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Gold und Inflation: Der Preis ist heiß

02.03.2008  |  Manfred Gburek
Totale Verwirrung bei den Inflationsraten: Index auf Jahresbasis nach deutscher Berechnung (Verbraucherpreisindex VPI) +2,8%, nach europäischer Berechnung (harmonisierter Verbraucherpreisindex HVPI) +2,9%, außerdem von 2,8 auf 3,2% für Dezember 2007 und von 2,7 auf 2,8% für Januar 2008 revidierter deutscher Index. Stellen Sie sich nun vor, dass jedes Land der Euro-Zone mit ähnlichem Zahlensalat aufwartet und die Europäische Zentralbank (EZB) zur Aufrechterhaltung der Stabilität mehr als nur ein waches Auge auf die Inflationsraten aller Euro-Länder richten muss. Diese Inflationsraten unterscheiden sich natürlich. Obendrein kann die EZB ihre Stabilitätspolitik - oder besser: was davon noch übrig geblieben ist - nicht unabhängig von anderen Notenbanken verfolgen, sondern muss natürlich auch auf Briten, Amerikaner und andere achten. Allein schon dagegen erscheint die Quadratur des Kreises wie ein Kinderspiel.

Doch es kommt noch schlimmer, jedenfalls aus Sicht der Notenbanken. Denn die haben zurzeit einen unbesiegbar erscheinenden Feind, und der heißt: Gold. Das Edelmetall spiegelt nämlich mit seiner Reise Richtung 1000 Dollar in hohem Maße die Inflationserwartungen wider, und zwar weltweit, denn sein Preis steigt ja nicht nur in Dollar, sondern auch in allen anderen Währungen. Die entsprechende These vertrat Gevatter Greenspan schon in seiner besten Zeit, während der ersten Hälfte der 90er Jahre. Und als die Bundesbank sich in ihrem Monatsbericht vom Januar 2005 mit der Entwicklung von Geldmengen und Preisen beschäftigte, kam sie klipp und klar zu dem folgenden Ergebnis: "Langfristig besteht ein enger Zusammenhang zwischen den beiden Größen. In der kürzeren Frist ist die Beziehung zwischen Geld und Preisen jedoch sehr komplex." Konkret: Wir durchlaufen - noch - die komplexe Phase. Doch von der zweiten Jahreshälfte 2008 an wird es für alle, die von relativ stabilen Preisen träumen, richtig ungemütlich. Bereiten Sie sich also auf steigende Inflationsraten vor.

Wie? Leider fällt auch die Antwort auf diese Frage sehr komplex aus. Zunächst empfehle allen, die mein Heftchen "Besiege die Inflation" noch nicht gelesen haben, es sich über info@quell-online.de zu besorgen (Internet: www.quell-online.de; Anschrift: Saalgasse 12, 60311 Frankfurt, Tel. 069/21 99 49 40, Fax 069/21 99 49 42). Darin finden Sie 84 Tipps in Kurzform. Außerdem ist soeben in der März-Ausgabe der Zeitschrift "Immobilienwirtschaft" ein längerer Beitrag von mir mit dem Titel "Ist der Traum vom Betongold ausgeträumt?" erschienen. Darin gehe ich der Frage nach, was Immobilienanleger so alles beachten müssen, damit aus Betongold am Ende nicht Betonblech wird. Bezugsquelle: zeitschriften@haufe.de; Internet: www.immobilienwirtschaft.de; Anschrift: Hindenburgstr. 64, 79102 Freiburg, Tel. 0180/50 50 169, Fax 0180/50 50 441.

Nun genug der Werbung in eigener Sache und zurück zum Goldpreis als Indikator der Inflationserwartungen. Sein seit Monaten immer steilerer Anstieg ist nur so zu verstehen, dass er jenseits der üblichen Kausalität von Angebot und Nachfrage, schwachem Dollar und steigenden Rohstoffpreisen den Geldwertschwund der kommenden Monate und Jahre vorwegnimmt. Interessant ist in diesem Zusammenhang die folgende Beobachtung: Von 2001 bis 2007, also in einer Zeit moderater Inflationsraten, stieg der Goldpreis pro Jahr um durchschnittlich 17,8% in US-Dollar, 17,7% in Yen, 12,1% in Schweizer Franken und immerhin noch 10,7% in Euro. Das heißt, viel stärker als die Verbraucherpreise, deren jährlicher Anstieg - jedenfalls nach der offiziellen Statistik - im Mittel irgendwo zwischen 2 und 3% lag. Die Differenz lässt sich nur zum Teil mit Nachfragedruck, schwachem Dollar usw. erklären. Als entscheidend dürfte sich bald vielmehr erweisen, dass in Edelmetallen, speziell Gold, unterinvestierte Großanleger zugegriffen haben, weil sie eine inflationäre Springflut erwarteten - und offenbar weiter erwarten, sonst würde der Goldpreis nicht so rasant steigen wie in den vergangenen Monaten. Oder anders formuliert: Die Geldmengen der Ära Greenspan/Bernanke nahmen in den Jahren ab 2001 ein so bedrohliches Ausmaß an, dass Großanleger bereits damals die Konsequenzen zogen, indem sie sich immer mehr mit Gold eindeckten. Und die Notebanken - außer der amerikanischen Fed - taten ihnen den Gefallen, das Edelmetall zu Spottpreisen auf den Markt zu werfen.

Beachtenswert ist in diesem Kontext das aktuelle Herumlavieren des Internationalen Währungsfonds (IWF): Angeblich stehen gut 403 Tonnen von seinen Goldbeständen zur Disposition, aber über den Zeitplan möglicher Verkäufe ist man sich immer noch nicht einig. Und falls es zu einer Entscheidung kommen sollte, dürfte der Goldmarkt nur temporär belastet werden, denn jährlich geht ja weltweit ein Mehrfaches von 403 Tonnen um. Verdächtig ist in jedem Fall, dass der IWF, bei dem ohne die USA wegen ihrer Sperrminorität nichts geht, eine erstaunliche Zahl publiziert: Danach soll sein jährliches Defizit von 165 Mio. Dollar bis 2010 auf 400 Mio. Dollar steigen. Also das ganze IWF-Gold (etwa 3.232 Tonnen) verkaufen, um eine gigantische Bürokratie aufrecht zu erhalten, die jährlich exorbitant steigende Defizite produziert? Ich kann mir nicht helfen, aber solche Zahlenspiele erinnern mich stark an die 70er Jahre, als der IWF Goldauktionen veranstaltete, die den Preisauftrieb des Edelmetalls damals zwar unterbrechen, aber nicht stoppen konnten.

Fazit: Wir befinden uns ohne Zweifel in einer heißen Phase der Goldhausse, jedoch längst noch nicht vor ihrem letzten Gipfel. Wer die Charts genau verfolgt, hat sicher festgestellt, dass der Goldpreis nach Überspringen der 700-, 800- und 900-Dollar-Marke technische Reaktionen gezeigt hat, wobei die erste im Mai/Juni 2006 besonders heftig ausfiel. Bei 1.000 Dollar dürfte es wieder ziemlich hektisch zugehen. Mit welchem Teil Ihrer Goldanlagen Sie dann einige Gewinne mitnehmen, hängt - außer von Ihrem finanziellen Status, Ihrem Alter und vom Grad Ihrer Beschäftigung mit dem Thema Geld - auch davon ab, wie viel Geld Sie insgesamt in Edelmetallen angelegt haben. Faustregel: Falls weniger als ein Viertel, bleiben Sie engagiert, falls mehr, gehen Sie auf ein Viertel herunter und verfolgen Sie die Entwicklung danach penibel, um später im Jahr wieder einzusteigen. Denn danach wird die Inflationsrate Höhen erklimmen, von denen sich die meisten Menschen heute noch keine Vorstellung machen.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu






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