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Wir sind für unsere Zukunft selbst verantwortlich

14.01.2004  |  Axel Merk
FEDERAL RESERVE ACT - Monetary Policy Objectives

The Board of Governors of the Federal Reserve System and the Federal Open Market Committee shall maintain long run growth of the monetary and credit aggregates commensurate with the economy's long run potential to increase production, so as to promote effectively the goals of maximum employment, stable prices, and moderate long-term interest rates.



Oben ist die Rolle der US Zentralbank definiert. Die verschiedenen Ziele der Fed stehen teilweise in Konflikt zueinander, und je nach Wirtschaftslage und politischer Eintellung der Zentralbank können die Prioritäten anders ausfallen. Diese Tage stehen in den USA Kreditwachstum im Vordergrund, insbesondere, da Preise und Zinsen stabil erscheinen und die gängige Theorie ist, dass Arbeitsplätze durch eine Expansionspolitik geschaffen werden.

Ich bin vor kurzem gefragt worden, warum ich denn diese Tage kritisch über Greenspan rede - dem "Meister" zu widersprechen sei doch wohl keine gute Idee. Nun, Greenspan und wir vertreten verschiedene Interessen: Greenspan soll sich um die Volkswirtschaft nach den oben gesetzten Richtlinien kümmern. Wir hingegen sind um den Erhalt oder Erhöhung der Kaufkraft unserer Ersparnisse besorgt.

Zunächst einmal kümmert sich das Leitmotiv der Fed nicht um die Einflüsse aus dem Ausland. Es ist dies verständlich, jedoch in der derzeitigen Lage nicht angemessen. Für das kommende Fiskaljahr hat die Bank of Japan (BoJ) von ihrer Regierung die Genehmigung bekommen, mit astronomischen Käufen von bis zu 1’300 Milliarden Dollar an US Staatsanleihen den Yen tief zu halten.

Nach einer gigantischen Summe, die die letzten Monate ausgegeben wurde, wurden bereits in den ersten 3 Handelstagen von 2004 für über 20 Milliarden Dollar US Staatsanleihen von Japan gekauft, um den Anstieg des Yen einzudämmen; dabei muss bereits jetzt vom Budget des im April anfangenden Fiskaljahres Geld geliehen werden. Man muss kein Ökonom sein um zu sehen, dass diese Summen nicht tragbar sind. Gleichzeitig haben diese Interventionen, die auch von China betrieben werden, einen deutlichen Einfluss auf die US- und Weltwirtschaft: sie halten den Dollar hoch, sie wirken stimulierend für die US und Weltwirtschaft.

Die Schaffung von Arbeitsplätzen in den USA und Asien ist die wohl direkteste Folge, derzeit auch das höchste Ziel. Negative Nebenwirkungen dieser Politik dürften Inflation (insbesondere in Asien) und eine Fehlallokation von Investitionen sein (es wird in Projekte investiert, die nicht profitabel wären, wenn der freie Markt die Wechselkurse bestimmen würden), die eine spätere Rezession nur verstärken dürfte.

Beachten wir auch, dass das Wort "Savings" (Ersparnisse) nur indirekt durch "stable prices" (Preisstabilität) im Leitmotiv der Fed erwähnt wird. In der Tat, "sparen" steht im Gegensatz zu einer expansionären Geldpolitik. Dann bemerken wir, dass das Thema Schulden nicht Teil der Sorgen der Federal Reserve Bank sind. Wir alle wissen, dass Amerikaner sehr stark verschuldet sind, und dieser Schuldenberg scheinbar exponentiell wächst: Amerikaner berücksichtigen nur ihre monatlichen Kosten, und bei tieferen Zinsen sind diese auch bei wachsenden Schulden konstant.

Ferner kaufen Amerikaner immer weniger und mieten oder leasen immer mehr. Dieser Trend it so stark, dass die Federal Reserve Bank letzten Sommer ihre Schuld-Statistiken neu definieren musste, da immer mehr Güter und Dienstleistungen nicht mit Bargeld sondern auf Kredit gekauft werden.

Das phenomenale an dem ganzen ist, dass dieser Trend positiv gesehen wird, denn das Geld wir "effizienter" verwendet. Volkswirtschaftlich sieht Greenspan es als positiv, dass Geld nicht brach liegt, etwa durch den Kauf eines teuren Autos, sondern dass nur ein kleiner Teil des Einkommens zum Leasen eines Autos pro Monat aufgebracht wird. Die Gefahr dieses Trends: der US Verbraucher wird durch diesen Trend immer sensibler zu Zinsschwankungen. Nachdem Zinsen jedoch tief sind, ist Greenspan nicht besorgt. Wir sind besorgt, da wir der Meinung sind, dass die Zinsen durch die enormen Interventionskäufe aus Asien künstlich tief gehalten werden.

Wenn wir nun weiter berücksichtigen, dass Dienstleistungsjobs in grossen Zahlen von USA nach Asien und Osteuropa exportiert werden, dann ergibt sich ein Problem: haben die US Verbraucher mittelfristig die Kaufkraft, ihren Konsum aufrecht zu erhalten? Nur ein Verbraucher, der einen Job hat, kann Geld ausgeben, insbesondere, wenn er hoch verschuldet ist.

Die Verkaufszahlen über Weihnachten in den USA ergeben ein Bild, dass Luxusgüter sich relativ gut verkauft haben, aber Billigketten, und hier ist der supereffiziente Wal-Mart eingeschlossen, doch Probleme hatten. Wal-Mart als Firma ist übrigens einer der grössten Handelspartner Chinas, grösser als viele europäische Länder.

Greenspans Politik stürzt den US Verbraucher in Verarmung. Inzwischen werden auch starke Bemühungen unternommen, die hispanische Bevölkerung zum Aufnehmen von Krediten anzuspornen, ganz nach dem Motto: hast Du erst einmal Schulden, wirst Du härter arbeiten, was schliesslich gut für die Volkswirtschaft ist. Eine Rentenabsicherung haben viele Baby-Boomers nicht, jedoch mag dies Greenspan nicht stören, denn hoch ins Rentenalter arbeitende Bürger sind produktiver als Rentner, die auf dem Ruhepolster liegen. Hier im Silicon Valley sind inzwischen die ersten Radiowerbungen zur Aufnahme von Leibrenten erschienen - die Wege auf Kredit zu leben scheinen noch lange nicht erschöpft.

Wir hingegen haben andere Ziele: wir wollen eine finanzielle Sicherheit, wir wollen im Alter unseren Hobbies nachgehen; wenn wir fit genug sind, wollen wir vielleicht noch arbeiten, aber ein Polster - die Freiheit, "Ineffizienz" wählen zu können, - ist unser Ziel. Wir wollen Geld effizient investieren, aber predigen Zurückhaltung beim Konsum.

Greenspan sieht die Zukunft in einem tieferen Dollar. Die US Wirtschaft sei nicht mehr so abhängig von Importpreisen wie vor ein paar Jahrzehnten. Während Greenspan hier recht hat, sei zu beachten, dass es auch hier Grenzen gibt: OPEC hat vor kurzem klar gemacht, dass es eine Vereinbarung, die Ölproduktion bei stetig hohem Ölpreis zu erhöhen, nicht beachten will. Ein schwacher Dollar ist ein kurzfristiges Heilmittel gegen das Leistungsbilanzdefizit, und die meisten Amerikaner bemerken einen schwachen Dollar ohnehin nicht. Greenspan hat vermutlich recht, ausser der schwache Dollar veranlasst irgendwann einmal die asiatischen Zentralbanken, ihre Handelsbilanzüberschüsse nicht nur in Dollar, sondern auch ein wenig mehr in Euro oder Gold anzulegen.

Eine Politik einer schwachen Währung ist auch nichts neues - die USA haben in vergangenen Jahrzehnten gelegentlich davon profitiert, Italien in Europa war bekannt dafür (und gewöhnt sich nur ungern an den starken Euro). Aber auch dies bedeutet nicht, dass wir tatenlos zusehen müssen. Während sich die USA und Asien durch schwache Währungen profilieren wollen, können wir zum Beispiel in Gold oder Euro investieren. In dem beschriebenen Umfeld dürften "währungsneutrale" Rohstoffe und Edelmetalle sich weiterhin gut entwickeln.

Auch sonst ändert sich unsere Anlagepolitik nicht wesentlich: wir vermeiden weiterhin Firmen, die dem US Verbraucher stark ausgesetzt sind, insbesondere dem "low-income" Verbraucher. US Firmen, die sehr effizient geführt werden, profitieren überdurchschnittlich vom wirtschaftlichen Aufschwung. Der Aufschwung wurde durch sehr starkes stimulieren der Wirtschaft verursacht - neben den Käufen von US Staatsanleihen durch in- und ausländischen Zentralbanken, durch Steuersenkungen, tiefgehaltenen kurzfristigen Zinsen, Refinanzierungen und (v.a. militärischen) Ausgabeprogrammen. Hier ist eine Abkühlung zu erwarten, die sich wiederum auf den Dollar negativ auswirken könnte. Bush und Greenspan legen viel Wert darauf, dass der Aufschwung weiter geht, denn bis jetzt fehlen die neuen Jobs.

Europa hat sich für den schwierigen, aber solideren Weg entschieden und hat mit dem starken Euro zu kämpfen. Es scheint, dass hier die Schmerzgrenze erreicht ist - ein Grund mehr, Gold zu halten, falls Schritte unternommen werden, den Euro zu schwächen. Bei europäischen Aktien gilt das gleiche wie bisher: möglichst wenig dem US Verbraucher ausgesetzt und möglichst wenig unter einem starken Euro leidend.

Fazit: Greenspan wird uns nicht unsere Rente garantieren, wir sind für unsere Zukunft selbst verantwortlich.


© Axel Merk
Merk Investments LLC



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