Setzen Sie sich zur Wehr
30.03.2008 | Manfred Gburek
Banken und Sparkassen werden dieser Tage in den Medien regelrecht vorgeführt. Das wäre an sich kaum erwähnenswert, ist ihr Ruf wegen des Missmanagements in den meisten Chefetagen doch schon längst ruiniert. Aber jetzt hat das Ganze eine pikante Note: Die Finanzwirtschaft führt sich selbst vor. Die Konsequenzen werden Sie als Kunde tragen.
Beispiel Dresdner Bank: Nachdem die Ehe mit der Deutschen Bank und etwas später mit der Commerzbank nicht zustande gekommen war, erbarmte sich die Allianz des ehemals zweitgrößten deutschen Kreditinstituts. Das kommt sie teuer zu stehen, denn die hineingepumpten Milliarden wird sie nur noch zu einem Bruchteil wiedersehen. Zu den vielen Opfern gehören auch Inhaber von Girokonten bei der Dresdner. Sie bekommen jetzt auf ihren Kontoauszügen mitgeteilt: "Ab dem 1. April 2008 beträgt der Preis, bei einem monatlichen Geldeingang unter 650 Euro, 4,95 Euro pro Monat." Einfach lächerlich.
Beispiel IKB: Die Hauptversammlung der ehemaligen Mittelstandsbank, die unter dem Dach der Hauptaktionärin, der Staatsbank KfW, mal eben einige Milliarden verzockt hatte, geriet zum Medienspektakel, gerade auch weil die IKB den Medien gegenüber Zensur ausübte. Dafür an vorderster Stelle mitverantwortlich war Aufsichtsratschef Hartmann, früher mal - als Chef der Veba (heute Eon) - zum "Manager des Jahres" gekürt. "Hartmann raus"-Rufe waren eine viel zu milde Strafe für den überforderten und dennoch arroganten, nun abtretenden AR-Chef. Die IKB-Folgelasten werden - auf dem Umweg über die KfW - die Steuerzahler tragen, und das, obwohl auch das Bundesfinanzministerium im IKB-AR "repräsentiert" war. Nicht bloß ärgerlich, sondern zum Himmel stinkend.
Da Dresdner und IKB, wie Sie täglich den Medien entnehmen können, keine Einzelfälle sind, stellt sich ein Mal mehr die Frage nach der Existenzberechtigung von Banken. An ihrer Spitze stehen Männer (und wenige Frauen), die als Angestellte mit fremdem Geld umgehen, dem ihrer Aktionäre und Sparer. Ihr eigenes Risiko besteht schlimmstenfalls darin, beim Umgang mit Geld zu versagen und geschasst zu werden - gegen eine hohe Abfindung. Ist allein schon der Umgang mit fremdem Geld verführerisch, so wird die Verführung sogar noch größer, wenn es darum geht, Macht auszuüben und das Geschäft zu einer solchen Größe aufzublasen, dass man zu den ganz großen Spielern gehört, angelsächsisch bezeichnenderweise "big player" genannt.
Das funktioniert allerdings nicht mit dem traditionellen Kreditgeschäft und seinen niedrigen Gewinnmargen, sondern nur unter Inkaufnahme hoher Risiken zu Lasten der Banken. Sind diese "too big to fail" (zu groß, um bankrott zu gehen), werden sie bei einer Schieflage vom Staat gerettet. Die Lasten spüren zuerst die Aktionäre, weil die Kurse ihrer Bankaktien wie vom Fallbeil getroffen zu Boden sinken, danach die Gläubiger, die halb oder ganz leer ausgehen, und am Ende die Steuerzahler, die vom staatlichen Rettungsmanöver aber erst auf Umwegen etwas merken, etwa über die Streichung von Steuervergünstigungen oder demnächst über einen Solidarbeitrag zum Klimaschutz.
Als Anleger und Steuerzahler bekommen Sie das alles häppchenweise verabreicht: in Form von Kursverlusten, Kreditrestriktionen, der Aufforderung zur Stellung von mehr Sicherheiten, höheren Provisionen und Gebühren (von Banken gern "Preise" genannt, s.o.), teuren Spritpreisen und Bahnfahrkarten, schärferen Kontrollen Ihrer Einkommensteuer-Erklärung und Kontenschnüffeleien, handwerklich desaströsen Gesetzentwürfen (mahnendes Beispiel: die drohende Abgeltungsteuer) und einer durch das Bundessteuerblatt veröffentlichten, endlos scheinenden Liste von Verfahren beim Bundesfinanzhof, wo sich Steuerzahler mithilfe ihrer Fachanwälte gegen den Fiskus - in der Mehrzahl leider vergeblich - zur Wehr setzen.
Und wie setzen Sie sich zur Wehr? Gegen Ihre Bank oder Sparkasse, gegen den Staat? Hoffentlich haben Sie den Kampf nicht aufgegeben, denn das dicke Ende kommt noch: Banken werden weiter von der Bildfläche verschwinden (2007 waren es allein in Deutschland 24), der Staat wird weiter ungehemmt in Ihre Taschen greifen. Wer nicht gerade zu den Beckenbauers, Beckers, Flicks oder Schumis gehört, wer also mangels Masse im Ausland weniger willkommen ist als die Reichen, oder wer als Unternehmer an Deutschland gebunden ist und Verantwortung für die Belegschaft hat, sollte das Risiko weitgehend streuen.
Dazu gehören so einfache Schritte wie: Tagesgeldkonten bei mehreren Banken und Sparkassen unterhalten, Kredite nur zu supergünstigen Konditionen aufnehmen oder aber weitgehend abbauen, Goldbarren und Anlagemünzen horten, Zertifikate und andere undurchschaubare Finanzprodukte (Aktienanleihen, Optionsscheine, viele Fonds) meiden, fürs Alter möglichst individuell vorsorgen, Steuern und Versicherungen optimieren, Netzwerke mit Gleichgesinnten bilden sowie den täglich über uns ausgekippten Informationsmüll der gängigen Medien - und der Finanzbranche - einfach ignorieren.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Beispiel Dresdner Bank: Nachdem die Ehe mit der Deutschen Bank und etwas später mit der Commerzbank nicht zustande gekommen war, erbarmte sich die Allianz des ehemals zweitgrößten deutschen Kreditinstituts. Das kommt sie teuer zu stehen, denn die hineingepumpten Milliarden wird sie nur noch zu einem Bruchteil wiedersehen. Zu den vielen Opfern gehören auch Inhaber von Girokonten bei der Dresdner. Sie bekommen jetzt auf ihren Kontoauszügen mitgeteilt: "Ab dem 1. April 2008 beträgt der Preis, bei einem monatlichen Geldeingang unter 650 Euro, 4,95 Euro pro Monat." Einfach lächerlich.
Beispiel IKB: Die Hauptversammlung der ehemaligen Mittelstandsbank, die unter dem Dach der Hauptaktionärin, der Staatsbank KfW, mal eben einige Milliarden verzockt hatte, geriet zum Medienspektakel, gerade auch weil die IKB den Medien gegenüber Zensur ausübte. Dafür an vorderster Stelle mitverantwortlich war Aufsichtsratschef Hartmann, früher mal - als Chef der Veba (heute Eon) - zum "Manager des Jahres" gekürt. "Hartmann raus"-Rufe waren eine viel zu milde Strafe für den überforderten und dennoch arroganten, nun abtretenden AR-Chef. Die IKB-Folgelasten werden - auf dem Umweg über die KfW - die Steuerzahler tragen, und das, obwohl auch das Bundesfinanzministerium im IKB-AR "repräsentiert" war. Nicht bloß ärgerlich, sondern zum Himmel stinkend.
Da Dresdner und IKB, wie Sie täglich den Medien entnehmen können, keine Einzelfälle sind, stellt sich ein Mal mehr die Frage nach der Existenzberechtigung von Banken. An ihrer Spitze stehen Männer (und wenige Frauen), die als Angestellte mit fremdem Geld umgehen, dem ihrer Aktionäre und Sparer. Ihr eigenes Risiko besteht schlimmstenfalls darin, beim Umgang mit Geld zu versagen und geschasst zu werden - gegen eine hohe Abfindung. Ist allein schon der Umgang mit fremdem Geld verführerisch, so wird die Verführung sogar noch größer, wenn es darum geht, Macht auszuüben und das Geschäft zu einer solchen Größe aufzublasen, dass man zu den ganz großen Spielern gehört, angelsächsisch bezeichnenderweise "big player" genannt.
Das funktioniert allerdings nicht mit dem traditionellen Kreditgeschäft und seinen niedrigen Gewinnmargen, sondern nur unter Inkaufnahme hoher Risiken zu Lasten der Banken. Sind diese "too big to fail" (zu groß, um bankrott zu gehen), werden sie bei einer Schieflage vom Staat gerettet. Die Lasten spüren zuerst die Aktionäre, weil die Kurse ihrer Bankaktien wie vom Fallbeil getroffen zu Boden sinken, danach die Gläubiger, die halb oder ganz leer ausgehen, und am Ende die Steuerzahler, die vom staatlichen Rettungsmanöver aber erst auf Umwegen etwas merken, etwa über die Streichung von Steuervergünstigungen oder demnächst über einen Solidarbeitrag zum Klimaschutz.
Als Anleger und Steuerzahler bekommen Sie das alles häppchenweise verabreicht: in Form von Kursverlusten, Kreditrestriktionen, der Aufforderung zur Stellung von mehr Sicherheiten, höheren Provisionen und Gebühren (von Banken gern "Preise" genannt, s.o.), teuren Spritpreisen und Bahnfahrkarten, schärferen Kontrollen Ihrer Einkommensteuer-Erklärung und Kontenschnüffeleien, handwerklich desaströsen Gesetzentwürfen (mahnendes Beispiel: die drohende Abgeltungsteuer) und einer durch das Bundessteuerblatt veröffentlichten, endlos scheinenden Liste von Verfahren beim Bundesfinanzhof, wo sich Steuerzahler mithilfe ihrer Fachanwälte gegen den Fiskus - in der Mehrzahl leider vergeblich - zur Wehr setzen.
Und wie setzen Sie sich zur Wehr? Gegen Ihre Bank oder Sparkasse, gegen den Staat? Hoffentlich haben Sie den Kampf nicht aufgegeben, denn das dicke Ende kommt noch: Banken werden weiter von der Bildfläche verschwinden (2007 waren es allein in Deutschland 24), der Staat wird weiter ungehemmt in Ihre Taschen greifen. Wer nicht gerade zu den Beckenbauers, Beckers, Flicks oder Schumis gehört, wer also mangels Masse im Ausland weniger willkommen ist als die Reichen, oder wer als Unternehmer an Deutschland gebunden ist und Verantwortung für die Belegschaft hat, sollte das Risiko weitgehend streuen.
Dazu gehören so einfache Schritte wie: Tagesgeldkonten bei mehreren Banken und Sparkassen unterhalten, Kredite nur zu supergünstigen Konditionen aufnehmen oder aber weitgehend abbauen, Goldbarren und Anlagemünzen horten, Zertifikate und andere undurchschaubare Finanzprodukte (Aktienanleihen, Optionsscheine, viele Fonds) meiden, fürs Alter möglichst individuell vorsorgen, Steuern und Versicherungen optimieren, Netzwerke mit Gleichgesinnten bilden sowie den täglich über uns ausgekippten Informationsmüll der gängigen Medien - und der Finanzbranche - einfach ignorieren.
© Manfred Gburek
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