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Läuft Butter, läuft Käse, und dazu eine Delikatesse

06.01.2008  |  Manfred Gburek
Nachdem der Goldpreis, unterbrochen nur durch gesunde Korrekturen, erwartungsgemäß von Rekord zu Rekord eilt, möchte ich dieses Thema heute anders als sonst kommentieren. Dass die Preisspitze vom Januar 1980 erreicht ist, hat bestenfalls für Nostalgiker Bedeutung. Beachtlicher ist da schon, dass der Börsenwert des weltweit führenden Goldkonzerns, Barrick Gold aus Kanada, inzwischen über dem der Investmentbank Merrill Lynch liegt: Gold schlägt Geld.

Ist Ihnen nicht auch aufgefallen, dass in den vergangenen Tagen besonders die marktbreiten Aktien der großen Goldkonzerne auffallend hohe Kursgewinne zu verzeichnen hatten? Dabei schlugen die Käufe der Fonds zu Buche, und das wird noch eine Weile anhalten. Sogar die bis dahin eher lahme Newmont-Aktie wurde nach oben getragen, und die hier vor zwei Wochen positiv kommentierten Südafrikaner haussierten ebenfalls. Nachdem Goldman Sachs die Aktien von Gold Fields schon Ende Oktober 2007 zum Kauf empfohlen hatte, rang sich am 4. Januar auch die UBS zu einer Kaufempfehlung durch. Mein Fazit mündet in eine Empfehlung: Halten Sie an allen gängigen Gold-, aber auch Silberaktien fest, an Anlagemünzen und Barren sowieso. Denn wir kommen jetzt in eine Phase der Edelmetallhausse, die von Börsianern mit diesem Spruch kommentiert wird: Läuft Butter, läuft Käse.

Ein delikates Goldthema dürfte übrigens bald schon wieder auf den Tisch kommen und die Begehrlichkeiten von Politikern und anderen Opportunisten wecken: der Schatz der Bundesbank. In deren Geschäftsbericht 2006 steht auf Seite 135: "Die Bundesbank hält zum Jahresende 3 422 542 kg oder 110 Millionen Unzen Feingold (ozf). Die Bewertung des Goldes erfolgt zum Marktpreis (1 kg = 15 518,78 € oder 1 ozf = 482,688 €)." Daraus errechnet sich laut Bundesbank ein Schatz von etwas über 53,1 Milliarden €, nachzulesen auf Seite 126 ihres Geschäftsberichts. Legen wir nun den Goldpreis von rund 571 € zum Jahresende 2007 und einen so gut wie unveränderten Goldbestand zugrunde, ergibt sich ein Preisanstieg um 18,3%. Oder, auf den Schatz der Bundesbank bezogen, ein um gut 9,7 Milliarden auf 62,8 Milliarden € erhöhter Wert. Und das, nachdem der Anstieg von Ende 2005 bis Ende 2006 bereits 5,2 Milliarden € betrug. Macht zusammen 14,9 Milliarden €, die sich durch die Hausse Anfang 2008 auf über 15 Milliarden € erhöht haben.

Während frühere Vorschläge zur Verwendung des Goldschatzes, wie etwa die vom heutigen Chef der Sachverständigen-Kommission Rürup oder vom ehemaligen Bundesbank-Präsidenten Welteke, eher für das Kabarett als für eine ernsthafte Diskussion geeignet waren, wird die Sache demnächst anders aussehen. Denn wegen der wohl dramatischen Folgen der erst verbrieften und danach geplatzten US-Hypothekenkredite schlittern wir gerade in eine Krise von unbekanntem Ausmaß. Danach wird auch der jetzige - fähige - Bundesbank-Präsident Weber klein beigeben und irgendwie etwas vom Goldschatzgewinn abgeben müssen. Über das Wie wird man sich dann streiten wie die sprichwörtlichen Kesselflicker, zumal das im Jahr 2004 bis 2009 verlängerte Agreement der europäischen Notenbanken zur Begrenzung von Goldverkäufen einen klaren, von 15 Ländern getragenen Beschluss zur Weiterführung erfordern wird - und zumal der Bundesbank-Gewinn aus dem Anstieg des Goldpreises eine äußerst zweifelhafte Größe ist, weil er neben Goldforderungen auf Goldbeständen beruht, deren Existenz nicht nachgewiesen ist.

Die Begehrlichkeiten, die der Schatz der Bundesbank wecken wird, dürften nur ein ganz kleiner Teil dessen sein, was Handelsblatt-Chefredakteur Ziesemer in der Weihnachtsausgabe seiner Zeitung wie folgt treffend formulierte: "Der Zeitgeist weht von links: quer durch die Gesellschaft, quer durch alle Parteien." Dass er zu wehen begonnen hat, manifestiert sich ja schon in Aufrufen wie "Alles wird teurer, wir auch" (IG Metall) oder "Wohnungen bauen, Mieter schützen" (SPD München) - wobei man das Anliegen der IG Metall durchaus verstehen kann, während der auf Stimmenfang zur Kommunalwahl ausgerichtete SPD-Spruch ein in sich widersprüchliches dummes Zeug ist.

Nun mag man darüber lachen oder weinen, ernst zu nehmen ist das politische Geschehen allemal, und zwar aus folgendem Grund: In Deutschland macht sich offenbar eine Art Zensur breit, erst langsam und von der Öffentlichkeit kaum beachtet, aber mit etwas Sensibilität spürbar. Mich überkam so ein Gefühl bei der ARD-Fernsehsendung "Scheibenwischer" am 29. Dezember, als mich Hänger und zum Teil müde Pointen an Jonas & Co. zweifeln ließen. Tags darauf besuchte ich die "Wühlmäuse" in Berlin, wo Kabarettist Buchholz Pointen am laufenden Band zum Besten gab. Eine davon ließ mich wieder an den "Scheibenwischer" denken und machte mich ganz nachdenklich: Buchholz wurde einmal der Fernsehauftritt verweigert, weil er auf dem vorher eingereichten Text bestand, die Fernsehzensur aber auf dessen Änderung. Wenn Sie gewürzte politische Gedankenfreiheit suchen, klicken Sie also auch auf www.martin-buchholz.de.

Ansonsten existiert in Deutschland, trotz der schlimmen politischen Attacken auf die Zeitschrift "Cicero", zumindest in Bezug auf viele Printmedien noch so etwas wie Pressefreiheit. In eigener Sache: Kaufen Sie mein Lexikon, bevor es wegen seiner kritischen Äußerungen einer einstweiligen Verfügung zum Opfer fällt.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu





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