Das Richtige tun
09.01.2008 | Theodore Butler
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Und schließlich gibt es auch noch einen weiteren Grund, warum ich nicht öffentlich über die COTs geschrieben habe: Es gab andere wichtige Dinge, über die geschrieben werden musste, nämlich den Dialog mit der CFTC bezüglich der konzentrierten Short-Position, so auch über die Sammelklage gegen Morgan Stanley und auch über die Dinge bei Barclays. Das heißt jedoch nicht, dass ich die Veränderungen in den COT-Berichten nicht genau verfolgt hätte oder dass ich denken würde, sie wären nicht mehr wichtig. Die Wahrheit ist, dass der COT das zukünftige Marktverhalten zwar nicht immer akkurat und zeitnah erklären kann, er scheint jedoch immer die wichtigen Bewegungen zu erklären. Ich gehe davon aus, dass der COT irgendwann gar nicht mehr so wichtig sein wird - gerade was Silber angeht. Ich denke jedoch nicht, dass wir schon an diesem Punkt angekommen sind. Ich bin mit den COTs nicht verheiratet, wenn sie keinen Sinn mehr machen, dann bleibe ich auch nicht bei ihnen.
Dass ich die COTs seit so langer Zeit verfolge, liegt daran, dass sie die logischste und am besten überprüfbare Datenquellen zur Erklärung der Investitionsflüsse darstellen. Mit anderen Worten: Der COT zeigt, wer kurzfristig kauft und verkauft.
Man sagt, dass die Preise bei den Spannen gemacht werden. Das heißt, Preisveränderungen für ein jegliches Gut kommen nur aufgrund eines kleinen Anteils an Handelsaktionen (Käufe und Verkäufe) zustande - gemessen an allen Handelsaktionen, die für diese Güter bestehen. Soweit ich das überschauen kann, werden die Preise für Gold und Silber, stärker als durch alle anderen Handelsaktionen, durch den Handel an der COMEX beeinflusst. Dennoch scheinen bis jetzt nur wenige diesen Einfluss der COMEX wahrgenommen zu haben.
Einige Beispiele: Während der 200 $-Markterholung des Goldpreises seit August bis heute (extrapoliert von den Daten des jüngsten COT) fanden an der COMEX mehr Netto-Buchungen statt, als an irgendeinem anderen Ort. Die technisch ausgerichteten, großen Spekulanten kauften mehr als 16 Millionen Unzen in Gold-Futures - oder aber das Vierfache der 4 Millionen Unzen, die in derselben Zeit in den großen Gold-ETF, GLD, gingen.
Während der 65 $-Markterholung beim Gold während der letzten zwei Wochen, kauften Spekulanten an der COMEX mehr als 5 Millionen Unzen in Goldfutures (auch hier wieder extrapoliert) im Vergleich zu der Menge von 400.000 Unzen, die in den GLD gingen. Während des 50 $-Sell-Offs beim Goldpreis im November verkauften COMEX-Spekulanten 3,5 Millionen Unzen - verglichen mit 300.000 Unzen im GLD. Wie immer standen und stehen die Händler auf der entgegengesetzten Seite zu den Spekulanten.
Ich möchte damit nur zum Ausdruck bringen, dass es die Anhäufungen und die Liquidierungen von Gold-Futures-Kontrakten (und Silber-Futures-Kontrakten) an der COMEX sind, die hauptsächlich den Preis steuern - im Wesentlichen, weil hier mehr Metall-Äquivalent im Spiel ist, als in jedem anderen überprüfbaren Markt.
Also: Wo stehen wir gerade - COT-mäßig? Im jüngsten Gold-COT-Bericht, nach Stand vom 31. Dezember, zeigen sich extreme, historische Höchststände in einer ganzen Anzahl von Kategorien. Extrapoliert man vom Ausgangsdatum, dann scheint es sicher, dass sich neue Rekorde eingestellt haben - aufgrund von täglichen Änderungen des Preises, Volumens und Open Interests.
Wir haben einen historischen Höchststand bei den spekulativen Netto- und Brutto-Long-Positionen wie auch bei den Netto- und Brutto-Short-Positionen der Händler. Mit anderen Worten: Die Großen Spekulanten sind nie zuvor stärker long gegangen und die Händler nie zuvor stärker short als es bei den COMEX-Gold-Futures zurzeit der Fall ist. Auch zeigt die konzentrierte Short-Position der 4 bis 8 größten Goldhändler an der COMEX ganz entschieden neue, noch nicht dagewesene Extremrekordstände auf.
Beim Silber sind wir noch nicht in der Nähe solcher Rekorde - nicht bei den spekulativen Netto- und Brutto-Long-Positionen und auch nicht bei den Netto- und Brutto-Short-Positionen der Händler. Wir sind jedoch immer noch sehr nah an den kritischen Rekordmarken für die konzentrierte Netto-Short-Position, die von den vier größten Händlern gehalten wird. Bitten verstehen sie das nicht falsch und denken sie nicht, die Short-Position beim Silber wäre klein. In Wahrheit ist sie eine Klasse für sich.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Commercials, als Gruppe, zögern, den Silberpreis nach oben gehen zu lassen, wie beim Gold, denn sie wollen nicht länger Silber leerverkaufen, wie sie es bis jetzt müssen.
Interessanterweise befindet sich die Spread-Position der Non-Commercials - beim Silber wie auch beim Gold - in der Nähe der historischen Extreme. Ich davon aus, so habe ich es auch an die CFTC geschrieben, dass es für diese großen Spread-Positionen keine ökonomische Rechtfertigung gibt. Ich glaube, dass die Spreads einzig und allein dem Zweck dienen, den Konzentrationsumfang des von den großen Händlern gehaltenen Marktanteils künstlich herunter zu spielen. Weder die CFTC noch irgendjemand anders haben sich zu meiner Überzeugung geäußert.
Das Endresultat - die derzeitige Marktstruktur - ist extrem. Ja, die Händler haben noch eine ganze Stange Geld offen bei ihren offenen Positionen. Ja, die Spekulanten sitzen auf einem Haufen offener Gewinne und scheinen wirklich Oberhand zu gewinnen. Es könnte gut möglich sein, dass wir Zeuge der endgültigen Zerstörung der Short-Händler beim Gold- und Silber werden. Wenn die Händler jetzt dazu übergehen in der Aufwärtsbewegung glattzustellen, dann wird die Preisbewegung viel explosiver ausfallen, als das, was wir bisher gesehen haben.
Auf der anderen Seite sprechen wir über offene Positionen, die noch glattstellt werden müssen. Mit anderen Worten: Es ist nicht vorbei, solange es nicht auch wirklich vorbei ist. Denkt man an das bisher Geschehene und an ihren Vorrat an schmutzigen Tricks, dann fühle ich mich nicht ganz wohl, hier das Ende der Händler anzukündigen, solange sie nicht wirklich einen Holzpflock im Herzen stecken haben. Langfristige Silberpositionen sollten gehalten werden, jedoch im Wissen, dass wir uns auf hochriskantem Gebiet bewegen.
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 07.01.2008 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.