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EZB senkt Leitzinsen um 0,25%, kritische Bestandsaufnahme

09:24 Uhr  |  Folker Hellmeyer
Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0462 (05:42 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0457 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 153,00. In der Folge notiert EUR-JPY bei 160,07. EUR-CHF oszilliert bei 0,9340.

Der Hellmeyer Report erscheint im Jahr 2024 letztmalig am 16. Dezember und startet wieder am 2. Januar 2025. Ich wünsche Ihnen eine besinnliche, erholsame und friedfertige Zeit mit Ihren Lieben. Zudem bedanke ich mich herzlich für Ihr Interesse und Ihre Feedbacks im Jahr 2024.

An den Finanzmärkten kam trotz der Zinssenkung der EZB und der "milden" Verbalakrobatik seitens Frau Lagarde (siehe unten) als auch der unerwartet starken Zinssenkung der Schweizer Nationalbank um 0,50% (Prognose 0,25%) keine erhöhte Risikobereitschaft auf.

Im Gegenteil dominiert die Farbe "rot". Gewinnmitnahmen bestimmten den Handel. Das Motto lautete "Sell on good News" Auch der Rentenmarkt reagierte verschnupft. Die Renditen der 10 jährigen Bundesanleihe und US-Staatsanleihe legten auf die höchsten Niveaus seit der letzten Novemberwoche zu.

Zusätzlich belastete das Datenpotpourri (siehe unten). Die Erzeugerpreise nahmen in den USA deutlicher zu als unterstellt. Auch die US-Arbeitslosenerstanträge konnten mit dem höchsten Stand seit dem 10. Oktober nicht überzeugen. Der LSEG/IPSOS Konsumklimaindex Deutschlands fiel prekär aus. Die positiven Datensätze aus dem UK (Immobilienmarkt), aus Indien (CPI und Industrieproduktion) als auch ein erfrischender Tankan Report aus Japan hatten kaum Einfluss.

Aktienmärkte: Late Dax -0,06%. EuroStoxx 50 -0,24%, S&P 500 -0,54%, Dow Jones -0,55%, US Tech 100 -0,66%. Aktienmärkte in Fernost Stand 06:10 Uhr: Nikkei (Japan) -1,02%, CSI 300 (China) -1,62%, Hangseng (Hongkong) -1,57%, Sensex (Indien) -1,36% und Kospi (Südkorea) +0,70%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,19% (Vortag 2,13%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,33% (Vortag 4,29%) abwirft.

Devisenmärkte: Der EUR steht nach der EZB-Zinssenkung als auch der Verbalakrobatik seitens der EZB unter Druck gegenüber dem USD (-0,0046).

Gold (-26,00 USD) und Silber (-1,10 USD) verloren gegenüber dem USD in Korrelation zu den Bodengewinnen des USD am Devisenmarkt.. Bitcoin (100.150 USD, 06:14 Uhr) gab gegenüber dem USD (-550 USD) leicht nach.


EZB senkt Leitzinsen um 0,25% - kritische Bestandsaufnahme

Die EZB lieferte wie erwartet und senkte den Leitzins und den Anlagezins jeweils um 0,25%.

Kommentar: Die Leitzinssenkungen um 0,25% waren nahezu in Perfektion vorbereitet worden. Wir suggerierten gestern in diesem Report, dass es auch eine geringfügige Chance auf einen mutigeren Zinsschritt um 0,50% geben würde. Das trat nicht ein, aber Frau Lagarde konstatierte in der Pressekonferenz, dass diese Diskussion zu Beginn der Ratssitzung stattgefunden hätte. Angeblich setzten sich fünf von 26 Ratsmitgliedern dafür ein.

Frau Lagarde betonte, dass die Währungshüter angesichts der Unsicherheit wenig dazu geneigt wären, ihre Geldpolitik zu überstürzen.

Kommentar: Ich mag Allgemeinplätze! Gleiches gilt für die Konjunkturdatenabhängigkeit. Vielleicht sollte man mehr auf Strukturdaten achten, denn die sind entscheidender!

Weiter stellte Frau Lagarde fest, dass einige Ratsmitglieder argumentierten, dass die EZB das Wachstum der Eurozone überschätze.

Kommentar: Diese Ratsmitglieder lesen entweder diesen Report oder haben sich mit der jüngeren EZB-Prognosequalität kritisch auseinandergesetzt, denn da waren diese zu rosigen Schätzungen ein fragwürdiges Qualitätsmerkmal.

Fakt ist, dass die EZB sich politisiert hat. Sie hat das Thema ESG, das in der Politik richtig, aber in der Notenbank falsch angesiedelt ist, zu ihrem Thema gemacht. Damit war und ist die EZB eben auch ein Teil einer politischen Echokammer. Daraus ergibt sich ein erhöhtes Risiko für Fehleinschätzungen (Festhalten an Narrativen/schiefer Bias).


Damit kommen wir zu den überarbeiten Prognosen der EZB:

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Kommentar: Weniger "sklerotisches" Wachstum und geringere Inflation implizieren diese Prognosen. Offenbar glaubt man die im EZB-Rat selbst kaum, denn ansonsten wäre in mutigerer Zinsschritt analog zur Schweizer Nationalbank längst überfällig gewesen. Um das Bild zu verdeutlichen werfen wir einen Blick auf die Realzinsen, also Leitzins abzüglich der Preisinflation und setzen es in ein Verhältnis zu der IWF-Wachstumsprognose.


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