Besiege die Inflation
13.01.2008 | Manfred Gburek
Zunächst in eigener Sache: Das Thema Inflation beherrscht nicht nur zunehmend die Schlagzeilen der Medien, sondern geht den meisten Deutschen auch immer mehr unter die Haut. Die zitierte Überschrift ist der Titel eines von mir verfassten 23seitigen sog. Booklets, das neben den hier vor einigen Wochen wiedergegebenen 7 Thesen zur Inflation 84 Tipps enthält, wie Sie selbst diese besiegen können. Sie erhalten die Schrift über www.quell-online.de oder über die Redaktion Quell, Saalgasse 12, 60311 Frankfurt, Tel. 069/21 99 49 40, Fax 069/21 99 49 42. Der Preis beträgt 4,95 € (online) bzw. 5,95 € zuzüglich 2,50 € Versandkosten (gedruckt). Bei der gedruckten Ausgabe entfallen ab 10 Exemplaren die Versandkosten, und ab 50 gedruckten Exemplaren erhalten Sie, außer dem Abzug der Versandkosten, 25% Rabatt.
Als ständiger Verfolger des Goldpreises einschließlich der Kräfte, die auf ihn einwirken, fand ich am Freitag zwei Beobachtungen bemerkenswert: Erst hängte sich Spiegel Online daran fest, dass der Preis des Edelmetalls am New Yorker Terminmarkt für ganz kurze Zeit 900 Dollar je Unze (31,1 g) überschritten hatte, dann las ich diese Meldung am Bahnsteig einer Münchner U-Bahn. Gott sei Dank - alle Goldfans mögen mir verzeihen - sank der Preis wieder schnell unter 900 Dollar. Denn falls alle Spiegel Online-Leser und Münchner U-Bahn-Fahrer durch solche Meldungen rebellisch gemacht und anschließend von ihren Banken und Sparkassen zum Kauf von problematischen Goldzertifikaten animiert würden, hieße das für mich: raus aus dem Gold. Doch so weit ist es noch nicht. Bester Beweis dafür: Neben der Preiskorrektur beim Edelmetall entwickelten sich auch die Kurse der Gold- und Silberaktien an diesem Tag recht verhalten. Gut so, der nächste Anstieg kann kommen.
Bei allem Wortgeklingel von Seiten der US-Notenbank Fed, der EZB und der vielen Volkswirte, die sich nun zum Thema Inflation äußern: Wenn EZB-Präsident Trichet, wie zuletzt am vergangenen Donnerstag, mit der Aussage an die Öffentlichkeit tritt, er sei bereit, Inflationsrisiken präventiv zu verhindern, sollte man dies erst einmal ernst nehmen. Denn es handelt sich um einen der letzten Versuche, die drohenden Inflationserwartungen breiter Bevölkerungskreise zu stoppen. Doch das wird Trichet und den sog. Falken in der EZB nicht mehr gelingen. Am Ende, noch in diesem Jahr, wird es eine konzertierte Aktion aller großen Notenbanken zur Rettung vor einem internationalen Finanzkollaps geben. Bis dahin sollten Sie alle Aussagen und Entscheidungen, die demnächst von höchster Stelle zu erwarten sind, vor allem unter psychologischen Aspekten bewerten.
Psychologie sollte jetzt erst recht für Ihre Geldanlagen zu einem dominierenden Faktor werden. Ich meine damit Folgendes: Wenn Sie, wie hier immer wieder empfohlen, primär auf Gold gesetzt haben, könnten Sie der Versuchung erliegen, Ihre beachtlichen Gewinne mitzunehmen. Aber das dürfte sich im Großen und Ganzen als verfrüht erweisen. Warum?
1. Verfolgen Sie beispielsweise die sog. technischen Reaktionen des Goldpreises. Sie werden immer wieder von neuen Höchstständen überboten. Ich finde diese Reaktionen prima, deuten sie doch darauf hin, dass es heute offenbar noch genug Pessimisten gibt - die Optimisten von morgen und übermorgen.
2. Ich lese und höre immer wieder in Kommentaren, der Goldpreis habe wegen des fallenden Dollarkurses oder wegen des steigenden Ölpreises zugelegt. Gewiss, beide Entwicklungen wirken sich auch auf den Goldpreis aus. Gehen wir indes einige Wochen zurück, als für den Euro schon einmal mehr als 1,48 Dollar gezahlt wurden und der Goldpreis erheblich niedriger stand als heute, stellen wir fest: Es muss wohl starke Kräfte außerhalb von Dollar und Öl geben, also Käufer, die Gold im Verhältnis zu allen Währungen einfach für unterbewertet halten. Grund: Die Inflation und erst recht die Inflationserwartungen lassen die Realzinsen (Nominalzinsen abzüglich Inflationsraten) für immer mehr Währungen ins Minus rutschen.
3. Wegen dieses Ausschlag gebenden Antriebsfaktors befinden wir uns also längst noch nicht auf dem Goldpreisgipfel. Außerdem gibt es genug Parallelen aus anderen Bereichen und vergangenen Trends, die belegen, dass Kurse bzw. Preise meistens erst nach mehrfachem Gipfelsturm den Abwärtstrend einschlagen. So verhielt es sich etwa mit der deutschen und der US-Börse in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts, mit den Edelmetallen ein Jahrzehnt später, ja sogar mit deutschen Wohnimmobilien bis zum Beginn der 90er Jahre. Die von Technologieaktien angeführte Hausse in der zweiten Hälfte der 90er Jahre zeigte dann besonders markant, wie sich ein von zwischenzeitlichen Rückschlägen unterbrochener Aufwärtstrend entwickeln kann, wenn die Notenbanken nach den Rückschlägen genug Liquidität zur Verfügung stellen: Dem ersten Kurseinbruch 1997 (Asienkrise) folgte schon ein Jahr darauf der zweite (Russland-LTCM-Krise), aber erst im März 2000 brachen die Kurse der bis dahin favorisierten Technologieaktien endgültig ein.
Nun bezweifelt wohl kaum noch jemand, dass insbesondere die Fed genug Liquidität zur Verfügung stellen wird, wenn es darauf ankommt; und die EZB wird - bei allen Inflationswarnungen von Trichet & Co. - nicht gerade das Gegenteil tun. Damit gewinnt das Argument an Bedeutung, dass Anleger weltweit auf Gold setzen, weil sie dadurch den negativen Realzinsen entgehen und so ihre Kaufkraft erhalten. "Besiege die Inflation" (s.o.), dieser Rat hat also oberste Priorität.
Zum Schluss nochmals in eigener Sache: Viele Leser dieser wöchentlichen Kolumne melden sich bei mir, um Geld- und Anlagerat einzuholen. Ich kann ihnen einfach schon aus zeitlichen Gründen nicht helfen, weil das bedeuten würde, sich mit Hunderten (oder noch mehr) von individuellen Finanzplänen zu beschäftigen. Da ich jedoch versucht habe, die wichtigsten Aspekte der Geldanlage in meinem immerhin 1004 Seiten umfassenden Lexikon "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" aus der Sicht von Menschen "wie du und ich" zu erläutern, müsste dieses Werk allen Ratsuchenden entscheidend weiter helfen (Bestellungen am besten über den einschlägigen Buchhandel oder direkt beim Verlag www.litera-tour.de).
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Als ständiger Verfolger des Goldpreises einschließlich der Kräfte, die auf ihn einwirken, fand ich am Freitag zwei Beobachtungen bemerkenswert: Erst hängte sich Spiegel Online daran fest, dass der Preis des Edelmetalls am New Yorker Terminmarkt für ganz kurze Zeit 900 Dollar je Unze (31,1 g) überschritten hatte, dann las ich diese Meldung am Bahnsteig einer Münchner U-Bahn. Gott sei Dank - alle Goldfans mögen mir verzeihen - sank der Preis wieder schnell unter 900 Dollar. Denn falls alle Spiegel Online-Leser und Münchner U-Bahn-Fahrer durch solche Meldungen rebellisch gemacht und anschließend von ihren Banken und Sparkassen zum Kauf von problematischen Goldzertifikaten animiert würden, hieße das für mich: raus aus dem Gold. Doch so weit ist es noch nicht. Bester Beweis dafür: Neben der Preiskorrektur beim Edelmetall entwickelten sich auch die Kurse der Gold- und Silberaktien an diesem Tag recht verhalten. Gut so, der nächste Anstieg kann kommen.
Bei allem Wortgeklingel von Seiten der US-Notenbank Fed, der EZB und der vielen Volkswirte, die sich nun zum Thema Inflation äußern: Wenn EZB-Präsident Trichet, wie zuletzt am vergangenen Donnerstag, mit der Aussage an die Öffentlichkeit tritt, er sei bereit, Inflationsrisiken präventiv zu verhindern, sollte man dies erst einmal ernst nehmen. Denn es handelt sich um einen der letzten Versuche, die drohenden Inflationserwartungen breiter Bevölkerungskreise zu stoppen. Doch das wird Trichet und den sog. Falken in der EZB nicht mehr gelingen. Am Ende, noch in diesem Jahr, wird es eine konzertierte Aktion aller großen Notenbanken zur Rettung vor einem internationalen Finanzkollaps geben. Bis dahin sollten Sie alle Aussagen und Entscheidungen, die demnächst von höchster Stelle zu erwarten sind, vor allem unter psychologischen Aspekten bewerten.
Psychologie sollte jetzt erst recht für Ihre Geldanlagen zu einem dominierenden Faktor werden. Ich meine damit Folgendes: Wenn Sie, wie hier immer wieder empfohlen, primär auf Gold gesetzt haben, könnten Sie der Versuchung erliegen, Ihre beachtlichen Gewinne mitzunehmen. Aber das dürfte sich im Großen und Ganzen als verfrüht erweisen. Warum?
1. Verfolgen Sie beispielsweise die sog. technischen Reaktionen des Goldpreises. Sie werden immer wieder von neuen Höchstständen überboten. Ich finde diese Reaktionen prima, deuten sie doch darauf hin, dass es heute offenbar noch genug Pessimisten gibt - die Optimisten von morgen und übermorgen.
2. Ich lese und höre immer wieder in Kommentaren, der Goldpreis habe wegen des fallenden Dollarkurses oder wegen des steigenden Ölpreises zugelegt. Gewiss, beide Entwicklungen wirken sich auch auf den Goldpreis aus. Gehen wir indes einige Wochen zurück, als für den Euro schon einmal mehr als 1,48 Dollar gezahlt wurden und der Goldpreis erheblich niedriger stand als heute, stellen wir fest: Es muss wohl starke Kräfte außerhalb von Dollar und Öl geben, also Käufer, die Gold im Verhältnis zu allen Währungen einfach für unterbewertet halten. Grund: Die Inflation und erst recht die Inflationserwartungen lassen die Realzinsen (Nominalzinsen abzüglich Inflationsraten) für immer mehr Währungen ins Minus rutschen.
3. Wegen dieses Ausschlag gebenden Antriebsfaktors befinden wir uns also längst noch nicht auf dem Goldpreisgipfel. Außerdem gibt es genug Parallelen aus anderen Bereichen und vergangenen Trends, die belegen, dass Kurse bzw. Preise meistens erst nach mehrfachem Gipfelsturm den Abwärtstrend einschlagen. So verhielt es sich etwa mit der deutschen und der US-Börse in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts, mit den Edelmetallen ein Jahrzehnt später, ja sogar mit deutschen Wohnimmobilien bis zum Beginn der 90er Jahre. Die von Technologieaktien angeführte Hausse in der zweiten Hälfte der 90er Jahre zeigte dann besonders markant, wie sich ein von zwischenzeitlichen Rückschlägen unterbrochener Aufwärtstrend entwickeln kann, wenn die Notenbanken nach den Rückschlägen genug Liquidität zur Verfügung stellen: Dem ersten Kurseinbruch 1997 (Asienkrise) folgte schon ein Jahr darauf der zweite (Russland-LTCM-Krise), aber erst im März 2000 brachen die Kurse der bis dahin favorisierten Technologieaktien endgültig ein.
Nun bezweifelt wohl kaum noch jemand, dass insbesondere die Fed genug Liquidität zur Verfügung stellen wird, wenn es darauf ankommt; und die EZB wird - bei allen Inflationswarnungen von Trichet & Co. - nicht gerade das Gegenteil tun. Damit gewinnt das Argument an Bedeutung, dass Anleger weltweit auf Gold setzen, weil sie dadurch den negativen Realzinsen entgehen und so ihre Kaufkraft erhalten. "Besiege die Inflation" (s.o.), dieser Rat hat also oberste Priorität.
Zum Schluss nochmals in eigener Sache: Viele Leser dieser wöchentlichen Kolumne melden sich bei mir, um Geld- und Anlagerat einzuholen. Ich kann ihnen einfach schon aus zeitlichen Gründen nicht helfen, weil das bedeuten würde, sich mit Hunderten (oder noch mehr) von individuellen Finanzplänen zu beschäftigen. Da ich jedoch versucht habe, die wichtigsten Aspekte der Geldanlage in meinem immerhin 1004 Seiten umfassenden Lexikon "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" aus der Sicht von Menschen "wie du und ich" zu erläutern, müsste dieses Werk allen Ratsuchenden entscheidend weiter helfen (Bestellungen am besten über den einschlägigen Buchhandel oder direkt beim Verlag www.litera-tour.de).
© Manfred Gburek
www.gburek.eu