Deutschland: Industrie verliert global drastisch bei Konkurrenzfähigkeit
04.03.2025 | Folker Hellmeyer

Märkte: Europa mit neuen Rekordständen
Die Finanzmärkte bleiben sehr volatil. Europas Aktienmärkte markierten neue Rekordstände. Unternehmen, die mit Militärausrüstung zu tun haben, profitierten stark. US-Märkte erholten sich. Dagegen lieferte der Ferne Osten heute früh negative Vorzeichen. An den Rentenmärkten sanken die Renditen der US-Papiere, während die Renditen in Deutschland zulegten. Der EUR profitierte gegenüber dem USD. Gold und Silber legten zu. Bitcoin verlor deutlich nach der vorherigen markanten Zwischenerholung.
Der von JP Morgan ermittelte Einkaufsmanagerindex für die Weltwirtschaft markierte mit 50,6 Punkten den höchsten Stand seit Juni 2024. Europas PMIs erholten sich auf niedriger Basis. Deutschland: Die Debatten über Sondervermögen (aktuell 29 "Sondervermögen", Volumen 869 Mrd. EUR oder rund 19% des BIP, 10% werthaltig laut Bundesrechnungshof) und/oder die Auflösung der verfassungsrechtlich verankerten Schuldenbremse laufen auf vollen Touren.
Kommentar: "Sondervermögen" sind "Sonderschulden". Das belegt die Werthaltigkeitsanalyse des Bundesrechnungshofs. Das Steueraufkommen ist derzeit noch weiter üppig. Es gibt bisher kein Einnahmeproblem, sondern ein Ausgabenproblem. Interessenorientierte Ausgabenpolitik ist erste Staatspflicht. Kommt man der in Berlin nach oder wird Zukunftsfähigkeit verspielt?
Aktienmärkte: Late Dax +2,16%, EuroStoxx 50 +0,85%, S&P 500 +1,46%, Dow Jones +1,17%, US Tech 100 +1,57%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:57 Uhr: Nikkei (Japan) -1,79%, CSI 300 (China) -0,25%, Hangseng (Hongkong) -0,46%, Sensex (Indien) -0,29% und Kospi (Südkorea) -0,05%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,49% (Vortag 2,39%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,14% (Vortag 4,23%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (+0,0059) erholte sich gegenüber dem USD im Tagesvergleich. Gold (+24,50 USD) und Silber (+0,35 USD) legten gegenüber dem USD zu. Bitcoin verlor nach der markanten Zwischenerholung gegenüber dem USD deutlich an Boden und notiert bei 83.450 (06:00 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Einbruch im Tagesvergleich um 9.400 USD.
Deutschland: Industrie verliert global drastisch bei Konkurrenzfähigkeit
Unsere Industrie verliert nach eigener Einschätzung im internationalen Wettbewerb drastisch an Boden. 24% der Unternehmen schätzten im Januar ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Ländern außerhalb der EU als gering ein. Auch der Wettbewerb innerhalb der EU würde härter. Hier waren es 21% der befragten Unternehmen, die eine geringe Wettbewerbsfähigkeit konstatierten. Kaum ein Unternehmen sah seine Position gegenüber der weltweiten Konkurrenz verbessert.
O-Ton IFO-Institut: Einen solchen Einbruch im internationalen Wettbewerb in derart kurzer Zeit hätte man bisher nicht beobachtet! Die Herausforderungen für die Industrie, im globalen Wettbewerb zu bestehen, wären gewaltig.
Kommentar: Diese Umfrageergebnisse sind prekär. Sie haben aber nur die Qualität einer Nacherzählung.
Die aktuelle Lage ist nach vorne schauend prekärer, als es die Ergebnisse darlegen, denn diese aktuelle Gemütslage führt zu einer Investitionsverweigerung und zu Abbau von
Produktionskapazitäten.
Der Ist-Zustand in der Ökonomie wird nicht der zukünftige Zustand sein. Fakt ist, dass der Kapitalstock, der die Summe aller Unternehmen darstellt, die direkt oder indirekt sowohl alle Einkommen des Staats als auch der privaten Haushalte generieren, erodiert.
Die Fehlsteuerung der Rahmendaten durch eigene Politik war nie dramatischer und fällt uns und Europa auf die Füße. Es ist ein Phase, in der Europa geopolitisch und geowirtschaftlich "verzwergt". Der Weg muss zurück zur Leistungsgesellschaft führen. Je später wir ihn einschlagen, desto teurer und riskanter wird er.
Wenn man jetzt in Berlin nicht aufwacht und das stringenteste Reformpaket in der Historie (auch Außenpolitik!) seit 1871 zu Gunsten der Wirtschaft und der Freiheit der Wirtschaft veranlasst, wird es nicht nur in Deutschland dunkel!
Dann wird man sich weder den Sozialstaat, noch die Renten und die jetzt in der Diskussion stehenden Aufrüstungsprogramme leisten können. Was hieße das für die gesellschaftspolitische und politische Stabilität?
Die normative Kraft des Faktischen erlaubt keine, ich wiederhole keine Diskussion weiterer Narrative und Ideologien bezüglich der Ökonomie. Nur wer sich der Realität stellt, wird von ihr nicht überholt (derzeit der Fall!) und hat Chancen auf Zukunft.
Davon sind wir weit entfernt, denn hier werden medial und politisch immer noch die Kräfte hofiert, die für die Misere verantwortlich zeichnen. Was muss noch passieren?