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Blasengefahr bei Rohstofftiteln, defensive Sektoren interessant

15.02.2008  |  Redaktion
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Smart Investor: Ein ähnliches Phänomen, aber vielleicht mit umgekehrten Vorzeichen, lässt sich aktuell feststellen. Seit einigen Monaten gibt es erhebliche Divergenzen an den Aktienmärkten. Die Anzahl starker Aktien und Sektoren ist erkennbar rückläufig. Muss man jetzt nach der US-Hypothekenkrise davon ausgehen, dass der mehrjährige Bullenmarkt bei Aktien beendet ist?

Cortés: Wir haben klare Signale, dass wir uns auf das Ende der seit 2003 laufenden Hausse hinbewegen. Zunehmende Divergenzen sind für diese Phase typisch. Grundsätzlich gilt es zu beachten, dass langfristige Trends nur auf zwei mögliche Arten enden: Entweder entwickeln sich Blasen, die dann irgendwann platzen oder - und das ist häufiger der Fall - es kommt zu einer zermürbenden Phase mit trendloser Volatilität. Im Moment erscheint mir die zweite Möglichkeit, also eine Schaukelbörse, die wahrscheinlichere Variante zu sein.


Smart Investor: Welche Branchen würden Sie für Investitionen derzeit bevorzugen?

Cortés: Die bisherigen Präferenzen scheinen sich gerade zu Gunsten defensiver Sektoren zu verschieben. Den Monitor-Abonnenten haben wir daher Investitionen in nichtzyklische Konsumgüterwerte, in Energieversorger und in Telekommunikationssektor empfohlen. Interessant ist, dass Pharmaaktien von dieser Entwicklung nicht profitieren. Hinter dieser relativen Schwäche könnte die Botschaft stecken, dass der Patentschutz eher abnehmen wird, während Interventionen durch die Regulierungsbehörden und Haftungsrisiken tendenziell eher zunehmen.


Smart Investor: Was ist mit Minenaktien, Öl- und Stahlunternehmen?

Cortés: In diesen Sektoren wäre ich eher etwas vorsichtig. Bereits im Sommer habe ich für die Rohstoffproduzenten eine Blasenbildung avisiert und ich denke, wir sind jetzt dort drin. Ich kann nicht sagen, dass es schon vorbei ist. Man sollte aber aufpassen, dass man nicht den Ausstieg verpasst.


Smart Investor: Auf welche, technischen Warnsignale sollte man als Anleger achten?

Cortés: Auf Erholungen. Dass es nach langen, starken Anstiegen zu Korrekturen kommt, ist normal. Wichtige Signale liefern die Erholungen nach solchen Korrekturen. Wenn es zu einer vergleichsweise schwachen Erholung kommt, ist dies ein erstes, negatives Signal.


Smart Investor: Aus den bisherigen Korrekturen seit 2003 sind die Minen- und Rohstoffaktien aber stets gestärkt hervorgegangen. Sie haben regelmäßig schneller als der Gesamtmarkt ihre vorhergehenden Höchststände wieder überschritten.

Cortés: Das ist soweit richtig. Als Warnsignal interpretiere ich aber das Faktum, dass defensivere Sektoren wie die oben genannten an relativer Stärke gewinnen. Wir haben in dem Sinne Präferenzverschiebungen, dass Titel wie Unilever, Coca Cola, Procter & Gamble, Colgate, Palmolive, Nestle usw. seit einigen Wochen an relativer Stärke im Vergleich zu Rohstofftiteln wie Anglo American oder auch im Vergleich zu Goldminenaktien zulegen. Verkaufen sollte man bisherige Favoriten aber erst, wenn sie nicht mehr gestärkt aus einer Korrektur hervorgehen, wenn ihre relative Stärke im Vergleich zum Gesamtmarkt sowie das Preismomentum selbst abnehmen.


Smart Investor: Über die letzten Jahre haben kleinere und mittlere Aktien die großen Werte regelmäßig in den Schatten gestellt. Seit einigen Monaten kann man aber auch hier Veränderungen wahrnehmen. Handelt es sich hierbei um eine große Trendwende zu Gunsten der großen Titel?

Cortés: Ja. Auch diese Entwicklung passt zu meiner Annahme, dass der Bullenmarkt in einem sehr späten Stadium ist. Da investieren insbesondere viele institutionelle Anleger wieder näher am Index und bevorzugen dabei große, liquide Titel, also z.B. lieber DAX-Werte statt MDAX-Titel, besser S&P100 als S&P500 usw.


Smart Investor: Vielleicht zum Abschluss noch ein Wort zum Währungsmarkt?

Cortés: Ich denke, dass die Yen-Schwäche im Wesentlichen vorbei ist. Von stark zu schwach würde ich derzeit die folgende Reihenfolge aufstellen: Yen, Franken, Euro, Dollar.


Smart Investor: Vielen Dank für das Gespräch.


Das Gespräch führte Daniel Haase, freier Mitarbeiter des Smart Investor Magazins und Geschäftsführer der Haase & Ewert GbR (www.HaaseundEwert.de)






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