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Neue Ära: Mehr Staat, noch mehr Inflation

06.04.2008  |  Manfred Gburek
Das Jahr 2001 mit den Anschlägen vom 11. September markierte das "Ende der Spaßgesellschaft" (um einen gängigen Begriff des Journalisten Scholl-Latour aufzugreifen). Das Jahr 2007 mit dem Kollaps strukturierter Finanzprodukte markierte das Ende der Illusion, Geld ließe sich einfach durch den Einsatz von Geld verdienen, indem man den Wert amerikanischer Häuser immer weiter hochschreibt. 2008 ist ein Übergangsjahr, in dem Hoffnungen zu geplatzten Träumen zerrinnen. Was danach kommen wird, lässt sich zum Teil bereits heute absehen, sodass Sie sich rechtzeitig darauf vorbereiten sollten (s. weiter unten und mein Beitrag vor einer Woche). Die Prognosen:

In Deutschland dürfte die kommende Rentenerhöhung, ein an politischem Opportunismus und grenzenloser Unverantwortlichkeit nicht zu überbietendes Wahlgeschenk, die Koalition von CDU/CSU und SPD stärken und sich bei der Bundestagswahl 2009 entsprechend positiv auf beide Parteiblöcke auswirken (über 20 Millionen Rentner bilden schließlich die entscheidende Wählermacht). Spätestens von 2011 an werden die Rentner geschröpft, was aber im Tohuwabohu nach der Bankrotterklärung des ganzen Sozialsystems (incl. Sozialhilfe, Kranken- und Pflegeversicherung) nicht mehr so stark ins Gewicht fallen wird. Die dann immer bedrohlicher steigende Inflationsrate wird vor allem private Haushalte mit niedrigem Einkommen treffen, darunter viele Rentnerhaushalte.

Immer mehr von ihnen werden das Existenzminimum unterschreiten, die Mieten nicht mehr zahlen können und so ihre Vermieter in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Der Staat wird dann ebenso eingreifen (zugunsten der Mieter, nicht der Vermieter), wie er es schon jetzt bei der Rettung der Zocker-Landesbanken tut, die zwar längst abgeschafft gehören, aber erst ihre Milliardenverluste sozialisieren müssen. Das zurzeit deutlich werdende Problem der Unfähigkeit des politischen Managements (Aufseher-Versagen, Abgeltungsteuer-Missgeburt, Biosprit-Pleite u.a.) wird schließlich dadurch gelöst, dass man Sündenböcke ausguckt, ihnen den Abschied vergoldet und sie durch frische Kräfte ersetzt.

Auf dem internationalen Parkett ist alles noch viel komplizierter. Denn dort entscheidet die EU mit, verschieben sich die politischen Fronten ständig, wirken die USA durch den Wahlkampf schon jetzt wie paralysiert und wollen die De facto-Bankpleiten nicht enden. Also rufen führende Banker nach dem Staat, an ihrer Spitze Fed-Chef Bernanke, und der muss wissen warum. Das ist eine interessante Parallele zu Deutschland, wo der Staat sich ja bereits heute in alles einmischt. Staatsinterventionen werden in den nächsten Jahren international ohne Zweifel eine enorme Rolle spielen. Wer auch immer an der Macht ist, der (oder die) wird sich nicht die Chance entgehen lassen, die Schwächen des internationalen Finanzsystems für mehr politischen Einfluss zu nutzen, und zwar ganz unabhängig von den Schwächen des politischren Systems, wie sie etwa bei den deutschen Landesbanken erkennbar geworden sind.

Das auch noch aus einem anderen Grund: wegen der Staatsfonds. Darunter versteht man bekanntlich solche Einrichtungen reicher Staaten (wie die der Vereinigten Arabischen Emirate, des Stadtstaats Singapur, aber auch Russlands und Chinas), die sich gern an westlichen Konzernen beteiligen möchten oder das schon tun (wie bei der Schweizer Großbank UBS oder ihrer US-Konkurrentin Citigroup). Westliche Politiker haben bisher zwar viel darüber geschwafelt, wie sie den Einfluss von Staatsfonds einzudämmen gedächten, aber in Wahrheit arbeiten sie längst an Plänen, um diese Fonds zur Lösung der eigenen finanziellen Probleme einzuspannen. Dabei versuchen sie nebenbei ihren Einfluss geltend zu machen, um auch dem einen oder anderen Konzern Kapital zuführen zu lassen.

Aus der innerdeutschen Gemengelage kann man, ebenso wie aus der internationalen, kaum akuten Handlungsbedarf für Ihre persönlichen Finanzen ableiten - vorausgesetzt, Sie haben die hier immer wieder gegebenen Ratschläge befolgt. Das heißt, halten Sie einen Teil Ihrer Mittel liquide und einen größeren Teil in Edelmetallen, vor allem Gold. Denn ob Rentner-Subvention oder Landesbanken-Rettung in Deutschland, grassierende Finanzkrise oder wachsender Staatseinfluss international, die erst schemenhaft erkennbare neue Ära spricht gegen jede Art von Aktivismus. Folglich sind Sie mit einem gewissen Teil an liquiden Mitteln (z.B. sicherheitshalber auf Tagesgeldkonten mehrerer Banken) gut positioniert.

Aber warum einen größeren Teil in Gold horten? Ganz einfach, wegen der immer heftiger werdenden Inflation, vor der das Edelmetall erfahrungsgemäß schützt, auch wenn der Goldpreis sich gerade in einer Korrekturphase befindet, die noch einige Monate anhalten kann. Sind steigende Inflationsraten wirklich unabdingbar? Die Antwort darauf hat, in der ihr eigenen komplizierten und dennoch treffenden Sprache, die Neue Zürcher Zeitung in der Ausgabe vom 22./23. März gegeben: "Will man im jetzigen Stadium der Krise verhindern, dass weitgehend Unbeteiligte massiv zu Schaden kommen, muss man in Kauf nehmen, dass die unverantwortlichen Gläubiger und die unvorsichtigen Schuldner teilweise ungeschoren davonkommen und dass alle - vor allem via Geldentwertung - einen Beitrag zur Stabilisierung des Finanzsystems leisten."


© Manfred Gburek
www.gburek.eu







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