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Planen Sie Ihre Finanzen selbst

10.02.2008  |  Manfred Gburek
Nach Jahren des Rumorens ist zwischen Banken, Sparkassen, Fondsgesellschaften und Versicherern auf der einen und ihren Kunden auf der anderen Seite ein offener Krieg ausgebrochen. Er wird bisher ungeahnte Konsequenzen nach sich ziehen. Mit welchen Waffen gekämpft wird, veranschaulichen die folgenden Zitate aus einem Artikel der Wirtschaftswoche: "Die schicke Dame hat ihren Kunden eiskalt angelogen. Am Morgen hatte ihr Chef die Devise ausgegeben, jeder Berater der Filiale müsse ein 10.000-Euro-Zertifikat verkaufen. .... "Die Beratung der Kunden orientiert sich daran, was die Bank will, und nicht daran, was der Kunde braucht." ..... Für die Kunden ist die Verwandlung der Berater in einfache Verkäufer eine Katastrophe." Solche Zitate ziehen sich wie ein roter Faden durch den ganzen Artikel, der das Grundproblem wie folgt deutlich macht: "Die Berater werden von den Banken bezahlt, sollen aber eigentlich im Sinne der Kunden handeln. Damit sich die Kunden der Loyalität des Beraters sicher sein könnten, müssten sie ihn bezahlen." Das findet aber praktisch nicht statt. Das heißt, das ganze Vergütungssystem müsste von Grund auf geändert werden, damit die Finanzbranche kundengerecht handelt. Eine solche Revolution wird es indes nicht geben, weil die Finanzbranche sie nicht will und weil die Kunden keine Lobby haben, die sie durchsetzen könnte. Folglich wird der eingangs erwähnte offene Krieg von Dauer sein.

Als hätte es dazu noch eines weiteren Beweises bedurft, ist gerade "Das Bankenhasserbuch" von Christiane Oppermann erschienen. Lesen Sie es, aber zügeln Sie Ihre Emotionen im Umgang mit den Finanzleuten, von denen Sie hin und wieder ja auch etwas wollen, und sei es nur die Hilfe beim Ausfüllen unübersichtlicher Formulare. Die ganze Aufregung um das heiße Thema sollte Sie nämlich auf keinen Fall von Ihrer Linie abbringen, die ich Ihnen hier immer wieder empfehle: Planen Sie Ihre Finanzen selbst, indem Sie von Ihren individuellen Einnahmen und Ausgaben, Geldanlagen und Krediten, Zielen und Wünschen ausgehen. Erst wenn Sie sich darüber Klarheit verschafft und zusätzliche Informationen aus den Medien eingeholt haben, sollten Sie Banken usw. als Ihre Hilfssheriffs einsetzen, nie umgekehrt. Zu den Medien zähle ich auch Bücher, wie das ebenso erst vor kurzem erschienene "verheimlicht vertuscht vergessen" des Querdenkers Gerhard Wisnewski. Lesenswert: seine Schilderung des Fernduells Opoczynski (Wiso im ZDF, sollten Sie jeden Montag sehen) gegen Ackermann (Deutsche Bank, seine Ausführungen sollten Sie immer verfolgen).

Außerdem empfehle ich Ihnen im Internet die ideale Fundgrube mit Verbindungen zu - deutschsprachigen - Beiträgen sehr vieler Querdenker: www.net-news-global.de. Und schließlich, hier in eigener Sache, den Artikel "Die denglische Krankheit" in der jetzt am Kiosk erhältlichen Februar-Ausgabe des lesenswerten Wirtschaftsmagazins brand eins. Darin nehme ich das mit unerträglichen Anglizismen gespickte Finanz-Kauderwelsch auseinander, mit dem Ihnen die Wichtigtuer aus der Finanzbranche imponieren wollen.

Nun noch zu zwei interessanten Beobachtungen aus der abgelaufenen Woche jenseits der Leitzins- und Finanzkrisendiskussionen: Der Dollar hat die Kurve gekriegt und damit indirekt die Aussage von Nobelpreisträger Mundell bestätigt, dass die Amerikaner ihre Währung immer dahin bekommen, wohin sie sie haben wollen - allerdings im Verhältnis zu anderen Währungen (was für ihre Exporte und die Außenhandelsbilanz wichtig ist), nicht dagegen im Verhältnis zum Gold, dessen Preis denn auch auf den Dollar-Dreh nicht negativ reagiert hat, sondern nach dem hier vorhergesagten Schema "zwei Schritte vor, einer zurück, wieder zwei Schritte vor usw." am Freitagabend unserer Zeit fast wieder sein Jahreshoch erreicht hat.

Ich habe mir die Entwicklung des Goldpreises im Jahr 2007 noch einmal genauer angesehen und bin auf ein Phänomen gestoßen, das mir aus den 50er Jahren bekannt war: die Kastentheorie. Sie basiert auf den Spekulationen des ungarischen Tänzers Nicolas Darvas, der damals ein Buch dazu schrieb, das in Deutschland unter dem Titel "Wie ich 2 Millionen Dollar an der Börse gewann" erschien (bei amazon.de zu haben). Ich hatte es seinerzeit als Schüler ausgerechnet in der Stadtbibliothek der nicht unbedingt als Finanzmetropole bekannten westfälischen Stadt Hamm aufgespürt und geradezu verschlungen.

Was es mit dem Goldpreis ein halbes Jahrhundert später zu tun hat: Zieht man im Goldchart 2007 je eine waagerechte Linie etwas unter 650 und eine weitere etwas unter 700 Dollar (Darvas hätte dazu Kasten gesagt), lässt sich wunderbar eine halbjährige Seitwärtsbewegung mit anschließendem Ausbruch nach oben (im September) erkennen. Dieses Phänomen war übrigens auch am US-Aktienmarkt Mitte der 90er Jahre zu beobachten. Was danach geschah, ist Ihnen ja bekannt: ein erratischer Aufwärtstrend bis März 2000, allerdings unterbrochen durch zwei heftige Gegenbewegungen 1997 und 1998 - nur von Anlegern mit extrem starken Nerven zu überstehen. Ähnliches erwarte ich aus den hier schon mehrfach genannten Gründen, vor allem wegen der Geldschwemme und der zunehmend negativen Realzinsen, in den nächsten Jahren beim Goldpreis, Preisziel irgendwo im vierstelligen Bereich.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu





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