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Gefahrenzone

18.01.2008  |  Theodore Butler
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Es ist das Zusammenkommen vom aggressiven (ja - manipulativen) Käufen durch große COMEX-Spekulanten und einer rücksichtslos konzentrierten Short-Position, die die Börse auf gefährliche Abwege bringt. Die Großen Shorts sind so involviert, dass sie bald in Verzweiflung geraten könnten. In den letzten drei Wochen haben die 8 größten Short-Händler beim Gold und Silber Marktverluste (und Nachschussforderungen) von mehr als 3 Milliarden Dollar erleiden müssen. Dazu kommen noch die Hunderte von Millionen, die schon zuvor ausstanden. Diese neuen Verluste liegen weit über dem, was sie bisher zu spüren bekommen haben. Und aufgrund ihrer größeren Short-Position, ist die Gefahr für erneute Verluste nie größer gewesen. Das sollte die Marktbeobachter (und die Aufsichtsbehörden) hellhörig werden lassen.

Die extrem konzentrierte Short-Position beim Gold und Silber ist der Hauptgrund alarmiert zu sein, weil die Shorts versuchen könnten, einen brutalen und Sell-Off herbeizuführen. Das wird auch der Grund für ein Hochschäumen des Marktes sein, wenn die Shorts erst einmal ihre Kontrolle verlieren. Es gibt nichts Gutes über die konzentrierte Short-Position zu sagen. Es stinkt zum Himmel und deswegen schreibe ich auch regelmäßig darüber. Es ist offensichtlich, dass weder die Aufsichtsbehörden der CFTC noch die Börse auch nur einen Finger krumm gemacht haben, um diese gefährliche Situation zu richten, trotz aller wiederholten, öffentlichen Petitionen.

Bedingt durch die Einzigartigkeit der ganzen Angelegenheit mit dieser konzentrierten Short-Position und auch in Anbetracht der eigentlich dahinter stehenden echten Metallmengen, bräuchte es gar keine extrem große Marktbewegung, um Störungen an der Börse hervorzurufen. Ein Tagesgewinn von 20 $ beim Gold und von 50 Cent beim Silber (wozu es erst kürzlich gekommen ist) erzeugt einen zusätzlichen Tagesverlust und Nachschussforderungen in Höhe von 630 Millionen Dollar, den die 8 größten Händler beim Gold und Silber tragen müssen. Zwei solcher Tage und der Verlust verdoppelt sich auf 1,2 Milliarden Dollar. Wahrscheinlich befinden sich die 8 großen Händler beider Märkte in der Nähe solcher Verluste.

Wenn einer oder mehrere der konzentrierten Shorts aufgrund der wachsenden Verluste nicht länger liquide sind und die täglichen Nachschussforderungen nicht mehr aufgebracht werden können, dann betrifft das auch die Börse. Da die Leerverkäufe in solch konzentrierten Händen liegen, fallen auch die Verluste und die Nachschussforderungen so konzentriert aus. Deshalb gerät auch die Börse in Schwierigkeiten, wenn ein oder zwei der großen Shorts in Schwierigkeiten geraten. Das ist das Problem.

Falls ein großer Leerverkäufer die vermehrt anfallenden Nachschussforderungen nicht mehr leisten kann, dann geht das letztendlich zu Lasten aller anderen Clearing-Mitglieder, die dafür Garantie leisten. Es gibt einen von der NYMEX eingerichteten Garantie-Fond und eine eigenständigen Versicherung für Ausfälle, die für Clearingmitglieder einspringt. Beide Absicherungen können jedoch nicht mehr als eine Summe von insgesamt 250 Millionen Dollar abdecken. http://www.nymex.com/ss_main.aspx?pg=3

Da die Größe der konzentrierten Short-Position so beindruckend ist, würden sich diese Fonds im Schadensfall auch sehr schnell erschöpfen. Dann werden die Forderungen an die anderen Clearingmitglieder weitergereicht.

Gesetzt dem Fall, einer der großen Shorts würde in Schwierigkeiten geraten und die Nachschussforderungen nicht mehr leisten können, so würden auch andere Clearingmitglieder (also gerade die Aktionäre der NYMEX), die nichts mit dem Silber- und Goldsektor zu tun haben (wie Mitglieder aus dem Bereich Energie), verpflichtet sein, diese massiven Summen zu schultern, um aus dem Schlamassel zu kommen. Wenn das als fair bezeichnet wird, dann fällt mir auch nichts mehr ein.

Lassen sie es mich deutlich sagen: Wenn die Shorts die Kontrolle verlieren, wird der Preis explodieren. Wenn es die Shorts schaffen, einen erneuten Sell-Off herbeizubasteln und dann auch viele ihrer Short-Positionen mit Hilfe von Techfund-Liquidierungen glattstellen könnten, dann ergibt sich eine neue, großartige Kaufchance. Der Hauptfaktor im derzeitigen Marktgeschehen ist, wie die Frage der Short-Position gelöst wird. Aus der Perspektive eines freien Marktes ist das Mist.


Die Lösung

Mein Lösungsansatz ist nicht sehr kompliziert, es geht um die selektive Erhöhung der Einlagen für die Margin-Konten. Dies ist kein ungewöhnliches Unterfangen für die Börse und alle verbinden damit eine Aktion, die die Handlungsfähigkeit und die Integrität der Börse stärken soll. Aber mein Lösungsansatz zielt genau dort auf eine Erhöhung der Nachschusseinlagen ab, wo sie auch wirklich Gutes ausrichten.

Das Problem an der COMEX existiert nicht aufgrund der kleinen Händler, sondern aufgrund der großen Händler. Deswegen sollte auch dort der Fokus meines Lösungsvorschlags liegen. Kleine Händler hatten ja gar nichts mit der Manipulation zu tun, sie sind nicht für das Entstehen von potentiellen Ausfällen bei den Nachschussforderungen verantwortlich. Daher sollten jene auch nicht höheren Einlagen zum Schutz des Markts ausgesetzt sein.

Ich würde hierbei die von der Börse und der CFTC eigens verwendete Definition für große und kleine Händler anwenden, um festzulegen, wer höhere Einlagen zu leisten hat. Die Definition für einen großen, auskunftspflichtigen Händler ist, dass er 150 oder mehr Silber-Kontrakte oder 200 Goldkontrakte hält. Für alle Händler, die weniger Kontrakte halten, soll es keine speziellen Erhöhungen bei den Einlagen geben.

Für alle Händler, die mehr als die auskunftspflichtigen Grenzmengen halten - oder auch bis zu 1000 Kontrakte für Gold wie auch Silber halten - schlage ich die Erhöhung der Nachschusseinlagen auf die Hälfte des Kontaktgeldwertes vor. Eine jede solche Margin-Erhöhung sollte für Longs wie auch für Shorts gelten.

Für die wenigen Händler, die mehr als 1000 Kontrakte für Gold und Silber halten, sollten die Margin beim vollen Wert des Kontrakts liegen. Dies würde ungefähr 25 Silberhändler und 100 Goldhändler betreffen. Eine Ausnahme könnte nur für diejenigen Shorts gemacht werden, die Einlagerungsbestätigungen vorzuweisen haben, die im laufenden Monat fällig werden.

Warum schlage ich für diese sehr geringe Anzahl von großen Händlern eine solch starke Erhöhung der Margins vor? Zum Schutz vor Ausfällen und zur Abschreckung vor unnötigen Spekulationen oder Manipulationen durch entweder gigantische Shorts oder gigantische Longs. Margins über den vollen Kontraktpreis würden den Handel mit massiven Mengen an Papierkontrakten durch die allergrößten Händler einschränken und somit den überaus starken Einfluss auf die Preise nichtig machen.

Es ist schließlich auch so, dass jede Börse die Erhöhung der Margins auch durchsetzt, wenn sie es als notwendig erachtet. Die NYMEX hatte in der Vergangenheit auf sogar noch schärfere Maßnahmen zurückgegriffen. Im Jahr 2000 wurden die Margins für Palladium auf fast das Doppelte des Gesamtwerts der Kontrakte angehoben. http://www.gold-eagle.com/gold_digest_00/butler081900.html Als die NYMEX diese extremen Veränderungen bei den Palladium-Margins umsetzte, bezweckte sie damit die Bestrafung der Longs und den Schutz der Insider-Shorts an der Börse. Mein Vorschlag zielt auf eine Stärkung der Integrität des Marktes ab und nicht auf Diskriminierung, weder der Longs noch der Shorts.

Ich schlage auch vor, dass der Margin-Plan, noch bevor es zu spürbaren Ausfällen kommt, umgesetzt wird. Eine extreme Erhöhung der Margins und die Einführung von Handelsbeschränkungen wurden - wie die Vergangenheit gezeigt hat - erst dann von den Aufsichtsbehörden eingeführt, als das Problem schon längst bestand. Ich weiß, dass Regierungen und Aufsichtsbehörden eher reagieren als vorsorgen, jetzt aber müssen sie etwas unternehmen.


© Theodore Butler





(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 15.01.2008 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.

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