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Worauf Sie jetzt achten sollten

20.01.2008  |  Manfred Gburek
Verfolgen Sie spaßeshalber die gängigen Kommentare der Volkswirte, Analysten und Börsengurus, und Sie werden über deren Wortgewandtheit staunen. Im Dezember sagten sie überwiegend einen Anstieg der Aktienkurse voraus. Im Januar kam die Ernüchterung, und sie fanden den einen oder anderen Grund, warum es anders gekommen war. In den kommenden Monaten werden sie - wie schon an diesem Freitag - viele Gründe finden, die belegen sollen, warum es so und nicht anders kommen konnte. Exkanzler Adenauer wird oft mit dem Spruch "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?" zitiert. Die Volkswirte & Co. müssten eigentlich anders - mit viel Scham - reagieren, weil sie mitverantwortlich dafür sind, dass Anleger sich nicht rechtzeitig von Aktien und von Fonds trennen. Doch in Wahrheit sind und bleiben sie wetterwendische Kommentatoren, deren Funktion im Auftrag ihrer Vorstände vor allem darin besteht, die Geldmaschine am Laufen zu halten. Und viele Medien sind unverantwortlich genug, den ganzen Quatsch wiederzugeben.

Anlegern bleibt nichts anderes übrig, als sich selbst einen Reim auf die Ereignisse zu machen. Beispiel Aktien: Sie kippen gerade weltweit ab. Ihr Abwärtstrend beschleunigt sich von Woche zu Woche; das spricht dafür, dass Großanleger verkaufen. Machen Sie sich ein Bild von den "directors´ dealings", indem Sie auf www.bafin.de klicken. Zu weiteren Details empfehle ich Ihnen www.boerse-online.de, wo Sie übrigens hochinteressante Beiträge zur Abgeltungsteuer finden. Warum Sie sich mit dem Thema beschäftigen sollten? Weil diese Steuer zu Unrecht Fonds bevorzugt - und weil die Aktienlobby entweder geschlafen oder die Aktionäre einfach verraten hat.

"Greife nie in ein fallendes Messer", diese alte Börsenweisheit - sie besagt, dass man Aktien bei stark fallenden Kursen nie kaufen soll - gilt heute mehr denn je. Beispiel Währungen: Verfolgen Sie die Kurve von Südafrikas Rand gegen Euro und gegen Dollar; einen solchen Absturz gibt es bei schwachen Währungen immer wieder, und wenn er vorkommt, dann hat er sehr viel mit fundamentalen Faktoren zu tun. Für Anleger, die sich in südafrikanischen Minenaktien engagiert haben, bleibt der Trost, dass die Minen ihre Arbeiter in Rand bezahlen, ihre Erlöse aber in Dollar erzielen. Dagegen steht allerdings, dass sie Gerät und Energie überwiegend in Dollar bezahlen. Immerhin deutet die während der vergangenen Wochen auffällige relative Stärke der Zockeraktie DRD Gold darauf hin, dass man an der Nasdaq in New York, wo sie mit hohen Volumina gehandelt wird, zunehmend Gefallen am Rand-Dollar-Gold-Spiel findet.

Ein anderes Beispiel, das Ihre Aufmerksamkeit verdient, finden Sie am deutschen Rentenmarkt. Dort ist die zehnjährige Rendite in der abgelaufenen Woche nach vielen Monaten wieder unter 4% gerutscht und der Bund Future, der entsprechende Terminkontrakt, über 116 Punkte gestiegen. Hierbei handelt es sich um die letzten Zuckungen im langjährigen Abwärtstrend der Zinsen, die Sie genau verfolgen sollten, wenn Sie Anleihen (vor allem Langläufer) oder Rentenfonds besitzen oder wenn Sie Immobilien finanzieren.

Langläufer und Rentenfonds gehören verkauft, und Immobilien sollten langfristig finanziert werden. Was den letzten Punkt betrifft, kann es allerdings Probleme geben, falls Sie nicht genug Eigenkapital beibringen. Denn Banken und Sparkassen geizen zurzeit mit Krediten, was ein Mal mehr die alte Erfahrung bestätigt, dass sie den Regenschirm sofort zuklappen, sobald es zu regnen beginnt. Schlimmer noch, vereinzelt haben sie ihre Schuldner durch Kreditverkäufe an so genannte Heuschrecken sogar schon in den Ruin getrieben, ein Problem, das Gott sei Dank endlich auch die Medien aufgreifen.

Wer Edelmetallaktien besitzt und in Deutschland, etwa in Frankfurt oder Stuttgart, verkaufen möchte, sollte - ebenso wie potenzielle Käufer - unbedingt auf die Kursentwicklung im Tagesverlauf achten. Zunächst: Tut sich bei den Edelmetallpreisen und -aktien nicht viel, sollten Sie grundsätzlich keine unlimitierten Aufträge erteilen. Denn in solchen Fällen, besonders bei vorübergehend rückläufigen Notierungen, werden die deutschen Märkte schlagartig eng, sind folglich Zufallskursen Tür und Tor geöffnet. Neigt der Börsentag sich dann in Deutschland dem Ende entgegen und machen die Notierungen in New York oder Toronto zu dieser Zeit kräftige Sprünge nach oben oder unten, können die deutschen Zufallskurse am Nachmittag unserer Zeit Sie sehr viel Geld kosten. Wenn Sie in solchen Fällen mit Ihren Limits nichts ausrichten können, sollten Sie lieber den nächsten und übernächsten Tag abwarten, als mit Bestens- bzw. Billigst-Aufträgen viel Geld zu verlieren.

Zu guter Letzt: Verfolgen Sie jetzt noch genauer als bisher die Entwicklung in den USA, wo ja zwei Maßnahmen feststehen: weitere kräftige Zinssenkungen durch die Notenbank Fed und Steuergeschenke von Seiten der Regierung Bush. Das wird auch bei den Renditen der US-Staatsanleihen zu letzten Zuckungen nach unten (und beim T-Bond-Future nach oben) führen, den weiteren Rückgang der US-Aktienkurse aber nicht verhindern. Die Kommentare, die Fed-Chef Bernanke in der abgelaufenen Woche von sich gab, werden an dieser Konstellation nichts ändern; es handelte sich im Wesentlichen um Beruhigungspillen. Und was die drohende Inflation betrifft: Sie wird schneller zu negativen Realzinsen führen, als von den meisten Auguren vorhergesagt. Deshalb zum Schluss nochmals der Hinweis auf mein Heft zum Thema ("Besiege die Inflation", zu beziehen über www.quell-online.de, weitere Angaben in meiner vorwöchigen Kolumne).



© Manfred Gburek
www.gburek.eu







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