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Einführung der Iranischen Energiebörse: Ein Schritt weg vom Petrodollar

23.02.2008  |  Redaktion
Lange wurde darüber diskutiert. Jetzt steht sie, die erste Börse für Öl, Gas und petrochemische Produkte innerhalb der OPEC, in einer islamischen Republik, im Iran. Die Internetseite www.informationclearinghouse.info berichtete über die Einführung der Börse und kommentierte Hintergründe und Auswirkungen. Der offizielle Name der Börse lautet zwar Iranian International Petroleum Exchange (IIPE), doch im Nahen Osten ist sie gemeinhin als Kish-Börse bekannt, benannt nach ihrem Standort, der Kish-Insel, ein iranisches Urlaubsresort und eine Freihandelszone.

Schon seit Jahren wird über das Vorgehen an der Börse nachgedacht. Die Kish-Börse wurde keinesfalls als iranisches Projekt konzipiert, sondern als eine offizielle Börse mit internationaler Beteiligung, so Information Clearing House. Eines der großen Ziele sei die Einführung eines neuen Benchmark-Ölpreises für den Persischen Golf, so der damals mit der Planung und Umsetzung der Börse beauftragte Mohammad Javed Asemipour. Anfänglich sollen hier nur petrochemische Produkte gehandelt werden, in einer folgenden Phase wird jedoch schon leichtes Rohöl gehandelt.

Mit der Einführung der Börse werden gerade langfristige Ziele verfolgt. Die Kish-Börse soll in Konkurrenz zu den großen angloamerikanischen Energiebörsen, der Londoner International Petroleum Exchange (IPE) sowie zur New York Mercantile Exchange (NYMEX) treten. Beide Börsen gehören zu großen US-Kooperationen. Letztendlich soll die iranische Börse der anglo-amerikanischen Dominanz im Energie- und Finanzsektor die Stirn bieten.

Die Vorzüge einer Energiebörse im Nahen Osten liegen auf der Hand, theoretisch müsste die Börse Unterstützung durch die OPEC-Staaten erfahren, da sie das Monopol der bisherigen Energiebörsen durchbrechen würde. Durch die bisherige Monopolstellung kann mit der Volatilität am Energiemarkt viel Geld verdient werden, zudem lassen sich günstige Lieferbedingungen und -verträge durchsetzen. Ein wichtiger Hintergrund für die Schaffung einer neuen "Ölbörse" ist die bisherige Abhängigkeit, nicht nur der Iraner, von westlichen Mittelsmännern - sprich von Händlern der großen Ölhandelsgesellschaften. Iran möchte für den Ölhandel direkt eine eigene Kundschaft aufbauen. Zudem werden die Preise gerade durch diesen, oft spekulativen, Zwischenhandel in die Höhe getrieben.

Was die Preise betrifft, so soll zuerst in der iranischen Währung Rial bezahlt werden, später könnte vielleicht der Rubel in Partnerschaft mit den Russen hinzukommen, auch an eine Auswahl anderer Währungen oder Währungskörbe wird gedacht - es soll jedoch vorrangig nicht in US-Dollar bezahlt werden. Nach Ansicht des Information Clearing House steht die Errichtung der Kish-Börse nicht nur symbolisch für die gewünschte Unabhängigkeit im Ölhandel, sondern auch für die Flucht vieler ölexportierender Länder aus dem Dollar. Der Petrodollar, eine heilige Kuh der USA, steht unter Druck. Derzeit ist es kaum vorstellbar, dass der Dollar seinen Einfluss im Ölhandel von heute auf morgen verliert. Doch schon seit Dezember 2007 verkauft der Iran kein Öl in Dollar mehr. Derzeit ist Japan der größte Abnehmer für iranisches Öl. Auch Katar gab an, den Petrodollar durch andere Währungen oder einen Währungskorb ersetzen zu wollen. In der gesamten OPEC gäbe es dahingehend ganz offensichtliche, aktuelle Tendenzen. Bis die Börse zu einem einflussreichen Player im Ölhandel wird, kann noch ein wenig Zeit vergehen. Dennoch sind die Zeichen gesetzt.


© Redaktion GoldSeiten.de / Rohstoff-Welt.de








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