geschütz aufgefahren wird. Die japanische Zentralbank hat, so wollen gut unterrichtete Kreise wissen, umgerechnet 440 Mrd. US$ für Interventionen zugunsten des Greenback bereit gestellt. Dieser Betrag entspricht beinahe dem Handelsbilanz-Defizit der USA!
Eine massive, globale Intervention zu Gunsten des Dollar hätte natürlich auch Auswirkungen auf das Gold. Wie o.e. Dollar tiefer = Gold höher müsste dann der Markt auch umgekehrt reagieren. Nämlich: Dollar höher = Gold tiefer!
Wir sind uns alle einig, dass Interventionen meist nur von kurzer Dauer sind und selten nachhaltig wirken. Solange die USA massiv über ihren Verhältnissen leben, wird sich am, grundsätzlich, schwachen Dollar nichts ändern.
Ein weiterer Grund für eine mögliche Goldpreis-Korrektur sind die Kurse der Goldminen-Aktien. Trotz des höheren Goldpreises gingen die Kurs kontinuierlich zurück. Das mahnt doch zur Vorsicht. Lange Zeit blieb das Silber bei 7,50 US$/oz praktisch stehen. Erst in den letzten zwei Tagen kam Leben in den Silberpreis. Vorerst hat Silber nur die höheren Goldpreise nachvollzogen. Die ganz grosse Rally ist das noch nicht!
Ist ein Goldpreis von 360 US$/oz möglich? Ich meine: Ja!
Das heisst nicht, dass dann die ganze Herrlichkeit und die glanzvollen Tage des Goldes vorbei sind. Der Markt hätte sich dann um 50% korrigiert und wäre bereit von dieser Plattform aus, im zweiten Halbjahr 2005, die Marke von 500 US$/oz zu nehmen! Gleichzeitig ist eine kurzfristige Erholung des US-Dollar gegenüber den Hauptwährungen im Bereich des möglichen.
1,20 – 1,22 US$/CHF
1,23 – 1,25 Euro/US$
Wird zugunsten des Greenback interveniert und der Goldpreis korigiert nicht, ist dies ein absolutes Gold-Kauf-Signal!
Dies wäre nicht nur ein Misstrauens-Votum der Märkte sondern eine deutliche und kaum zu überbietende Absage an die europäische Einheitswährung!
© Rainer Meier
Edelmetall-Spezialist, sowie Nahost- und Militär Experte
