Armes Deutschland
17.02.2008 | Manfred Gburek
Jeweils zum Jahresanfang erscheinen zwei Steuerbücher, die ich Ihnen aus gegebenem Anlass - ich meine nicht den Fall Zumwinkel, sondern Ihren eigenen Umgang mit dem Fiskus im Rahmen der nächsten Steuererklärung - als Nachschlagewerke empfehle: "Ratgeber zur Einkommensteuer" (in diesem Fall mit dem Zusatz "2007") von Bernhard Klörgmann, gegen Kostenbeitrag erhältlich bei Sparkassen, und "Tabellen und Informationen für den steuerlichen Berater" (hier mit dem Zusatz "2008"), herausgegeben von der Steuerberater-Genossenschaft Datev und im Zweifel auch bei Steuerberatern aufzutreiben. Zwar werden beide Bücher nicht zur Aufklärung der Zumwinkel- und Liechtenstein-Affäre beitragen, Ihnen aber ein Mal mehr die Augen öffnen, wie weit es mit dem deutschen Steuerrecht schon gekommen ist: verworren, unsystematisch, vielfach mit heißer Nadel gestrickt und kaum noch praktikabel. Also ungerecht. Denn normale Steuerzahler finden sich in diesem Wust nicht mehr zurecht und sind auf teure Steuerberater angewiesen, die sie sich kaum leisten können, während Steuerhinterzieher mit hohem Einkommen auf ausgebuffte Experten zurückgreifen und ihre Strafe im Zweifel aus der berühmen Portokasse zahlen.
So ist der Linksruck unter den Wählern programmiert, und die Neiddiskussion kann in die nächste Runde gehen. Das hat uns zusätzlich zur internationalen Finanzkrise gerade noch gefehlt. Zumal eines der Bindeglieder zwischen Neid und Krise IKB heißt, also die in die Krise verstrickte Zockerbank, für deren Fehlschläge ausgerechnet auch die deutschen Steuerzahler aufkommen müssen. Das hat jedenfalls Finanzminister Steinbrück kleinlaut zugestanden, also ein Mann der SPD, die es jetzt natürlich umso schwerer haben wird, in der Gerechtigkeitsdebatte gegen Die Linke zu punkten, die ja unter anderem aus Kadern der ehemaligen SED besteht, Einheitspartei der DDR-Diktatur. Armes Deutschland. Wie es weiter geht, lässt sich leicht vorhersagen: Dem ohnehin schon komplizierten Steuerrecht werden weitere Paragrafen übergestülpt, und über kurz oder lang werden ad hoc neue Gesetzentwürfe aus den Schubladen der Bundes- und Landesministerien gezogen. Die Folge: Noch mehr Bürokratie und der Ruf nach neuen Planstellen, weil der zusätzliche, gerade durch die Bürokratie entstehende Arbeitsaufwand sonst nicht zu bewältigen sei.
Die Bürokraten dominieren die Parlamente, also den Bundestag und die Landtage. Also beschließen sie Gesetze, die ihnen in den Kram passen. Das mag man bedauern, aber es ist legitim (legal sowieso). Doch wo bleiben die Gegenkräfte? Ein trauriges Beispiel lieferte die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger am Montag der abgelaufenen Woche. In ihrem von viel Tamtam begleiteten "Schwarzbuch Börse 2007" zieht sie zwar zu Recht gegen Missstände bei Aktien und Zertifikaten zu Felde, aber auf die Frage, was sie denn für mehr Aktienkultur in Deutschland zu tun gedenke, antwortet ihr Vorsitzender Klaus Schneider nur lapidar: "Der Aktionär ist ein aussterbendes Wesen." Das Deutsche Aktieninstitut, ein von Konzernen getragener Verein, kann diese Aussage sogar - wenn auch unfreiwillig - mit Zahlen belegen. Klar, denn Aktionäre haben in Deutschland keine wirkungsvolle Lobby. Immobilieneigentümer übrigens auch nicht, mögen ihre Verbände noch so sehr Sprüche klopfen. Und Steuerzahler erst recht nicht - der Bund der Steuerzahler, ein trauriges Kapitel.
Fazit: Auch auf die Gefahr hin, dass Sie sich als Anleger mit so komplizierten Themen wie Steuern, Aktien, Zertifikaten und Immobilien beschäftigen müssen, ergreifen Sie die Initiative und stecken Sie nicht auf, denn nur so kommen Sie finanziell über die Runden.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
So ist der Linksruck unter den Wählern programmiert, und die Neiddiskussion kann in die nächste Runde gehen. Das hat uns zusätzlich zur internationalen Finanzkrise gerade noch gefehlt. Zumal eines der Bindeglieder zwischen Neid und Krise IKB heißt, also die in die Krise verstrickte Zockerbank, für deren Fehlschläge ausgerechnet auch die deutschen Steuerzahler aufkommen müssen. Das hat jedenfalls Finanzminister Steinbrück kleinlaut zugestanden, also ein Mann der SPD, die es jetzt natürlich umso schwerer haben wird, in der Gerechtigkeitsdebatte gegen Die Linke zu punkten, die ja unter anderem aus Kadern der ehemaligen SED besteht, Einheitspartei der DDR-Diktatur. Armes Deutschland. Wie es weiter geht, lässt sich leicht vorhersagen: Dem ohnehin schon komplizierten Steuerrecht werden weitere Paragrafen übergestülpt, und über kurz oder lang werden ad hoc neue Gesetzentwürfe aus den Schubladen der Bundes- und Landesministerien gezogen. Die Folge: Noch mehr Bürokratie und der Ruf nach neuen Planstellen, weil der zusätzliche, gerade durch die Bürokratie entstehende Arbeitsaufwand sonst nicht zu bewältigen sei.
Die Bürokraten dominieren die Parlamente, also den Bundestag und die Landtage. Also beschließen sie Gesetze, die ihnen in den Kram passen. Das mag man bedauern, aber es ist legitim (legal sowieso). Doch wo bleiben die Gegenkräfte? Ein trauriges Beispiel lieferte die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger am Montag der abgelaufenen Woche. In ihrem von viel Tamtam begleiteten "Schwarzbuch Börse 2007" zieht sie zwar zu Recht gegen Missstände bei Aktien und Zertifikaten zu Felde, aber auf die Frage, was sie denn für mehr Aktienkultur in Deutschland zu tun gedenke, antwortet ihr Vorsitzender Klaus Schneider nur lapidar: "Der Aktionär ist ein aussterbendes Wesen." Das Deutsche Aktieninstitut, ein von Konzernen getragener Verein, kann diese Aussage sogar - wenn auch unfreiwillig - mit Zahlen belegen. Klar, denn Aktionäre haben in Deutschland keine wirkungsvolle Lobby. Immobilieneigentümer übrigens auch nicht, mögen ihre Verbände noch so sehr Sprüche klopfen. Und Steuerzahler erst recht nicht - der Bund der Steuerzahler, ein trauriges Kapitel.
Fazit: Auch auf die Gefahr hin, dass Sie sich als Anleger mit so komplizierten Themen wie Steuern, Aktien, Zertifikaten und Immobilien beschäftigen müssen, ergreifen Sie die Initiative und stecken Sie nicht auf, denn nur so kommen Sie finanziell über die Runden.
© Manfred Gburek
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