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Silber trotzt trüben Konjunkturaussichten

15.04.2008  |  Thorsten Proettel
Markt

Der Preis für eine Unze Feinsilber (31,1 Gramm) legte im 1. Quartal 2008 per Saldo um rund 20% auf knapp 18 US-Dollar zu. Zwischenzeitlich kletterte das weiße Metall jedoch sogar über die Marke von 21 US-Dollar, bevor es Mitte März von der scharfen Korrektur an den Rohstoffmärkten erfasst wurde. Der Preisrückgang endete erst bei 16,35 US-Dollar, womit Silber abermals seinem Ruf als volatiles und spekulatives Edelmetall gerecht wurde. Die insgesamt aufwärtsgerichtete Wertentwicklung seit Anfang letzten Jahres bleibt jedoch hinter der von Gold zurück. Seit Dezember holte Silber allerdings einen Teil seines Rückstandes auf.

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Industrie größter Silberkäufer

Da mehr als die Hälfte des Silberbedarfs auf das verarbeitende Gewerbe zurückgeht, sind die Konjunkturaussichten von entscheidender Bedeutung für die Abschätzung der Nachfrageseite. Für die USA, die etwa 20% des weltweiten Silberbedarfs auf sich vereinigen, kann momentan von einer zurückgehenden Wirtschaftsaktivität ausgegangen werden. Wichtige Indikatoren wie beispielsweise der ISM-Index deuten eine Kontraktion an. Im Rest der Welt wächst die Wirtschaft zwar. Der Internationale Währungsfonds musste seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft jedoch jüngst auf 3,7% nach unten korrigieren. Von der Industrie sind deshalb in nächster Zeit kaum große Impulse für eine steigende Silbernachfrage zu erwarten.


Schmucknachfrage leidet unter Preisanstieg

Im Gegensatz zu anderen Ländern ist in Indien selbst bei Silberschmuck der Materialwert im Vergleich zur Bearbeitung ein bedeutender Kostenfaktor. Preissteigerungen des Edelmetalls bewirken deshalb höhere Marktpreise für Ringe, Ketten und Broschen. Da die indischen Schmuckkäufer gleichzeitig sehr preissensibel sind, leidet die Nachfrage auf dem Subkontinent momentan unter dem erhöhten Niveau. Aus diesem Grund könnte sich Indien im Fall eines Preiszuwachses über die 20-USD-Marke schnell von einem Nettoimporteur zu einem Silberexporteur entwickeln. Bereits im März rechnete die örtliche Interessenvereinigung Bombay Bullion Association mit dem Re-Export von 720 Tonnen Silber, die wegen des hohen Preises keine Abnehmer fanden.

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Investorennachfrage hoch

Von Seiten der Anleger war die Silbernachfrage in den letzten Monaten dagegen überdurchschnittlich hoch. Im ersten Quartal des laufenden Jahres wurden allein von den börsengehandelten Silberfonds mehr als 830 Tonnen aufgekauft. Im Vorjahreszeitraum waren es dagegen nur knapp 340 Tonnen. Die Zuwächse der Silberbestände der Emittenten stiegen seit ihrem Tiefstand Mitte/Ende 2007 parallel zur Preisentwicklung an. Abgesehen von der Startphase bei der Auflegung des ersten Silberfonds im Frühjahr 2006 wurde noch nie so viel Geld in diese Anlageform investiert wie im ersten Quartal 2008. Setzt sich der Trend der ersten Monate im Gesamtjahr fort, dann dürfte die hohe Nachfrage der Anleger zu Preissteigerungen führen.


Technik

Die Konsolidierungsphase seit Mitte März neigt sich dem Ende zu. Sofern der Preis nicht unter 16,80 USDollar fällt, erscheint ein neuer Aufwärtsschub realistisch. Unter den Indikatoren geben insbesondere der tägliche MACD ein bullishes Bild ab, während die Oszillatoren auf Tagesbasis tendenziell steigen. Die nächsten Hürden liegen bei 18,60 USD und 19,30 USD.

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Fazit

Aus Anlegersicht ist Silber wegen des hohen Anteils der industriellen Nachfrage im Vergleich zu Gold weniger zur Absicherung von Konjunkturrisiken geeignet. Dennoch erhöhten die Investoren in den vergangenen Monaten ihre Nachfrage nach dem weißen Metall, wie die Zuwächse der börsengehandelten Silberfonds belegen. Gleichzeitig ist der Silbermarkt mit einem Volumen von rund 16 Mrd. USD nach aktuellen Preisen relativ klein und reagiert deshalb auf die Anlegernachfrage sensibel. Hiervon zeugt unter anderem die hohe Volatilität der letzten Wochen insbesondere im Vergleich zu Gold. Da die zu Investitionszwecken gekauften Silbermengen wieder steigen und die Charttechnik momentan ein günstiges Bild zeichnet, ist ein Preisanstieg in den nächsten Monaten nicht unwahrscheinlich.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart





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