Deutschland: Laut Regierung kein Aufschwung in Sicht
14.02.2025 | Folker Hellmeyer

Märkte: US-Disruptionen positiv diskontiert
An den Märkten dominiert weiter Risikobereitschaft. Aktienmärkte reüssieren bei wenigen Ausnahmen. Renditen bildeten sich an Kapitalmärkten zurück. Die nicht korrelierten Anlageklassen Gold und Silber gewannen an Boden. Bitcoin hält Niveaus weitgehend.
Donald Trump stellt die Welt von gestern bezüglich Geopolitik in Teilen auf den Kopf. War gestern noch die von Neocons geprägte martialische Politik, die von der EU unterstützt wurde, dominant, lieferte Trump mit seinen neuesten Vorschlägen und Plänen eine 180 Grad Kehrtwende, die von der Kunst der Diplomatie und der Befriedung der Konflikte geprägt ist. Es ist einerseits seine Aktivität in der Ukraine-Krise, die die politischen Eliten der EU kalt erwischt (siehe medialeReaktionen). Es ist aber auch der Ansatz, mit Russland und China bezüglich des Atomwaffenabbaus Lösungen anzustreben (siehe unten).
Kommentar: Ich begrüße als Humanist und als Chefvolkswirt beide Entwicklungen.
Die gestern präsentierte US-Zollpolitik stellt viele Länder vor Probleme. Sie offeriert aber gleichzeitig einen Zeitrahmen, die Probleme zu entschärfen. Ergo ist hier seitens Trump einerseits klare Kante erkennbar, aber auch Pragmatismus, um „Deals“ zu ermöglichen. Seitens Indiens, Taiwans und Vietnams wurden bereits Konzessionen zu Gunsten der USA angekündigt. Aktienmärkte: Late Dax +0,95%, EuroStoxx 50 +0,44%, S&P 500 +1,05%, Dow Jones +0,81%, US Tech 100 +1,42%.
Aktienmärkte in Fernost Stand 06:22 Uhr: Nikkei (Japan) -0,70%, CSI 300 (China) +0,56%, Hangseng (Hongkong) +2,34%, Sensex (Indien) +0,51% und Kospi (Südkorea) +0,48%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,42% (Vortag 2,48%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,53% (Vortag 4,62%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (+0,0035) legte vor dem Hintergrund des pragmatischen US-Zollansatzes (Raum für Verhandlungen) und der geopolitischen Lage bezüglich der Ukraine zu. Gold (+11,30 USD) und Silber (+0,24 USD) stiegen gegenüber dem USD. Bitcoin notiert aktuell gegenüber dem USD bei 96.850 (06:26 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Rückgang im Tagesvergleich um 340 USD.
Trumps Zollankündigungen
Trump verschärfte seinen Kurs in der Handelspolitik. Er unterzeichnete eine Anordnung für wechselseitige Zölle auf Waren aus diversen Ländern. Es bedeutet, dass die USA dort Zölle anheben, wo sie derzeit weniger fordern als ihre Handelspartner. Die USA streben gleiche Wettbewerbsbedingungen an. Die Zölle sollen nicht sofort in Kraft treten. Trumps Team prüfe die bilateralen Zoll- und Handelsbeziehungen.
Die Regierung werde zunächst die Länder mitden größten Handelsüberschüssen und den höchsten Zollsätzen adressieren. Der zukünftige US-Handelsminister Lutnick sagte, man werde jedes betroffene Land einzeln ansprechen. Die Untersuchungen zu diesem Thema sollen bis zum 1. April abgeschlossen werden.
Kommentar: Trump wählt ein pragmatisches Vorgehen. Die jetzt eingebauten Zeitfenster eröffnen Raum, die Schärfe der US-Zollpolitik zu moderieren. Fakt ist, dass die USA eine valide Argumentationsbasis bezüglich des „Level Playing Field“ haben.
Die US-Regierung kündigte an, weitere Handelshemmnisse ins Visier zu nehmen. Dazu zählten Steuern für US-Firmen, Mehrwertsteuern, staatliche Subventionen oder Vorschriften, die US-Unternehmen daran hinderten, im Ausland Geschäfte zu tätigen.
Kommentar: Dieses Feld ist komplexer und komplizierter. Es passt zum Stil Trumps, Maximalforderungen zunächst in den Raum zu stellen. Dann müssen aber auch US-Subventionen und Handelshemmnisse auf den Prüfstand (EU-Fleißaufgabe)! Schauen wir mal.
Sollten die US-Einfuhrzölle auf das Niveau des jeweiligen Handelspartners erhöht werden, würde uns dies einer Commerzbank-Studie zufolge besonders stark treffen. Rund 50% der Exporte in die USA wären von höheren Zöllen betroffen, insbesondere Kraftfahrzeuge, bei denen ein um circa 6% höherer Zoll drohe. Das gehe maßgeblich darauf zurück, dass die EU auf Pkw einen Zoll von 10% verlange, die USA von 2,5%.
Kommentar: Es hängt an der Kunst der Diplomatie der EU, welche Resultate uns erwarten.
USA bereit zu Gesprächen über Atomwaffenabbau
Trump will mit Russland und China über eine Begrenzung der Atomwaffen-Arsenale sprechen. Denuklearisierung werde ein Ziel seiner 2. Amtszeit sein. Er unterstütze Schritte dazu und es gebe keinen Grund, Atomwaffen zu bauen. Er habe sich schon während seiner 1. Amtszeit mit Putin auf eine Reduzierung von Atomwaffen geeinigt. China sei dafür sehr offen gewesen. Er werde das Thema neu angehen und mit Gesprächen mit Putin und dem chinesischenPräsidenten Xi beginnen.
Es gebe keinen Grund für die USA, fast eine Billion USD für das Militär auszugeben, so Trump. Man habe bereits so viele Atomwaffen, dass man die Welt 50-mal, 100-mal zerstören könnte, so Trump.