Märkte: Aktien hui, Renten pfui
06.03.2025 | Folker Hellmeyer

Märkte: Aktien hui, Renten pfui
An den Finanzmärkten ergaben sich markante Trendbewegungen. Aktien legten insbesondere in Europa deutlich zu. Das Programm Deutschlands wurde quantitativ goutiert (Frage nach Qualität/Reformen offen!). Der Euro legte markant zu. Kapitalmarktzinsen stiegen dynamisch. Als Folge der voraussichtlichen massiven Schuldenaufnahmen durch Deutschland und Länder der EU ergab sich am Kapitalmarkt ein deutlicher Renditeanstieg. Die 10-jährige Bundesanleihe verzeichnete einen Renditeanstieg um 0,30% auf 2,78%. Damit bewegt sich die Rendite auf den höchsten Niveaus seit 2011 (ebenso Frankreich und UK)!
Kommentar: Die milden Einschätzungen der Ratingagenturen ob dieser historisch einmaligen Verschuldungspolitik kreativer Natur gekoppelt mit Bruch des Wahlversprechens nehmen wir zur Kenntnis. Die Marktreaktion steht im diametralen Widerspruch dazu. Der Kapitalmarktzins ist für Investitionen der Privatwirtschaft entscheidend. Diese Politik kreiert bezüglich der Zinsentwicklung damit Risiken für den Kapitalstock.
Es wäre sinnvoller gewesen, erst dasnotwendige historisch große Reformprogramm zu verhandeln (Ertüchtigung des Leistungskörpers, Glaubwürdigkeit für Märkte), denn so besteht das Risiko, dass ultimativ nicht Strukturpolitik die Zukunft, sondern Verschuldung den Tag retten soll. Fakt ist zudem, dass die Schuldenbremse für die Investitionen in Infrastruktur hätte genutzt werden sollen und die konsumtiven Militärausgaben aus dem laufenden Haushalt hätten bestritten werden sollen.
Aktienmärkte: Late Dax +2,34%, EuroStoxx 50 +1,58%, S&P 500 +1,12%, Dow Jones +1,14%, US Tech 100 +1,14%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:52 Uhr: Nikkei (Japan) +0,92%, CSI 300 (China) +1,25%, Hangseng (Hongkong) +2,64%, Sensex (Indien) +0,04% und Kospi (Südkorea) +0,63%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,78% (Vortag 2,48%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,33% (Vortag 4,24%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (+0,0178) stieg gegenüber dem USD im Tagesvergleich deutlich. Gold (+6,00 USD) und Silber (+0,58 USD) legten gegenüber dem USD zu. Bitcoin notiert bei 92.400 (05:55 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Anstieg im Tagesvergleich um 5.450 USD.
Deutschland: Stimmung in deutscher Autobranche hellt sich auf
Die Stimmung in der Autoindustrie hat sich im Februar laut IFO-Umfrage verbessert. Das IFO-Barometer für das Geschäftsklima der exportstarken Branche stieg im Februar von zuvor -40,1 auf-34,8 Punkte.
O-Ton IFO-Institut: Die Autoindustrie stecke zwar immer noch in der Krise, aber die Unternehmen sehen den kommenden Monaten etwas optimistischer entgegen. Die Geschäftserwartungen verbesserten sich merklich, die aktuelle Lage wurde dagegen nur leicht besser beurteilt als im Januar.
O-Ton IFO-Institut: Bei den Unternehmen der Autoindustrie beginnen sich die Auftragsbücher wieder langsam zu füllen. Nach amtlichen Daten würden allen voran Aufträge aus dem Inland und aus dem Euroraum dazu beitragen. Auch seien die Exporterwartungen deutlich gestiegen. Allerdings droht US-Präsident Donald Trump mit Strafzöllen auf europäische Waren, was die deutsche Autoindustrie besonders stark treffen könnte.
Kommentar: Wir freuen uns über jede positive Meldung bezüglich der deutschen Ökonomie. Eine Bodenbildung mit leichten Aufwärtstendenzen ergibt sich in mehreren Sektoren der Wirtschaft (u.a. PMIs). Die Basis (siehe Grafik), von der diese Tendenzen starten, ist jedoch schwach.
Das Risiko der Trump-Zölle und deren realwirtschaftlichen Auswirkungen kann diese zarten Erholungstendenzen konterkarieren. Ergo gilt, eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, aber sie impliziert, dass der Sommer möglich ist.
