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Goldmarkt Update

29.01.2008  |  Clive Maund
Im letzten Update vom 15. Januar waren wir davon ausgegangen, dass Gold eher konsolidiert als reagiert. Gold wurde stattdessen von den Fast-Crash-Bedingungen, die schnell in fast allen Märkten Wirkung zeigten, mit nach unten gezogen. Aber die beeindruckende Stärke und Belastbarkeit des Edelmetalls konnte sich diesmal wieder beweisen: Seit seinem Abfall startete es wieder kräftig durch und gelangte zurück zu seinen Vor-Panik-Hochständen. Die dramatischen Entwicklungen der letzten Woche - und hier ganz besonders die große Zinssatzsenkung der US-Notenbank - haben die bullische Ausrichtung des Golds mehr als gestärkt. Der Absturz des US-Aktienmarktes wurde schon auf www.clivemaund.com erwartet und vorhergesagt, dennoch wurde nicht davon ausgegangen, dass dies auch irgendwelche negativen Einflüsse auf den Goldpreis haben könnte. Bis jetzt ist dies auch nicht der Fall gewesen, trotz des kurzen Einbruchs - aus Mitgefühl mit den kollabierenden Märkten.

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Im 6-Monate-Chart können wir den kraftvollen Aufwärtstrend beobachten, der sich in Folge des Ausbruchs aus dem schön symmetrischen Konsolidierungsdreieck Mitte Dezember eingestellt hat. Diese Markterholung wurde einen Tag, bevor sie begann, angekündigt. Der Aufwärtstrend hatte Mitte des Monats zu sehr überkauften Bedingungen beim Gold geführt, als eigentlich eine Konsolidierung erwartet wurde. Stattdessen reagierte Gold - auf die globale Marktschmelze. Nichtsdestotrotz können wir auch sehen, dass es sich bemerkenswert gut aufrecht hielt und bis jetzt alle Verluste wieder wettgemacht hat. Auch wenn Gold letzten Dienstag im Tagesgeschäft einbrach, so beendete es den Tag doch recht gut und hinterließ eine gigantische "Hammer"-Kerze in seinem Diagramm - ein SEHR bullisches Omen.

Jedes Kind weiß, dass sinkende Zinssätze gut für Investitionen sind, die keine Zinsen bringen - so wie Gold. In Bezug auf die Opportunitätskosten werden solche Investitionen attraktiver. Die große Paniksenkung der letzten Woche war zweifellos ein großartiges Signal für Gold und Silber. Man möchte eigentlich auch meinen, dass diese Aktion auch den Dollar noch stärker zu Fall bringen müsste - bis jetzt ist dies aber noch nicht eingetreten. Warum nicht? Ein wichtiger Grund ist, dass andere Handelsblöcke, die jetzt im Schwitzkasten stecken - allen voran die Europäische Union - ihre Zinssätze ebenfalls senken werden. Die Schlacht um die Verteidigung der bröckelnden Festung des schon verlorenen Schlosses kann also an allen Ecken und Kanten der Festung weitergehen - vielleicht getreu dem alten Song von Tom Lehrer "We will all go together when we go".

Dies führt uns zu einem sehr bedeutsamen Thema. Die massive Zinssatzsenkung der Notenbank um einen dreiviertel Punkt in der letzten Woche, zusammen mit einhergehenden Zinssatzsenkungen andernorts (besonders in der EU) kommt einer Zeitenwende für die Zukunft für Gold und Silber gleich - und nicht nur aus dem offensichtlichen Grund, dass sie jetzt viel besser im Wettbewerb der Investitionsklassen dastehen. Die gewaltigen Zinssenkungen zeigen deutlich, dass die Politiker und Zentralbanken auf die Krise reagieren, indem sie neues Benzin ins Feuer schütten. Warum ist dem so? Warum beißen sie nicht in den sauren Apfel und nehmen sich der Wurzel des Problems ernsthaft an? Die Antwort ist einfach: Die Probleme sind durch jahrelange finanzielle Unschicklichkeiten derart drückend geworden und tief verwurzelt, dass jeder Versuch einer tiefgreifenden Lösung des Problems zur totalen ökonomischen Implosion und zum Kollaps führen würde - das Spiel heißt jetzt "Verschleppungstaktik".

Der Kollaps lässt sich nicht mehr vermeiden, aber Politiker und Wirtschaftsführer wollen ihre Macht und ihren Einfluss so lange wie möglich erhalten und sie werden alles Erdenkliche tun, um den Kollaps so lange wie möglich hinauszuschieben. Das heißt dann auch, dass die ständig drohende Kreditkrise so lang wie möglich und immer um Haaresbreite vermieden wird, indem man immer wieder riesige Mengen Liquidität ins System einschleust. Und wie wird diese Liquidität geschaffen? Das Geld kommt aus dem Nichts - ein kurzes Drücken auf die Tastatur reicht aus. Das ist also die Aussicht auf ein anschwellendes Geldangebot, weltweit. Immer mehr Geld steht derselben Anzahl von Gütern und Dienstleistungen gegenüber, was nichts anderes bedeutet als Inflation. Wenn sie davon ausgehen, dass das Geldwachstum bei jährlich 10-12% liegt, dann schauen sie sich die Zahlen im nächsten Jahr noch einmal an.

Zu den Aussichten: Die sprunghafte Inflation, in manchen Fällen auch Hyperinflation, führt unvermeidlich zum größten finanziellen Zugunglück der Geschichte - dann, wenn das von innen verfaulte Gebäude zusammenbricht. Der ganze Abfall, der hier fälschlicherweise gehortet wurde - Kredite, Derivate, US-Staatsanleihen, US-Dollars etc. - wird schließlich nur noch als das betrachtet, was er eigentlich auch ist - Gelumpe ohne intrinsischen Wert. Dann wird auch der Wechsel hin zu Investitionen mit realem Wert zu einer panischen Flucht werden. Pedanten werden die Preise für Gemälde und Briefmarken etc. (welche dann gut weggeschlossen werden müssen) nach oben treiben. Aber die Kronjuwelen auf dem Gebiet der "intrinsischen" Investitionen werden Gold und Silber sein. Dieser Prozess könnte schon begonnen haben - das System geht sichtlich aus den Nähten.

Die oben angesprochene Zeitenwende meint Folgendes: Gold- und Silberinvestoren sollten nicht derart besessen vom Kurs des Dollars sein. Die Aktion der US-Notenbank hat es in der letzten Woche gezeigt, auch anderswo wird dies Auswirkungen haben. Das heißt, dass sich das globale Geldangebot mit Sicherheit ausweiten wird - exponentiell und mit hoher Geschwindigkeit. Daher müssten wir in der Folgezeit Gold und Silber sehr steil ansteigen sehen, gemessen an den meisten Währungen. Aus diesem Grund wurden Gold und Silber in den letzten Gold-Update-Charts auch mit dem Euro in Beziehung gesetzt.

Wir werden noch einmal einen Blick auf den 6-Monate-Chart für Gold werfen, um einen unmittelbaren Ausblick geben zu können. Nach der Erholung Ende letzter Woche kann man feststellen, dass Gold, auf mittelfristige Sicht, immer noch stark überkauft ist. Dies geht aus dem MACD-Indikator unten im Chart hervor, er stieg um nicht weniger als 60 $ von seinem Tageshandel-Tief am Dienstag. Jetzt schauen sie, wie der Preis gestern ein neues Hoch im Tageshandel ausbildete, dann aber unter den Tageshandel-Hochs der Vor-Panik-Periode schloss. Diese Bewegung deutet darauf hin, dass wir wahrscheinlich Anfang nächster Woche ein Reaktion sehen werden, bevor es wieder zu positiven Fortschritten kommen wird. Es wird als wahrscheinlich erachtet, dass die Reaktion Gold zurück auf die 880 $-Marke bringt, wo es die Unterstützung testen wird. Sollte es zu einer solchen Reaktion kommen, dann wird sie als eine weitere Kaufgelegenheit betrachtet.

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Von verschiedenen Seiten ist darauf hingewiesen wurden, dass der derzeitige Aufwärtstrend beim Gold schon zu einem Ende gekommen sei, da die Umkehrlinie des Parallelkanals, der vom Tief im Jahr 2001, gleich zu Anfang des Bullenmarkts, aus gezogen wird, schon erreicht sei. Auch wenn dem so ist, so wird der Umkehrlinie nur bedingte Bedeutung zugemessen, weil alles darauf hindeutet, dass sich Gold in den frühen Phasen einer langen Periode parabolischer Beschleunigung befindet - und in jedem Fall werden Trendlinien (als auch Unterstützungs- und Widerstandsniveaus), die in den Dollar-Chart eingezeichnet wurden, als zunehmend weniger bedeutend betrachtet - aufgrund seiner Schwäche. Besser, man schaut sich zum Vergleich felsenfeste Währungen an, wie den Euro oder den Schweizer Franken.

Beim Versuch, ein Ziel für Gold zu setzen oder besser beim Versuch, einen Punkt für Gewinnmitnahmen nach dem nächsten kräftigen Aufwärtstrend festzulegen, planen wir dahingehend, die Ziele im langfristigen Silber-Chart zu benutzen. Sie sind im Silbermarkt-Update zu finden. Auch wenn die stärksten Zuwächse beim Silber für die Spätphasen des Gold-Anstiegs zu erwarten sind, müssten beide zusammen austoppen - so wie es normalerweise geschieht.


© Clive Maund, 26.01.2008
www.clivemaund.com









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