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Stromgetrieben

14.02.2008  |  Eugen Weinberg
Störungen in der Industrie, Sicherheitsprobleme und Stromausfälle dämpfen weiterhin Südafrikas Platinproduktion. Ähnliche Probleme gibt es am Palladiummarkt, wo allerdings Russlands Produktion ein Gegengewicht darstellt. Da bei extrem hoher Nachfrage Angebotssorgen weiter auf dem Markt lasten, werden die Preise für Platinmetalle in naher Zukunft hoch bleiben. So könnte der Platinpreis schon bald 2000 $ pro Unze erreichen.

Da Südafrika nach wie vor der weitaus größte Platinproduzent der Welt ist, sind die Probleme dort von großer Bedeutung. Die Nachfrage der Automobilindustrie nach Platin zur Verwendung in Katalysatoren nimmt zu. Noch 1999 kamen nur 21% der Gesamtnachfrage nach Platin aus dem Automobilsektor, während über 50% in der Schmuckherstellung verwendet wurden. Bis 2007 hatte sich die Nachfrage des Automobilsektors nach Platin in absoluten Zahlen fast verdreifacht und machte fast 50% des Gesamtverbrauchs aus. Die Nutzung für Schmuck war hingegen um mehr als ein Drittel auf 23% der Gesamtnachfrage zurückgegangen.

Nachfrageseitig werden die Aussichten für die Automobilindustrie sich erheblich auf den Anstieg des Verbrauchs auswirken. Aber anders als an vielen anderen Metallmärkten ist Europa bei Platin weiterhin der größte Konsument. Eine schwächere Nachfrage am europäischen Markt sollte die Nachfrage dämpfen; sinkende Wachstumsraten in anderen Teilen der Welt werden diese Tendenz verstärken. Dies zeichnete sich bereits 2007 ab, nachdem der Platinverbrauch im Automobilsektor die niedrigste Wachstumsrate seit 1999 verzeichnet hatte. Es kann natürlich sein, dass das Nachfragewachstum zum Teil durch fehlendes Angebot beschränkt wurde. Wir vermuten jedoch, dass der Konjunkturabschwung dabei eine Rolle spielte.

Unabhängig von der Nachfragesituation werden Angebotsfragen kurzfristig die Platinpreise bestimmen. Diese wirken sich auch in hohem Maße auf alle Metalle aus, bei denen Südafrika einen großen Anteil an der Weltproduktion hat (Palladium und Rhodium sind ebenfalls betroffen). Im Januar ließ eine Reihe von Stromausfällen Südafrikas Minenproduktion fünf Tage lang stillstehen. Das staatliche Stromunternehmen Eskom hat angekündigt, es könne eine stabile Versorgung der Bergbauindustrie nur gewährleisten, wenn diese ihren Stromverbrauch auf 90% des üblichen Niveaus senkt. So sind seit Mitte Januar als direkte Folge der Angebotssorgen die Preise der Platingruppe stark gestiegen (Platin um 23%, Palladium und Rhodium um 18% - siehe Grafik 1).

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In den letzten Monaten entstand zusätzliche Nachfrage nach Platinmetallen durch die Einführung von Exchange Traded Funds (ETFs). Seit April 2007 ist die physische Nachfrage vonseiten des Handels mit Platin-ETFs in London von 4.000 Unzen auf über 230.000 Unzen - also auf mehr als das Fünfzigfache - gestiegen. Anders ausgedrückt, bedeutet die Einführung eines ETF in Platin, dass die Nachfrage für Investments derzeit 3,5% der jährlichen weltweiten Angebotsausweitung ausmacht. Johnson Matthey schätzt die gesamte Nachfrage für Investments 2007 auf 75.000 Unzen (ein Drittel davon entfiel auf Kleinanleger, der Rest auf Großanleger). Alleine in den ersten fünf Wochen dieses Jahres ist die Nachfrage für Investments um 75% gestiegen.

Unter der Annahme, dass Südafrikas Platinproduktion 2008 um 1% sinkt, sollte die weltweite Platinproduktion - selbst bei einer moderaten Produktionssteigerung in Russland - bestenfalls in etwa auf dem Stand von 2007 verharren. Weiter angenommen, dass die Nachfrage des Automobilsektors moderat anzieht (wenn auch langsamer als 2007) und die Nachfrage für Investments erneut kräftig steigt (auf etwa 250.000 Unzen), wird die Nachfrage das Angebot voraussichtlich um mindestens 150.000 Unzen übersteigen. In den letzten elf Jahren war die Nachfrage neunmal höher als das Angebot (Grafik 2). Siebenmal stieg der durchschnittliche Platinpreis. Somit dürfte der Platinpreis 2008 hoch bleiben.

Demgemäß haben wir unser Prognoseprofil geringfügig geändert, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die Platinpreise auf kurze Sicht deutlich höher sein werden als wir erwartet hatten. So sehen wir einen Anstieg auf 2000 $ pro Unze, wobei die Gefahr eines sogar noch höheren Höchststandes besteht. Erst allmählich wird der Preis wieder sinken, wenn die Sorgen um das Angebot aus Südafrika abnehmen. Insgesamt erwarten wir die Preise 2008 im Durchschnitt bei etwa 1850 $ pro Unze (frühere Prognose: 1550 $).

Bemerkenswert ist übrigens, dass der Platinpreis, der der jüngsten Entwicklung bei Gold nicht gefolgt war, jetzt mit Verspätung auf den Preisanstieg beim gelben Metall reagiert (Grafik 3). Zudem hat sich in den letzten Jahren die Korrelation zwischen Gold- und Platinpreis wieder etabliert, nachdem die Preise um den Jahrtausendwechsel voneinander abgewichen waren. Auf Basis der früheren Verhältnisse steht ein Platinpreis im Bereich von 2000 $ mit einem Goldpreis von etwa 950 $ in Einklang. Es ist durchaus möglich, dass Gold dieses Niveau erreicht. Aber sollte Platin 2000 $ überschreiten, erwarten wir nicht, dass Gold in einer linearen Bewegung folgt, da die Platinpreise nicht von allgemeinen Trends im Universum der Edelmetalle, sondern von besonderen Faktoren getrieben werden.

Ein ähnlicher Trend ist bei Palladium erkennbar. Bei diesem Metall hat sich die Nachfrage für Investments versechsfacht, seitdem im April 2007 erstmals ein ETF eingeführt wurde. Aber da Russland mit 50% der Weltproduktion im Vergleich zu 33% aus Südafrika der weltweit größte Anbieter ist, sollten sich die Eskom-Stromausfälle hier weniger auf die Weltmarktpreise auswirken als bei Platin. Außerdem ist die weltweite Angebots-/Nachfragesituation weit weniger angespannt, da die Weltproduktion in den letzten sieben Jahren stets die Nachfrage überstieg. Somit ist es unwahrscheinlich, dass die Palladiumpreise sich 2008 ebenso erhöhen wie die Platinpreise. Deshalb bleibt unsere Prognose für den Durchschnittspreis unverändert bei 450 $ pro Unze.





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