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James J. Puplava: Trumps großer amerikanischer Reset

14.04.2025
Die Vereinigten Staaten befinden sich an einem entscheidenden Wendepunkt. Wie ich in der Financial Sense Newshour am vergangenen Wochenende erörtert habe, erleben wir gerade einen wirtschaftlichen Reset, die darauf abzielt, unser Land wieder zu industrialisieren und unser industrielles Erbe zurückzuerobern. Die jüngsten Ankündigungen reziproker Zölle haben Besorgnis über Handelskriege, Inflation und möglichen Rezessionsdruck ausgelöst.

Ich glaube jedoch, dass diese Maßnahmen eine umfassendere Strategie widerspiegeln - eine, die über kurzfristige Störungen hinausgeht und sich mit kritischen Fragen der nationalen Sicherheit und der wirtschaftlichen Souveränität befasst. Dieser Wandel beinhaltet eine Anfangsphase mit Herausforderungen, gefolgt von erheblichen langfristigen Vorteilen. Im Folgenden werde ich meine Sichtweise dieses Wandels darlegen, von den strategischen Erfordernissen, die ihn antreiben, bis hin zu den Chancen und potenziellen Fallstricken, die sich daraus ergeben könnten.


Die Notwendigkeit eines wirtschaftlichen Resets

Im Kern zielt dieser Reset darauf ab, eine grundlegende Schwäche zu beheben: die Erosion der industriellen Kapazitäten Amerikas. Ich behaupte seit langem, dass wir, wenn wir heute gezwungen wären, einen Konflikt in der Größenordnung des Zweiten Weltkriegs auszutragen, mit unserer geschwächten industriellen Basis nicht in der Lage wären, diese Herausforderung zu bewältigen. Die moderne Kriegsführung, wie sie sich in der Ukraine und in Israel gezeigt hat, unterstreicht diese Anfälligkeit. Kostengünstige Technologien wie Drohnen erweisen sich als effektiver als herkömmliche, kostspielige Systeme, doch unsere Produktionskapazitäten hinken hinterher.

So haben wir beispielsweise mehr als 1 Million 155-Millimeter-Artilleriegeschosse an die Ukraine geliefert, doch bei einer Jahresproduktion von nur 240.000 Stück würde es mehr als fünf Jahre dauern, diesen Vorrat wieder aufzufüllen. In ähnlicher Weise würde der Ersatz der 1.600 ins Ausland gelieferten Stinger-Raketen bei den derzeitigen Produktionsraten fast zwei Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Diese Lücke in der Produktionskapazität ist ein eklatantes Problem, das wir angehen müssen.

Dabei geht es um mehr als nur die militärische Bereitschaft. Unsere Abhängigkeit von ausländischen Lieferketten, die während der COVID-19-Pandemie deutlich zutage trat, hat uns anfällig für Unterbrechungen in allen Bereichen gemacht, von Arzneimitteln bis zu Haushaltswaren. Dies ist kein neues Phänomen - es ist das Ergebnis jahrzehntelanger Verlagerungen, die in den 1970er Jahren inmitten hoher Inflation und starker Gewerkschaften begannen und sich mit der Globalisierung und Handelsabkommen wie NAFTA noch beschleunigten.

Einst entfielen 25% bis 30% der weltweiten Produktion auf die USA, heute sind es nur noch 11%. Die Zollpolitik der derzeitigen Regierung zielt darauf ab, diesen Trend umzukehren und unsere industriellen und technologischen Grundlagen wiederherzustellen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Amerika in einer Welt, die zunehmend von anderen dominiert wird, nur noch eine zweitrangige Rolle spielt.


Chinas Dominanz und strategische Abhängigkeiten

Ein wichtiger Faktor bei diesem Reset ist Chinas beherrschende Stellung in der globalen Produktion und bei wichtigen Ressourcen. Das Land beherrscht 50% des weltweiten Schiffbaus und produziert jährlich Waren im Wert von 4,7 Billionen Dollar - 29% der weltweiten Gesamtproduktion - und übertrifft damit die Produktion der USA, Japans, Deutschlands und Indiens zusammen.

Die Kontrolle über die Mineralien der Seltenen Erden ist sogar noch ausgeprägter: 80% der weltweiten Produktion, 70% des Abbaus und 87% der Verarbeitung liegen in ihrem Einflussbereich. Materialien wie Gallium, Germanium und Graphit, die für Technologie und Verteidigung unerlässlich sind, befinden sich in ähnlicher Weise in ihren Händen.

Diese Abhängigkeit stellt ein strategisches Risiko dar. Unser Militär ist auf Komponenten aus China angewiesen, von Halbleitern bis hin zu Magneten, während unsere Produktionszeiten für alte Waffensysteme Jahre über das hinausgehen, was nachhaltig ist. Die Pandemie hat diese Anfälligkeit weiter verdeutlicht, da Engpässe Bauprojekte und Industrieproduktion verzögern.

Ich habe festgestellt, dass sich die Bauzeit von Häusern, die früher 12 Monate dauerte, aufgrund von Lieferengpässen auf 18 Monate verlängert hat. Das Ziel ist jetzt klar: Wir müssen diese Abhängigkeit verringern und die heimischen Kapazitäten wieder aufbauen, um unsere wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interessen zu wahren.


Zölle als strategisches Druckmittel

Zölle stellen die erste schwierige Phase dieses Resets dar, aber sie sind ein notwendiges Instrument, um den globalen Handel wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Viele sehen diese Maßnahmen als Provokation an, doch haben andere Länder seit langem erhebliche Zölle auf amerikanische Waren erhoben. Im Gegensatz dazu haben die USA in der Vergangenheit eine offenere Haltung eingenommen. Unsere Wirtschaft ist mit einem Exportanteil von nur 11% am BIP weniger exponiert als die Europas mit 23%, Kanadas mit 34% oder Chinas mit 20%. Diese relative Autarkie verschafft uns bei Verhandlungen einen Vorteil.

Wie ich im Podcast betont habe, betrachte ich Zölle als Mittel zum Zweck. Sie üben Druck auf die Handelspartner aus, gegenseitige Bedingungen anzunehmen, was bis Mitte 2025 zu einem weltweiten Abbau der Schranken führen könnte. Länder, die stark von Exporten abhängig sind, können keine anhaltenden Beschränkungen gegenüber dem größten Markt der Welt aufrechterhalten.

Die Reindustrialisierung erfordert gleiche Wettbewerbsbedingungen - unsere Waren können nicht konkurrieren, wenn andere Zölle erheben und wir nicht. Dieser Wandel unterbricht die jahrzehntelange Selbstgefälligkeit, ist aber ein entscheidender Schritt zur Wiederbelebung der heimischen Produktion.


Die Belohnungen der Reindustrialisierung

Hinter den anfänglichen Schwierigkeiten verbirgt sich das Versprechen einer wiederbelebten industriellen Basis. Investitionen in Höhe von insgesamt 4 Billionen Dollar von Unternehmen und Staaten fließen bereits in die USA, mit Projekten wie der 165-Milliarden-Dollar-Fabrikinitiative von Taiwan Semiconductor, den 500-Milliarden-Dollar-Diversifizierungsbemühungen von Apple und dem 10-Milliarden-Dollar-KI-Datenzentrum von Meta in Louisiana.

In Phoenix, wo ich einst wohnte, sollen im nächsten Jahr drei große Anlagen von Taiwan Semiconductor, Intel und Apple ihren Betrieb aufnehmen und Tausende von gut bezahlten Arbeitsplätzen schaffen - 6.000 direkte Arbeitsplätze allein bei Taiwan Semiconductor und 10.000 indirekte Arbeitsplätze.

Dabei handelt es sich nicht um Niedriglohnjobs, sondern um Karrieren im sechsstelligen Bereich, die durch Fortschritte in der Automatisierung und Robotik unterstützt werden. Die Fabriken von morgen werden sich deutlich von denen der vergangenen Jahrzehnte unterscheiden und Technologien zur Steigerung der Effizienz nutzen.

Die breiteren wirtschaftlichen Auswirkungen könnten diese Gewinne vervielfachen und Branchen wie Bergbau, Energie, Einzelhandel und Logistik unterstützen. In der Vergangenheit hat die Verlagerung von Arbeitsplätzen in den Dienstleistungssektor die Löhne und Gehälter sinken lassen; dieser Aufschwung verspricht eine Rückkehr zu robusten, familienfreundlichen Arbeitsplätzen.


Anlagestrategien für eine neue Ära

Dieser Wandel hat erhebliche Auswirkungen auf die Anleger. Jahrzehntelang trieb der Konsum das Wachstum an und begünstigte Konsumgüterunternehmen. Diese Dynamik verlagert sich nun auf produktionsorientierte Sektoren. Industrieunternehmen, Technologieführer und Versorgungsunternehmen werden davon profitieren, ebenso wie Rohstoff- und Energieversorger, die für den Fabrikbetrieb unerlässlich sind. Auch Infrastrukturinvestitionen werden angesichts der Notwendigkeit, Straßen, Brücken und Stromnetze zu modernisieren, eine wichtige Rolle spielen.

Mein Ansatz ist nach wie vor auf Dividendentitel ausgerichtet, wenngleich sich der Schwerpunkt ändert. Anstelle von Basiskonsumgütern konzentriere ich mich auf Sektoren, die mit dieser industriellen Ausrichtung übereinstimmen - Versorgungsunternehmen mit starkem Wachstumspotenzial, Energieunternehmen mit steigenden Ausschüttungen und Industrieunternehmen, die auf Expansion ausgerichtet sind.

Kürzlich haben wir eine zweijährige Anleihe mit einer Rendite von 5,75% erworben, ein umsichtiger Schritt inmitten der Marktvolatilität. Wie ich bereits am vergangenen Wochenende sagte, positionieren wir uns langfristig und nutzen die Chancen dieser Korrektur, um ein Portfolio aufzubauen, das von der Reindustrialisierung Amerikas profitiert.


Potenzielle Fallstricke: Was schief gehen könnte

Auch wenn die Aussichten auf eine Reindustrialisierung für die US-Arbeitnehmer vielversprechend sind, könnten mehrere Risiken den Erfolg untergraben. Eine Sorge ist, dass sich die Handelspartner einer Senkung ihrer Zölle widersetzen und sich stattdessen für eine Eskalation in einem lang anhaltenden Handelskrieg entscheiden könnten.

Wir haben dies an Chinas sofortiger Reaktion in Form von Vergeltungszöllen auf US-Waren gesehen. Kanada und Mexiko - wichtige Handelspartner der USA, die in hohem Maße von Exporten abhängig sind - könnten sich für eine harte Gangart entscheiden und kurzfristigem Protektionismus Vorrang vor Verhandlungen einräumen. Wenn der Welthandel infolgedessen schrumpft, könnte es zu einer Stagflation wie in den 70er Jahren kommen, was die Dynamik der Reindustrialisierung verlangsamen würde.

Der Wiederaufbau der amerikanischen Industriekapazitäten ist eine monumentale Aufgabe, die durch Verzögerungen bei der Umsetzung leicht erschwert werden könnte. Zwar wurden Investitionen in Höhe von 4 Billionen Dollar angekündigt, doch ihr Erfolg hängt von der Überwindung von Engpässen in der Lieferkette, Arbeitskräftemangel und regulatorischen Hürden ab.

Die USA haben einen Großteil ihrer Industriekapazitäten nach China ausgelagert, so dass wir beim Bau der von uns benötigten Fabriken auf im Ausland hergestellte Investitionsgüter angewiesen sind. Moderne Anlagen, wie die in Phoenix geplanten, erfordern auch qualifizierte Arbeitskräfte und Spitzentechnologie. Jedes Defizit in diesen Bereichen könnte den Fortschritt erheblich aufhalten.

Politische und wirtschaftliche Zwänge erschweren die Bemühungen zusätzlich. Der Präsident hat wahrscheinlich ein Jahr Zeit, um vor den Zwischenwahlen zum Kongress im Jahr 2026 Ergebnisse zu erzielen. Gelingt ihm das nicht, könnte das seine Partei die Kontrolle über den Kongress kosten und diese Initiativen zum Scheitern bringen, falls ein Amtsenthebungsverfahren folgt.

In der Zwischenzeit sind die Staatsausgaben in die Höhe geschnellt: Der Anteil der Bundesregierung am BIP ist von 18% bis 19% im letzten Jahrzehnt auf 23% gestiegen. Die Staatsverschuldung nähert sich der Marke von 37 Billionen Dollar und könnte sich bis Ende des Jahres auf 40 Billionen Dollar belaufen. Außerdem verschlingen die Zinszahlungen derzeit 20% der Steuereinnahmen - ein unhaltbarer finanzpolitischer Kurs, der eine Finanzkrise und politische Instabilität auszulösen droht.

Verschwendung, Betrug und Korruption innerhalb der Regierung drohen ebenfalls den Fortschritt zu untergraben. Das Congressional Budget Office schätzt, dass den USA jährlich zwischen 233 und 521 Milliarden Dollar durch unsachgemäße Ausgaben verloren gehen, was sich seit 2003 auf 2,8 Billionen Dollar summiert. Diese Ineffizienzen, gepaart mit mächtigen Eigeninteressen, machen Reformen unglaublich schwierig und gefährden die finanzielle Gesundheit des Landes.

Die Reindustrialisierung Amerikas wird nicht über Nacht geschehen. Jahrzehntelange Auslagerung und industrieller Niedergang lassen sich nicht so schnell rückgängig machen, und selbst der Präsident räumt ein, dass dies Zeit brauchen wird. Auch wenn ich seiner Politik Glauben schenken möchte, bleibe ich doch zurückhaltend. Sollten diese Bemühungen nicht fruchten, bin ich bereit, meine Anlagestrategie entsprechend anzupassen.


Schlussfolgerung: Ein Weg zu neuer Stärke

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir uns in einer Zeit des Übergangs befinden - heute Herausforderungen für den Wohlstand von morgen. Dieser wirtschaftliche Reset ist die Antwort auf den jahrzehntelangen industriellen Niedergang, der sowohl durch Sicherheitsaspekte als auch durch die Notwendigkeit, die Führungsrolle im verarbeitenden Gewerbe wiederzuerlangen, angetrieben wird.

Auch wenn die Zölle die globalen Beziehungen auf die Probe stellen können, so spricht doch das größere Engagement unserer Handelspartner für eine Lösung, die eine umfassendere Handelsliberalisierung begünstigt. Die Belohnungen - eine robuste industrielle Basis, hochwertige Arbeitsplätze und technologischer Fortschritt - sind in Reichweite. Als Wirtschaftswissenschaftler und Investor sehe ich dies als einen entscheidenden Moment. Wir legen den Grundstein für ein stärkeres, unabhängigeres Amerika, und ich bin entschlossen, diesen Wandel mit Klarheit und Entschlossenheit zu steuern.


© James J. Puplava



Der Artikel wurde am 9. April 2025 auf www.financialsense.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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