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CRB-Falschaussagen

22.01.2008  |  Adam Hamilton
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Sie müssen in der Zeit zurückreisen, um den verheerenden Einfluss der CRB-Falschaussagen zu verstehen. Der CRB war von Ende 2001 bis Mitte 2006 in einem sehr schönen, langfristigen Aufschwung. Seine Unterstützung war felsenfest und lag niemals falsch. Wenn ein Investor wissen wollte, wie sich Rohstoffe als Sektor verhielten, musste er nur in einem CRB-Chart nachsehen. Aufgrund des natürlichen Glättungseffektes der geometrischen Durchschnittsberechnung des CRB konnte man sich keinen schöneren und engeren Aufwärtstrend vorstellen.

Dann trat im Juli 2005 heimlich die zehnte Änderung des CRB seit seiner Erschaffung im Jahre 1957 in Kraft. Er begann am 12. Juli zu traden, eine stille Zeit, in der die Märkte kaum Aufmerksamkeit geschenkt bekommen. Es sprach wirklich kaum jemand über diesen Wechsel. Ich schrieb eine einzige Abhandlung darüber, veröffentlichte diese in der Urlaubswoche um den 4. Juli, und widmete mich dann wieder der Analyse von Dingen, die das damals aktuelle Trading stärker beeinflussten. Es wussten also nicht viele Trader, dass sich der CRB überhaupt geändert hatte.

Für die wenigen, die davon wussten, sah die Situation Anfangs nicht sehr viel anders aus. Wie der Chart zeigt, stieg der CRBr10, nachdem die Änderung durchgeführt wurde, weiterhin für ein Jahr lang pflichtgemäß in dem langfristigen Aufschwung des CRBr9 an. Als es Mitte 2006 wurde, hatten schon fast alle in dieser Sparte die zehnte Änderung des CRB vergessen. Damals empfanden wir den CRBr10 alle so, als ob er einen perfekten historischen Zusammenhang hätte.

Im Spätsommer 2006 ging schließlich der Ölpreis stark zurück. In den alten CRBr9-Tagen war dieser Index nicht stark von Rohöl beeinflusst. Öl machte nur 5,9% davon aus, da die Gewichtung und geometrische Durchschnittsbildung die Einflüsse einzelner Rohstoffe zum größten Teil glättete. Im CRBr10 ist Öl jedoch plötzlich die bei weitem größte Komponente, mit einer viermal höheren Gewichtung von 23%. Auch die traditionelle geometrische Durchschnittsbildung, welche den Einfluss auf den gesamten Index milderte, war nicht mehr vorhanden.

Das erste Mal in seinem Bullenmarkt stürzte der CRB. Er durchbrach sowohl seine felsenfeste Unterstützung, als auch durch die 200-Tages-Linie. Investoren waren schockiert und panisch. Da jeder die Änderung des CRB lange vergessen hatte, dachten sie, dass der gleiche historische CRB seine langfristige Unterstützung verletzt hatte. Technisch gesehen brannte wirklich der Hut im CRB-Land, es sah also aus, als ob der Rohstoff-Weltuntergang bevorstand.

Dieser Zusammenbruch führte zu allen Arten von bärischen Theorien über Rohstoffe. Sogar ehemalige Rohstoff-Enthusiasten prophezeiten aufgrund des Zusammenbruchs des populären CRB-Index, das Ende des Rohstoff-Bullenmarktes. Das Problem war aber, dass dieser Zusammenbruch falsch war. Der CRBr10 brach ein, war aber nicht vergleichbar mit irgendetwas historischem, speziell dem CRBr9-Aufwärtstrend. Der Standard-CRB-Chart, welcher über die Änderung hinweg ging, offenbarte falsche Aussagen, wie man ihn auch betrachtete.

Ich schrieb im Oktober 2006 erneut über den neuen, Öl-dominierten CRB, um den Investoren zu helfen, das wahre Bild zu sehen. Jedoch fühlte ich mich bei dem Versuch, die Flut der Hoffnungslosigkeit bei Rohstoffen zu stoppen, wie ein Korken, der einen ganzen Damm abdichten soll. Unglücklicherweise wusste ich zu der Zeit noch nichts vom CCI, also konnte ich den CRBr10 in meinen Charts nicht mit dem CRBr9 vergleichen. Ich musste also den Investoren glaubhaft machen, dass der alte CRB niemals so stark mit Öl korrigiert hätte, wie es der Neue tat.

Vor diesem Zusammenbruch stieg der CRB auf sein Bullenmarkt-Hoch Mitte 2006, welches 99% über den Tiefs von Anfang 2001 lag. Seither verlief der CRB nur seitwärts. Er stieg zwar 2007 an, aber am Ende des Jahres hatte er noch immer nicht das Hoch vom Mai 2006 erreicht. Für einen Techniker sah der CRB aus, als ob er gerade ein Doppel-Hoch vor einem langfristigen Bärenmarkt durchlief. Dankenswerterweise ist das eine Falschaussage.

Die einzigen vergleichbaren Linien in diesen Charts sind die blaue CRBr9-Linie bis zur zehnten Änderung Mitte 2005 und die rote CCI-Linie danach. Das ist der einzige Weg, in dem der CRB-Index gleich konstruiert und kalkuliert wird, um perfekte Vergleichbarkeit sicherzustellen. Während der CRBr10 schwand, war der historische CRBr9 in Form des CCI stärker denn je. Der wahre CRBr9 hat gerade neue nominale Allzeit-Hochs erreicht!

Im Dezember schloss der CCI an ganzen sieben separaten Handelstagen mit neuen Hochs ab. Diese sind die höchsten in diesem Bullenmarkt und nominal überhaupt die höchsten je da gewesenen. Wenn man den CRB jedoch an die Inflation anpasst, wie das bei Zeitspannen über mehrere Jahrzehnte klug und notwendig ist, müsste der Index weit über 1000 klettern, um reale Allzeithochs zu erreichen.

Der wirklich vergleichbare CRBr9 war demnach bis Ende des letzten Monats um etwa 160% gestiegen! Technisch-orientierte Trader sollten merken, dass die langfristige Unterstützung niemals durchbrochen wurde! Der CRB blieb nicht nur über der Unterstützungslinie, seine alte, langfristige Widerstandslinie wurde sogar zur höheren Unterstützung, als der CRB Anfang 2006, vor der Öl-Korrektur, aus seinem langfristigen Aufschwung ausbrach. Diese berüchtigte Öl-Korrektur störte den CRBr9 aufgrund der mäßigen Gewichtung und der Bildung des geometrischen Mittelwerts in Wirklichkeit nicht im Geringsten.

Sie sehen also, dass die Interpretation der Rohstoffe von Ende 2006 bis 2007 stark davon abhängt, ob man den neuen CRBr10 oder den traditionellen CRBr9 zu Rate zieht. So oder so, der CRBr10 ist ganz einfach nicht mit dem CRBr9 der vergangenen Jahre vergleichbar. Auch wenn Sie den neuen CRBr10 mögen, er hat ja auch schöne Seiten, ist es unlogisch und irreführend, ihn ohne Begründung auf den CRBr9 aufzusetzen. Deswegen schlage ich große Warnsymbole für alle CRB-Charts, welche sich durch das Jahr 2005 ziehen vor, damit diese nicht falsch verstanden werden und Investoren nicht in die Irre führen.

Diese enorme Kluft zwischen der Stärke von CRBr9 und CRBr10 ist noch interessanter, wenn man sie nur in der Zeit nach der Änderung betrachtet. Der traditionelle CRBr9 in der Form des CCI blieb für das erste Vierteljahr seiner Existenz ziemlich eng am neuen CRBr10, aber dann begann der CCI wegzuziehen. Diese Kluft wird seither immer nur noch größer. Eigentlich ist das ziemlich kurios, wenn man die starke Gewichtung von Öl im CRBr10 und den massiven Öl-Aufschwung 2007 bedenkt.

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