Das Vampir-Fiatgeldsystem. Was es anrichtet, was es für Ihr Vermögen bedeutet
22.09.2024 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Insbesondere sind es aber auch der Staat und die von ihm Begünstigten, die zu den großen Gewinnern zählen. Denn der Staat finanziert mittlerweile einen erheblichen Teil seiner Ausgaben mit neuen Bankkrediten und damit neu geschaffenen Fiatgeld. Mit dem neuen Geld, das er sich beschafft, bezahlt der Staat seine Repräsentanten, Angestellten, Pensionäre etc., und er bezahlt mit dem neuen Geld auch die Firmen, von denen er Güter und Dienste einkauft. Sie alle zählen zu frühen Empfängern des neuen Geldes, gehören also zu den Hauptnutznießern - auf Kosten der vielen, die nicht so eng mit dem Staat verbandelt sind. Nun mag man einwenden: Derartige Umverteilungen von Einkommen und Vermögen, die die Fiatgeldvermehrung bewirkt, kommen auch in einem Sach- beziehungsweise Edelmetallgeldsystem zustande. Das ist richtig. Allerdings wäre die Vermehrung in einem - sagen wir - Goldgeldsystem weniger stark und chronisch im Vergleich zu einem Fiatgeldsystem. Letzteres ist ja darauf ausgelegt, eine politisch bewirkte Umverteilungswirkung herbeizuführen. Man kann auch sagen: Das Fiatgeldsystem ist politisch bewusst installiert, und zwar wegen seines Vampir-Charakters. Es verarmt die breite Bevölkerung, lässt sie unter ihren Möglichkeiten verbleiben.
Wie ein Vampir infiziert auch das Fiatgeld seine Opfer, macht aus ihnen quasi Komplizen und Helfer des Fiat-Vampirgeldes:
Das Fiatgeld infiziert seine Verwender sprichwörtlich, macht sie ungewollt zu Sklaven des Fiatgeldsystems. Wer Fiatgeld verwendet, der nimmt an Transaktionen teil, die nicht für alle gleichermaßen vorteilhaft sind. Er entwickelt dabei auch recht bald ein Interesse daran, dass das Fiatgeldsystem erhalten bleibt. Beispielsweise gibt das Fiatgeldsystem den Anreiz, sich zu verschulden, und mit kreditfinanzierten Ausgaben Vermögen (Haus, Firmen etc.) zu kaufen.
Das Fiatgeldsystem stellt nicht nur günstige Kredite (aus dem Nichts) bereit, es sorgt auch für einen chronischen Preisauftrieb gerade auch bei Vermögensgütern. Die Verschuldeten stellen sich unter den "Normalbedingungen" des Fiatgeldsystems besser gegenüber denen, die sparsam sind, die sich nicht (über die Halskrause) verschulden. Das wirtschaftliche Wohl der Fiatgeldabhängigen hängt dann davon ab, dass das inflationäre Fiatgeldsystem fortgeführt wird, dass es in Krisenphasen „gerettet“ wird vom Staat und seiner Zentralbank - auf Kosten derjenigen, die persönlich nicht oder weniger stark vom Fiatgeldsystem profitieren.
Vor allem dient das Fiatgeldsystem dem Staat und allen, die von ihm direkt oder indirekt finanziell abhängen. Politiker, Bürokraten, Bankangestellte, Firmen die Aufträge vom Staat erhalten, sie alle entwickeln ein Verlangen, dass das Fiatgeldsystem erhalten bleibt. Sie alle werden so gesehen zu Fiatgeld-Vampiren: Speisen ihr (Lebens-)Einkommen durch ein sprichwörtliches Aussaugen derjenigen, die produktive Tätigkeiten erstellen.
Und natürlich haben die Fiatgeld-Halter das Nachsehen, weil das Fiatgeld chronisch an Kaufkraft verliert, und die Zinsen, die die Zentralbanken setzen, mittlerweile nach Abzug der (echten) Teuerungsrate meistens negativ sind - die Ersparnisse, die in Termin- und Spareinlagen und auch Anleihen gehalten werden, werden entwertet.
Der Vampir und das Fiatgeld können das helle Sonnenlicht - die blanke Wahrheit - nicht vertragen:
Der Vampir zerfällt zu Staub, er ist besiegt, wenn ihn das helle Sonnenlicht trifft. Ähnlich verhält es sich auch beim Fiatgeld: Wenn die Menschen wirklich verstehen und begreifen, welche negative Wirkungen das Fiatgeld verursacht, welche Schäden es in die Welt bringt, dann wäre es vermutlich um das Fiatgeld - und die Produktions- und Beschäftigungsstruktur, die es hervorbringt - geschehen.
Das ist vermutlich auch der Grund, warum so wenig (oder gar nichts) in Schule und Universität über das Fiatgeld vermittelt wird. Seine dunklen Seiten werden im Dunkeln gehalten, im staatlich beeinflussten Bildungsbetrieb wird verhindert, dass das helle Licht der Erkenntnis auf das Fiatgeldsystem fällt. Man denke nur einmal daran, dass man die Zentralbankräte als "Währungshüter" bezeichnet, dass sie die Inflation "bekämpfen". Nichts könnte entfernter von der Wahrheit sein - ganz so wie der Vampir, der seine Gäste üblicherweise empfängt und beköstigt, sich mit ihnen geistreich zu unterhalten pflegt, ohne ihnen dabei seine wahre Natur zu offenbaren.
Das Sonnenlicht macht dem Vampir den Garaus. Die helle ökonomische Einsicht allein mag das Fiatgeldsystem zwar ins Wanken, aber nicht notwendigerweise auch zum Einsturz bringen. Jedoch gekoppelt mit einer einfachen, recht verstandenen Ethik (nach dem Motto: "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu"), wären die Zeiten des Fiatgeldes wohl gezählt.
Bis dahin jedoch sollte der Geldanleger, der Investor sich bewusst sein, dass das Fiatgeld nicht nur schwerwiegende ökonomische, sondern auch ethische Defekte hat. Und dass man auch als erfolgreicher Investor letztlich diesen Schäden nicht wird entkommen können. So gesehen liegt es im wohlverstandenen Interesse aller, dass das helle Sonnenlicht der Wahrheit das Fiatgeldsystem trifft. Denn Wohlstand und Frieden lassen sich mit einem Fiatgeldsystem nicht dauerhaft aufrechterhalten. Wie aber lässt sich das Fiatgeldsystem besiegen?
Nun, indem die man die Menschen über die Übel, die das Fiatgeld bringt, offen und ehrlich aufklärt; indem man ihnen zudem nahelegt, ihr Leben, ihre Ersparnisse so wenig wie nur irgend möglich abhängig vom Fiatgeld zu machen; und indem man auch für die Idee wirbt, einen freien Markt für Geld zuzulassen, technologische Neuerungen, die dem staatlichen Zugriff entzogen sind, befördert und ermutigt. Zusammengenommen wirkt all das wie ein gleißender Sonnenstrahl, das auf das Vampir-Fiatgeldsystem trifft - und es letztlich zu Staub zerfallen lassen kann.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
BOOM & BUST REPORT
Auszug aus dem "BOOM & BUST REPORT" - ein Werkzeug für objektive und verlässliche Berichterstattung. Die Publikation für kritische, hinterfragende Geldanleger erscheint alle 14 Tage aus der Feder von Prof. Dr. Thorsten Polleit.