Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Was man wirklich von der Société Générale lernen kann.

07.02.2008  |  Theodore Butler
Wie sie zweifellos wissen werden, haben wir in den Märkten einen neuen Rekord. Ein Händler der unteren Ebene hat bei der französischen Großbank Société Générale einen Schaden von mindestens 7 Milliarden angerichtet, durch seine Spekulationen mit europäischen Aktienindex-Futures. Die Verluste haben zu zahllosen Artikeln und zahlreichen Wortmeldungen geführt, sie reichen vom Verhängnis der Bank über die Fehlleistungen seitens der beteiligten Aufsichtsbehörden bis hin zu den Folgen für den Märkte. Ich denke jedoch, dass sie alle am Ziel vorbeischießen und ihnen die wahre Lektion entgeht.

Gestatten sie mir auch noch etwas dazu zu sagen. Ich würde gerne deutlich machen, wo das eigentliche Problem liegt, aber nicht nur das, ich möchte zudem einen Lösungsvorschlag anbieten, wie man solche Vorkommnisse in der Zukunft vermeiden kann. Ich glaube, es war Albert Einstein, der einmal sagte, man müsse wichtige Dinge so einfach wie möglich erklären können, jedoch nicht zu einfach.

Ich weiß, es klingt zu einfach, aber das Problem bei SocGen war ganz einfach, dass die von einem einzelnen Händler gehaltene Position zu groß gewesen ist. Aber nicht die Größe der Position allein war das Problem, sondern auch die Tatsache, dass sie von einem einzelnen Händler gehalten wurde und sehr stark gehebelt war. Mit anderen Worten: Die Position war zu konzentriert und eine zu kleine Margin stand hinter der Position. Eine große Marktposition, die von vielen verschiedenen Instanzen gehaltern wird, sollte eigentlich kein Problem darstellen. Eine große, gehebelte Position in den Händen eines Einzelnen oder Weniger ist normalerweise das Problem. Dies führt leider viel zu oft zu Manipulation oder gestörten Marktverhältnissen - manchmal auch zu beidem. Das ist das zentrale Thema bei meinen ununterbrochenen Attacken gegen die konzentrierte COMEX-Short-Position beim Silber (und beim Gold). Sie ist zu groß und wird von zu wenigen Instanzen gehalten, die zudem über zu wenig Rückhalt verfügen.

Nun ist es nicht so, dass die Aufsichtsbehörden vom Problem der Konzentration nichts wüssten, denn dieses Problem ist eines der zentralsten Anliegen, immer wenn es um Wertpapiere, Marktregulierung und gesetzliche Bestimmungen. Das Problem liegt im Versagen der Aufsichtsbehörden, die zu allererst die konzentrierten Positionen verhindern hätten müssen, oder die nicht schnell und entschieden genug auf aufkommende Konzentration reagiert haben, bis es dann zu spät war. Bemerkenswerterweise existiert durchaus ein einfacher und fairer Lösungsansatz, der sich mit der Konzentration beschäftigt, noch bevor sie entsteht.

Die neuerlichen Verluste stellen den vorhergehenden Rekord mit über 6 Milliarden $ in den Schatten, der alte Rekord wurde vor ungefähr 16 Jahren von einem Hedgefond, Amaranth Advisors, aufgestellt. Der Amaranth-Verlust ging wiederum großen Verluste eines einzelnen Händlers bei der Barings Bank voraus sowie separat laufenden, großen Verlusten und Manipulationen beim Kupfer. Auch hier waren einzelne Händler, die mit extremen Hebeln arbeiteten, involviert. Damals hatte ich über das Amaranth-Fiasko geschrieben und versucht eine klare Verbindung zur Konzentrationsproblematik herzustellen.

http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyid=3294

Ich habe jedoch damals keine einfache Lösung zur Handhabung des Problems angeboten, da ich, um ehrlich zu sein, eine solche auch noch nicht sah. Das hat sich aber geändert.

Die Lösung liegt in der präventiven und selektiven Einführung von viel strikteren Anforderungen für Margins, dort wo es am wichtigsten ist - bei den großen, konzentrierten Positionen. Erhöht die Margins nicht für jeden, sondern nur für jene Positionen, die mit größter Wahrscheinlichkeit zu Problemen im Markt führen könnten. Die großen Probleme im Markt wurden immer durch konzentrierte, gehebelte Positionen verursacht. Auf diese sollte sich die Aufmerksamkeit ganz besonders richten.

Seitdem ich mich für Silber interessiere, habe ich immer Empfehlungen gegeben, wie die Anforderungen für die Margins der großen, konzentrierten Händler bei den COMEX-Silber-Futures aussehen sollten – egal ob long oder short. Für alle Händler, die mehr als 150 Kontrakte halten, jedoch weniger als 1000 Kontrakte, sollten die Margin die Hälfte des vollen Kontraktwertes betragen. Für die wenigen Händler, die mehr als 1000 Kontrakte halten, sollten die Margin beim vollen Wert des Kontrakts liegen. Die Shorts könnten, anstatt guten Geldes, auch angemessene Einlagerungsbestätigungen von Warenhäusern vorweisen, vorausgesetzt, sie werden im nächsten Monat fällig. Einige haben mir geschrieben, dass man auch über eine Übergangsperiode nachdenken sollte, damit es nicht zu unnötigen Störungen des Marktes komme. Prima, alles soll getan werden, um die Fairness am Markt und dessen Integrität sicher zu stellen. (Anteilseigner der CME Group, Inc., welche über die Übernahme der NYMEX nachdenkt, sollten sich Gedanken machen, wie dieses Problem zu lösen ist - bevor es zur Transaktion kommt.)

Um es wieder ganz deutlich zu sagen: Der jüngste Commitment of Traders Report (COT) zeigt wieder, dass wir beim COMEX-Silber (und Gold) noch immer ganz tief in der Gefahrenzone stecken. Der jüngste Bericht zeigt, dass die konzentrierte Netto-Short-Position bei den Silber-Futures neue Extreme erreicht hat, wobei die vier größten Händler mit 57.846 Kontrakten short sind, was mehr als 289 Millionen Unzen sind. Die acht größten Händler sind insgesamt mit 71.575 Kontrakten short - also mit fast 358 Millionen Unzen. Die vier größten Händler sind jetzt insgesamt mit mehr als 165 Tagen Weltproduktion short, die acht größten Händler sind insgesamt mit mehr als 204 Tagen Weltproduktion short. Nie zuvor hat es bei irgendeinem Rohstoff eine solch große (und gefährliche), konzentrierte Short-Position gegeben.

Zudem war die relative Konzentration so einseitig gewesen, wenn man die vier größten Short-Händler den vier größten Long-Händler gegenüberstellt. Im jüngsten COT, nach Stand vom 29. Januar, zeigt sich eine Silber-Short-Position, die mehr als vier Mal so groß ist wie die Long-Position. Das hat es, meines Wissens nach, so noch in keinem Markt (also nicht nur auf den Silbermarkt beschränkt) gegeben. In fast allen größeren Märkten, sind die relativen Größen der konzentrierten Long- und Shortposition so ziemlich ähnlich und vergleichbar. Der gesunde Menschenverstand müsste uns eigentlich sagen, dass etwas sehr Eigenartiges passiert, wenn Silber so stark außerhalb der normalen Parameter liegt.

Und es ist genau diese extreme Abweichung bei der konzentrierten Silber-Short-Position, die auf zukünftige Manipulation und gestörte Handelsbedingungen hinweist. Dies wird auch einem brutalen Sell-Off erklären und ebenso einen explosiven Preisanstieg. Die Aufsichtsbehörden an der CFTC und an der NYMEX lehnen es zu ihrer größten Schande ab, sich mit diesem Problem zu beschäftigen. Dies ist eine Wahrheit, mit der sich alle Investoren anfreunden müssen, solange, bis es zur unvermeidlichen Auflösung kommt. Das ist das zentrale Problem beim Silber.


© Theodore Butler





(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 05.02.2008 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.

Open in new window









Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"