Mit dem Rücken an der Wand
07.03.2008 | Theodore Butler
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Hier einige Auszüge:"Wie groß die Index-Fonds inzwischen geworden sind, wurde erst kürzlich durch die Veröffentlichung einer Beilage zum COT-Bericht (erscheint regelmäßig seit dem 8. Januar) enthüllt. Der Bericht umfasst 12 Agrarrohstoffe (kein Silber) und schlüsselt zum ersten Mal auf, wie viele Kontrakte von den Index-Fonds gehalten werden. Kurzum: Sie halten eine ganze Menge davon. Ich war durchaus überrascht, wie viele Kontrakte sie wirklich halten.
Man geht davon aus, dass diese Index-Fonds fast ausschließlich auf der Long-Seite agieren. Als eine Unterform der kommerziellen Sparte halten sie größere und dominantere Positionen als in irgendeiner anderen Sparte gehalten werden und das in so ziemlich allen Märkten. In vielen Märkten übersteigt die Long-Position der Index-Fonds die Größe der anderen bestehenden Long-Positionen zweier oder aller Sparten (Commercial, Non-Commercial, Nicht-Berichterstattende) zusammen. Das ist ganz ordentlich.
Auch wenn die Positionen der Index-Fonds extrem groß sind, und daher zwangsläufig auch der Bildung einer gleichgroßen Short-Position bedurften, muss hier angemerkt werden, dass diese Fonds keine physische Lieferung tolerieren und so einen Short-Squeeze schaffen können. Sollte es, bedingt durch externe Einflüsse, zu einer Krise bei der Begleichung der Positionen kommen, könnte man sich ohne Probleme vorstellen, dass sich, bedingt durch die Anwesenheit der Index-Fonds, unglaublicher finanzieller Druck gegenüber Leerverkäufern im Allgemeinen aufbauen würde.
Die massiven und nicht-gehebelten Käufe durch Index-Fonds haben das Spielfeld begradigt. Bisher hatten die Short die Märkte dominiert, mit Stärke und Verrat und der Hilfe und Beihilfe von Seiten der CFTC und der Börsen. Die Index-Fonds haben die Rechnung durch schiere Finanzmacht und nicht-gehebelt Käufe verändert und ausgeglichen. Die Index-Fonds sind zum Beispiel mit einer Milliarde Bushel Chicago-Weizen-Futures, fast 50 % des gesamten Open Interest bei diesen Futures, und auch mit mehr als 50 % des US-Winterweizenernte long.
Es ist die Kombination aus angespannten Angebot/Nachfrage-Fundamentaldaten bei den meisten Rohstoffen und den Käufen der institutionellen Index-Fonds, die die Shorts mit dem Rücken an die Wand gedrängt hat. Da diese Faktoren langfristige Phänomene zu sein scheinen, würde jeder kurzfristige Sell-Off nur eine zeitlich begrenzte Erholung für die Shorts bedeuten. Es sieht so aus, als ob das langfristig bullische Kräfteverhältnis aus angespannter Angebots- und Nachfragesituation sowie Index-Käufen einem paradigmatischen Wechsel von größter Bedeutung gleichkommt.
Unglücklicherweise ist das Wesen eben dieser Rohstoff-Short-Positionen zu einem Problem geworden, das sich für die Shorts als unlösbar herausstellen könnte. Die Positionen, die nun gegen sie stehen, sind sehr stark gehebelt. Diese Short-Positionen ähneln jenen Long-Positionen, die erst vor Kurzem bei Hypotheken, Kreditsicherheiten, Derivaten und kommunalen Schuldverschreibungen durch Hedgefonds und Finanzinstitutionen liquidiert wurden. Aber all diese Sicherheiten und Derivate, die abgewertet und liquidiert sind Long-Positionen, wohingegen die unter Druck geratenen Rohstoff-Position (darunter Silber und Gold) zum allergrößten Teil Short-Positionen sind.
Es liegen Welten zwischen dem panischen Liquidieren einer gehebelten Long-Position und einer ebensolchen Short-Position. Der Unterschied liegt ganz einfach darin: Eine Long-Position kann nicht unter Null sinken und ab einem bestimmten Preis über Null wird ein opportunistischer Käufer diese Position kaufen. Eine große, in Panik liquidierte Short-Position kann solche Garantien nicht aufweisen. Eine Institution zu finden, die Willens ist, eine massive Short-Position anzunehmen, wenn die Shorts panisch werden, ist etwas ganz anderes, als eine Long-Position in aller Eile billig auf den Markt zu werfen.
Man kann gar nicht sagen, wie hoch der Preis bei der Liquidierung von Short-Positionen (Rückkäufe) getrieben werden kann. Bei einem leerverkauften Rohstoff, für den es nur ein unzureichendes Angebot gibt, mit dem man die Position ausgleichen könnte (denken sie an Minneapolis-Weizen und COMEX-Silber), sind die Grenzen nach oben offen. Rechnen sie jetzt auch noch den Umstand hinzu, dass die Silber-Short-Position an der COMEX in extrem konzentrierten Händen gehalten wir (4 oder weniger), dann haben sie alle Zutaten für eine historische Short-Panik. Genau deswegen haben es die Aufsichtsbehörden auch aufgegeben, etwas gegen das Fortbestehen der immer schlimmer werdenden Situation zu unternehmen, trotz meiner wiederholten Warnungen.
Ich habe schon zuvor über den unwirtschaftlichen und unlogischen Aspekt geschrieben, unter dem jede Etablierung einer großen Short-Position beim Silber im Umfeld von super-gedrückten Preisen der jüngsten Vergangenheit zu sehen ist. Wenn sie keinen Nutzen aus der unglaublichen Chance die Silber bot, ziehen wollten, dann ist alles gut und schön. Aber warum um alles in der Welt sollte irgendjemand Silber in großen Mengen leerverkaufen? Letzten Endes kann man zumindest die Antwort auf diese Frage geben. Leerverkaufen war dumm. Oder pure Manipulation.
Ist es jetzt an der Zeit für eine Short-Panik beim Silber, die in die Geschichtsschreibung eingehen wird? Vielleicht ja, gerade weil immer mehr Leute dieses Problem wahrnehmen. Die Kombination aus heftigem finanziellen Stress für die Shorts, Fundamentaldaten und Käufen durch die Index-Fonds, zusammen mit der Unmöglichkeit des Rückkaufs der übergroßen Short-Position reicht ganz einfach aus, um die Shorts in eine schwierige Situation zu bringen. Ein verwundetes Tier ist immer eine Gefahr, die jedoch auch davon abhängt, wie stark das Tier verwundet ist. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand und wenn nicht bald aufgelöst wird, könnte die Wand bald auf sie stürzen.
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 26.02.2008 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.