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Commodity Research-Fokus: Gold

03.04.2008  |  Thorsten Proettel
Markt

Im ersten Quartal 2008 setzte sich der zügige Anstieg des Goldpreises seit August 2007 fort. Eine Feinunze des gelben Metalls verteuerte sich von 836 US-Dollar zum Jahresende bis auf 1.034 US-Dollar Mitte März. Damit wurden die alten Höchstmarken vom Januar 1980 weit übertroffen. Antrieb erhielt die Hausse vom schwindenden Außenwert der US-amerikanischen Währung und der durch die Immobilien- und Kreditkrise ausgelösten Flucht vieler Anleger in als sicher angesehene Sachwerte. Der jüngste Höhepunkt der Kreditkrise mit dem Beinahe-Zusammenbruch der Investmentbank Bear Stearns brachte auch den vorläufigen Höhepunkt der Gold-Rallye. Im Zuge einer allgemeinen Konsolidierung im Rohstoff-Sektor verlor das gelbe Metall innerhalb kurzer Zeit rund 15% seines erreichten Wertes und kostet aktuell wieder etwa 900 USD.

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Schmucknachfrage eingebrochen

Der relativ starke Anstieg des Goldpreises seit Mitte letzten Jahres bewirkt einen deutlichen Rückgang der Schmucknachfrage, die üblicherweise rund zwei Drittel des Gesamtangebots abnimmt. Beispielsweise gelten in Indien als weltweit größtem Schmuckmark Preise von mehr als 10.000 Rupien pro 10 Gramm Gold als teuer. In den letzten Monaten hielten sich die Käufer mit Neuanschaffungen deshalb deutlich zurück, was sich an den Zahlen der indischen Goldimporte ablesen läßt. Die Januar- und Februareinfuhren betrugen nur 16 Tonnen gegenüber 112 Tonnen im Vorjahreszeitraum. Es bestehen jedoch gute Chancen, dass sich die Schmuckkäufer wie schon in der Vergangenheit an das gestiegene Niveau gewöhnen, zumal der Preis auch auf Basis der indischen Währung in den letzten Wochen nachgegeben hat. Spätestens im vierten Quartal, wenn mehrere religiöse Feste anstehen zu denen traditionell Goldschmuck gekauft wird, könnte der Nachholbedarf umgesetzt werden. Hinzu kommt in der zweiten Jahreshälfte die allmählich anziehende Nachfrage der Juweliere in der westlichen Welt aufgrund von Weihnachten.

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Der US-Dollar scheint seit Mitte März seinen Einfluss auf die Goldpreisentwicklung vorübergehend verloren zu haben. Üblicherweise löst ein schwächerer Außenwert der amerikanischen Währung einen Anstieg des gelben Metalls aus, da sich viele Marktteilnehmer gegen den Wertverlust der US-Valuta abzusichern versuchen. Gemessen an der alten Relation sollte der Goldpreis aktuell bei ungefähr 1.000 USD liegen. Trotz der Nähe des Dollar-Wechselkurses zu seinem Rekordstand ist Gold momentan rund 100 Dollar billiger. Die Entkoppelung zeigt sich auch an den Beständen der börsengehandelten Goldfonds. Beim US-amerikanischen Marktführer StreetTracks ist seit Mitte März ein Rückgang um 3% zu verzeichnen. Im Gegensatz hierzu legten die europäischen ETF-Bestände jedoch deutlich zu.

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Notenbankverkäufe unter den Erwartungen

Trotz des hohen Goldpreises im letzten Quartal hielten sich die Notenbanken mit Verkäufen zurück. Die Währungshüter von EZB und den EWU-Staaten veräußerten seit Beginn der aktuellen Periode des Goldabkommens Ende September 2007 erst 127 Tonnen des gelben Metalls. Im Vorjahreszeitraum waren es 153 Tonnen, 2006 sogar 210 Tonnen. Da 2008 eine Ausschöpfung des Gesamtkontingents von 500 Tonnen wahrscheinlich ist, muss in der nun beginnenden zweiten Hälfte der laufenden Periode mit höheren Verkäufen gerechnet werden. Überraschenderweise stockte Russland seine Goldreserven in den vergangenen sechs Monaten abermals auf. Nachdem im ersten Halbjahr 2007 knapp 30 Tonnen gekauft wurden, kamen nun noch einmal gut 20 Tonnen auf insgesamt 451 Tonnen hinzu.

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Fazit

Die bedeutende Goldnachfrage der Juweliere ist wegen des schnellen Preisanstiegs deutlich eingebrochen. An ihre Stelle trat in den vergangenen Monaten eindeutig die wegen der Finanzkrise angewachsene Investmentnachfrage. Aufgrund der oftmals schnell wechselnden Marktmeinung der Anleger im Vergleich zu Schmuckkäufern dürfte die Volatilität hoch bleiben. Zudem hat sich das Chance-Risiko-Verhältnis nach dem starken Preisanstieg verringert. Das grundsätzlich positive Umfeld für Gold-Investments mit hohen Inflationsraten beziehungsweise niedrigen Realrenditen und eher gedämpften Konjunkturaussichten bleibt jedoch erhalten. Die entsprechend positiven Prognosen für den Goldpreis basieren daneben auch auf der Annahme einer mittelfristig wieder anziehenden Nachfrage aus dem Schmuckbereich.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart





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