Richard Mills: Drei Wege, wie noch mehr Tropfen in das Schuldenfass tröpfeln könnten

Da die Inflation in den USA im August auf 2,5% gefallen ist - und damit nahe am Zielwert der Fed von 2% liegt - erwartet der Anleihemarkt nun, dass die Fed dem Wachstum Vorrang vor der Inflation einräumt und auf eine sanftere wirtschaftliche Landung setzt als zuvor befürchtet, erklärt Bezinga und fügt hinzu, dass die Abflachung und eventuelle Versteilerung der Renditekurve auf stabilere Wirtschaftsaussichten schließen lässt: "Die Streuung der Renditekurve mag das Rezessionsrisiko nicht völlig ausschließen, aber im Moment scheinen die Märkte auf ein günstigeres Ergebnis zu wetten, eine Abkühlung der Wirtschaft ohne einen harten Absturz."


Weltweite Schulden

Bei AOTH behalten wir den Dollar und die Anleiherenditen genau im Auge, da sie einen großen Einfluss auf Edelmetalle und andere Rohstoffe haben. Wir machen uns keine Sorgen über eine Rezession, aber die Höhe der weltweiten Verschuldung und insbesondere der Verschuldung der privaten Haushalte ist besorgniserregend. Visual Capitalist hat gerade eine Infografik veröffentlicht, aus der hervorgeht, dass die globale Verschuldung, alle Sektoren, im ersten Quartal 2024 etwa 315,1 Billionen Dollar erreicht hat. Das ist neunmal höher als die US-Staatsverschuldung von 35 Billionen Dollar. Sie stiegen das zweite Quartal in Folge auf einen neuen Rekordwert.

Auf die reifen Märkte entfielen 209,7 Billionen Dollar, also etwa zwei Drittel des Gesamtvolumens, während die Schwellenländer 105,4 Billionen Dollar ausmachten. Visual Capitalist stellt fest, dass die Gesamtverschuldung weltweit im Jahresvergleich um 2,6% gestiegen ist, wobei der Staatssektor mit 5,8% den größten jährlichen Anstieg verzeichnete. Das ist keine Überraschung. Vor kurzem haben wir berichtet, dass in Kanada die Staatsausgaben im zweiten Quartal satte 80% des BIP-Wachstums ausmachten.

Die Publikation äußerte sich besorgt über die Höhe der Verschuldung der Schwellenländer, die mehr als doppelt so hoch ist wie vor zehn Jahren. Den größten Anteil an der Verschuldung der Schwellenländer haben Nicht-Finanzunternehmen, was darauf hindeutet, dass diese Länder die Verschuldung von Unternehmen für Wachstum und Expansion stark nutzen. Unternehmensschulden sind risikoreicher, da immer die Möglichkeit eines Konkurses besteht, wodurch das Unternehmen nicht mehr in der Lage ist, die von den Anleihegläubigern verdienten Zinsen zu zahlen.




In einer Tabelle von Voronoi zeigte Visual Capitalist die Haushaltsverschuldung als Prozentsatz des Einkommens im Jahr 2022 für 38 OECD-Länder, obwohl nicht für alle Länder Daten verfügbar waren. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass die Verschuldung der Haushalte in den Industrieländern im Allgemeinen höher ist, was auf einen besseren Zugang zu Krediten, wie Hypotheken und Kreditkarten, höhere Lebenshaltungskosten und eine stärker konsumorientierte Kultur zurückzuführen ist.

Es mag überraschen, dass die Haushaltsverschuldung der Amerikaner niedriger ist als die von Kanada, Japan, Südkorea und mehreren europäischen Ländern, darunter Norwegen, das die Liste anführt. Die USA liegen mit 110% auf Platz 15, eingezwängt zwischen Irland und Belgien.


Das norwegische Modell

Norwegen, so Voronoi, hat aus drei Gründen ein so hohes Verhältnis zwischen Haushaltsschulden und verfügbarem Einkommen, nämlich 253%:


Der letzte Grund ist ein echter Augenöffner. Während die Banken in Nordamerika durch hohe Kreditkartenzinsen (in der Regel über 20%) und "Stresstests" für Hypothekenbewerber von einer hohen Verschuldung abhalten, scheinen sie in Norwegen die Verschuldung zu fördern, indem sie die gezahlten Zinsen steuerlich absetzbar machen. Nach Angaben der norwegischen Steuerverwaltung sind Zinsen für Hypotheken, Studienkredite, Autokredite, Verbraucherkredite, Kredite Ihres Arbeitgebers oder eines Familienmitglieds und sogar Kredite außerhalb Norwegens steuerlich absetzbar.

Vergleichen Sie diese Situation mit Kanada. Wenn Sie früher eine Hypothek beantragten, prüfte die Bank Ihr verfügbares Einkommen (Geld, das nach Begleichung aller lebensnotwendigen Ausgaben übrig blieb) und verglich es mit Ihrem Schuldenstand. Wenn Ihre Schulden 25% Ihres verfügbaren Einkommens oder mehr betrugen, bekamen Sie in der Regel keinen Kredit. Sie wurden als zu hohes Kreditrisiko betrachtet.

Der Prozentsatz des verfügbaren Nettoeinkommens in Kanada ist inzwischen auf 188% gestiegen. Lassen Sie uns ein anderes Beispiel nehmen. Nehmen wir an, Sie verdienen 100.000 Dollar im Jahr, aber nach Abzug aller lebensnotwendigen Ausgaben verbleiben Ihnen 40.000 Dollar - Ihr verfügbares Einkommen. Früher durften Sie nur 25% davon als Schulden haben, d. h. 10.000 Dollar, um eine Hypothek aufnehmen zu können. Diese Zeiten sind längst vorbei. In Kanada beträgt die Verschuldung der Haushalte in Prozent des verfügbaren Nettoeinkommens 188%. Sie verdienen immer noch 100.000 Dollar, Ihr verfügbares Nettoeinkommen beträgt immer noch 40.000 Dollar, aber die Verschuldung liegt bei 75% Ihres Einkommens.

In Norwegen beträgt die aktuelle Verschuldung der Haushalte das 2,5-fache des verfügbaren Nettoeinkommens. Nehmen wir an, von Ihrem Gehalt in Höhe von 1.000.000 Norwegische Kronen bleiben Ihnen nach Begleichung der wichtigsten Ausgaben 400.000 N. Kronen übrig. Diese 253% von 400.000 N. Kronen sind 1.012.000 N. Kronen Ihre Haushaltsverschuldung entspricht in etwa Ihrem Jahresgehalt, obwohl Sie noch 400.000 N. Kronen an verfügbarem Einkommen haben, mit dem Sie Ihre Schulden abbauen können. Kein Wunder, dass die norwegische Regierung die Schuldzinsen steuerlich absetzbar gemacht hat!