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In den Wind gesprochen

14.01.2008  |  Hans Jörg Müllenmeister
Klar, im entscheidenden Präsidentschaftsjahr 2008 wird das "Dream-Team" auf den Bahamas den Dow noch einmal kurz auf die 20.000-Punkte-Schranke hieven wollen. Danach ist dann Schuß für Jahre. Schauen Sie sich vergleichsweise den Nikkei an. Nicht einmal 50% hat er seit seinem Hoch von 1990 wett gemacht.

Die weltweite Zockerbörsen sind entartet zu Selbstbedienungskasinos der Hochfinanz. Und jetzt, oh Schreck, läuft ihnen das Gold davon. Selbst der Kleinanleger riecht die Lunte der Inflationsbombe. Da kann man nur noch an der optisch entscheidenden 1.000-USD-Marke pro Unze schnell einen Wassergraben einziehen. Viele von uns werden rein plumpsen. Einige haben dann die Hosen voll, der Graben wird aber in der Hitze des Marktes schnell austrocknen. Fast jedem ist jetzt klar: die Realverzinsung hat negatives Terrain erreicht. Das geschah dreimal im abgelaufenen Jahrhundert, und immer dann feierte das gelbe Metall goldene Hochzeit. Vergessen Sie nicht die neu hinzu gekommenen goldgedeckten ETF’s in Schanghai. Na, hoffentlich sind sie auch wirklich goldunterlegt. Aber was ist mit den riesigen Short-Positionen der Commercials? Kommt es bis Februar zu einem Short-Squeeze? Inzwischen bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob die Produzentenseite nachhaltig liefern kann. Allein Südafrikas Goldproduktion schwächelt dahin. Minenunfälle nehmen drastisch zu, ebenso die HIV-Rate der Minenarbeiter, und der Tiefbergbau wird immer aufwendiger. Die famosen Produktionszahlen von einst sind dahin.

Und was macht der kleiner Bruder Silber? Gerade ist er aus dem Schlummer erwacht. Bald ist Schluß mit lustig, da man für eine Unze Gold üppige 56 Unzen Silber berappen mußte. Die findige Industrie entdeckt immer neue tonnenverschlingende Anwendungen für Silber. Lassen Sie es mal zu einer ausgewachsenen Rezession kommen, dann geht die Produktion an Basismetallen zurück. Silber, das „Zubrot“ von Kupfer, Zink und Blei würde kräftig mit reduziert. Und schauen Sie sich die extrem maroden Überlandleitungen (Blitzeisbefall) in USA an. Keine Elektrizität mehr in Hunderttausenden von Haushalten. Das ist ein Dauerthema! Mit dem maroden Überlandleitungsnetz der Staaten kann die USA keinen Staat machen.

Statt unerhört viel Kapital in die Rüstung zu stecken, könnten die USA z. B. die Infrastruktur Nordamerikas aufrüsten. Der Exportartikel Dollar hat abgewirtschaftet. Jetzt könnte ein Konjunkturprogamm riesigen Ausmaßes starten, dass die herunter gewirtschaftete Infrastruktur der USA modernisiert und Schulen aufbaut. Dem jungen Volk könnte man wieder Mores lehren. Nicht genug damit, dass im Jahre 2005 an die 10,8 Mio. US-Bürger Hunger litten. Dieser herbe Tatbestand wird verbrämt mit schönen Worten, denn seit November 2006 spricht die Regierung nicht von den Hungernden in der Bevölkerung, sondern zynisch von „Menschen mit sehr geringer Nahrungssicherheit“. Agrarflächen werden für genmanipuliere Bioprodukte ausgewiesen, wie etwa Mais. Das sind zum größten Teil keine Nahrungsmittel für die Mägen der Hungernden, sondern Ausgangsstoffe für subventionierten Biosprit, den die Tanks der Automobile schlucken. Profiteure sind die Heuschrecken der Ölindustrie.

Im Land der Trickser und Lügenbarone ist die Wahrheit ein Spurenelement auf weiter Flur. Besonders schöne Worte gemahnen zur Skepsis. Da ist z.B. von den Treasures, den Schatzanleihen, die Rede. Das ist ein kopfstehendes Gebilde, dem der Schatz aus der Hosentasche fällt; schlicht Staatsschuldverschreibungen sind das. Schon unter Präsident Nixson wurde die „Kerninflation“ kreiert, um den wahren Tatbestand der schleichenden Inflation zu verschleiern.

Denken Sie an all die Blasen-Konzerte Subprimerate, Immobilien, Kreditkarten, Derivate und was es sonst noch an Entartungen der Finanzzauberanstalten gibt. Werden am Ende die Machenschaften der feinen Herren Zauberkünstler aufgedeckt, erhalten diese Egomanen obendrein Millionen Dollar an Abfindungen für ihre destruktiven Künste. Letztlich geht es nur um eine einzige Großblase, die in wenigen Jahren mit ohrenbetäubendem Lärm platzt: Die menschliche Unvernunft, schillernd in den Farben Gier, Betrug und Lüge.

Gut vorstellbar, dass man heute schon über einen Goldpreis in ein paar Jahren von einigen Tausend Dollar schwadroniert. Übrigens sind das die gleich Strategen, die 2001 den Goldpreis schon bei 42 USD herunter beten wollten. Was sind in wenigen Jahren schon 5.000 USD, vielmehr ist die reine Kaufkraft entscheidend. Freuen Sie sich schon jetzt auf das Bottom Fishing der Aktien, etwa eine Siemens oder Daimler für ein paar Cent. Die diebische Vorfreude hat leider einen Haken, eine kleine Anomalie. Die Historie lehrt nämlich, dass an diesen Sattelpunkten der Geschichte gern ein böser Krieg als Erklärungsmodell eingeschaltet wird.


© Hans-Jörg Müllenmeister



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