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Vagabundierendes Geld: Eine gute Möglichkeit, große Gewinne zu machen

11.12.2004  |  Jochen Steffens
Die Rohstoffe brechen ein, als sei plötzlich der Stein der Weisen gefunden worden. Das ist natürlich nicht der Fall. In Wahrheit werden nur Übertreibungen abgebaut, - allerdings ist das Ausmaß dieser Kursverluste zum Teil erschreckend.

Silber zum Beispiel bricht vom Hoch bei 8,17 Euro mal eben um 18,60% auf 6,65 € im Tief ein. Dabei hat sich nichts an der fundamentalen Situation beim Silber geändert. Nein, hier handelt es sich um einen Effekt, der uns in den nächsten Jahren noch in sehr vielen Bereichen begleiten wird:

Es geht um das vagabundierende Kapital, dass zurzeit die Märkte heimsucht. Das sind nicht nur die Hedge-Fonds, sondern auch große Big Player, kleine Zocker, Banken, Fonds, etc. Vor dem Crash wurde viel Geld langfristig angelegt. Einfach kaufen und liegen lassen, in alter Kostolany Manier. Diese Zeiten sind vorbei. Die Wenigsten denken über langfristige Anlagen nach. (Ein kleiner Zwischenhinweis sei mir gegönnt: Als Antizykliker würde ich sagen: Genau in dieser Situation, in der kaum mehr jemand langfristig denkt, sind langfristige Anlagen gerade im Rohstoffsektor höchst interessant.)

Doch zurück zum vagabundieren Geld: Dieses verhält sich wie eine Herde von Betrunkenen, die von einer Party zur nächsten torkeln. Mit anderen Worten, eine große Menge Geld ist im Markt, ständig auf der Suche nach der neusten Party, der schicksten Investmentidee - dem neusten Trend.

Wir haben es in der Mitte des Jahres beim Öl gesehen. Auf einmal strömte dieses Geld in den Ölmarkt, feierte eine unglaubliche Party und hinterließ ein Chaos. Öl war der hipste Bullentummelplatz des Jahres 2004.

Da die meisten Analysten dieses Spiel offenbar noch nicht durchschaut hatten, kamen sie aus ihren Löchern gekrochen und sahen das nahende Ende des Öls direkt vor Augen. Da half es auch nicht, auf die riesigen Ölfelder in Kanada oder in der Tiefsee vor der mexikanischen Küste hinzuweisen. Selbst die Errungenschaften neuer Abbaumethoden wurden ignoriert und verloren sich im allgemeinen Taumel dieser Ölparty.

Und nun? Heute, knapp drei Monate später, ist weit und breit nichts mehr vom baldigen Untergang des Abendlandes durch Ölknappheit zu spüren. Einige Analysten, die vor kurzem noch laut auf der Ölparty neue Höchstkurse herausschrieen, liegen mit Kater im Bett, - wie sehr müssen die Kopfschmerzen quälen, wenn die Opec heute sogar, aus Angst vor eine Ölschwemme(!), die Ölförderquote gesenkt hat! Im gleichen Maße, wie das Geld aus dem Öl abgezogen wurde, wurde es jetzt offensichtlich in Devisen, also gegen den Dollar investiert. Nun passiert dort das Gleiche, was mit dem Öl passierte, nur anders herum. Ein kleinerer Teil von diesem Geld sprang auf die deutlich steigenden Rohstoffpreise auf, obwohl sich der schwache Dollar auch hier ganz erheblich auswirkte.

Nun stehen wir am Ende des Jahres. Als jetzt der Dollar erste Anzeichen von Bodenbildung ausbildete, gingen die ersten Partygäste, um sich die besten Plätze auf der nächsten Party zu sichern. Der Dollar-Kurs stieg plötzlich dramatisch. Das führte zu den ersten, noch kleinen Kursverlusten bei den Rohstoffen. Doch diese Kursverluste ließen eine leichte Panik bei einigen Hedge-Fonds und anderen institutionellen Anlegern aufkommen. Kurz vor Ende des Jahres musste die Jahresperformance gesichert werden! Schnell wurde verkauft. Das verstärkte die Kursverluste, so dass wiederum anderen Fonds, Hedgefonds und Anlegern nichts anderes übrig blieb, als aus dem Markt zu springen. Das Ergebnis kennen Sie - massive Einbrüche.

Kommen wir zu der vielleicht wichtigsten Erkenntnis dieser Beobachtung:
Sie als Anleger können nun zwei Dinge tun, um von dem vagabundierenden Geld zu profitieren.

Wenn Sie sehr schnell sind, können Sie versuchen, rechtzeitig in Erfahrung zu bringen, wo genau denn die nächste Party stattfindet. Dazu müssen Sie viel Zeit in Recherche stecken und ein gutes Näschen oder noch besser, verdammt gute Kontakte haben, wie im realen Leben.

Für die andere Möglichkeit, die genauso lukrativ sein kann, müssen Sie zunächst einmal den Glauben verlieren, dass diese Kurssteigerungen irgendeinen fundamentalen Hintergrund haben. Sie müssen sozusagen die ungeschriebenen Regeln des vagabundierenden Geldes erkennen.

Dann brauchen Sie nur noch geduldig zu warten, bis die Party offenbar ihren Höhepunkt erreicht. Das erkennen Sie an den lauten Tönen in den Medien. Wenn Sie diese Übertreibungen erkennen, spekulieren Sie einfach darauf, dass die Party bald vorbei sein wird.

Das ist vielleicht zurzeit die sicherste Form, schnelle Gewinne zu erzielen. Denn es wird noch einige Jahre dauern, bis das vagabundierende Geld wieder sesshaft wird ...


© Jochen Steffens

Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Investor's Daily"



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