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Dollar-neutrales Rohöl

08.05.2008  |  Adam Hamilton
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Beachten Sie jedoch, dass dies sogar für die aktuelle Dollar-Baisse eine außergewöhnlich schwache Phase war, sodass wir nicht aus einem einzigen Vergleich Rückschlüsse ziehen sollten. Stattdessen werden wir ganz am Anfang beginnen. Im November 2001 erreichte der Ölpreis sein Tief bei 18 $ und begann dort seinen aktuellen, säkularen Bullenmarkt. Der USDX befand sich damals in der Nähe seiner säkularen Hochs bei einem Wert von fast 120, sodass Öl damals für die USA relativ billig war. Das parallele Tief in Euro war viel höher und lag knapp unter 20 €.

Als Anfang 2002 der Bärenmarkt des US-Dollar einsetzte, begann der Ölpreis in Dollar schneller zu steigen als in Euro. Öl erreichte im März 2003, in der Spitze vor dem Irak-Einmarsch, sein erstes wichtiges Hoch in diesem Bullenmarkt. Zu dieser Zeit war der Ölpreis in Euro nur 0,65 Mal so stark gestiegen wie der Dollar-Ölpreis, der hier bereits einen Anstieg um 117% verzeichnete. Auch der ursprüngliche Aufwärtstrend des Euro-Ölpreises war nicht annähernd so steil wie jener des Dollar-Ölpreises. Wie die 200-Tages-Linie des Euro-Ölpreises zeigt, verlief dieser von 2002 bis Mitte 2004, während den schlimmsten Jahren der US-Dollar-Baisse, grundsätzlich flach. Damals waren die Schwankungen des Ölpreises tatsächlich eine Dollar-Sache!

Der aktuelle Aufwärtstrend des Ölpreises in Euro begann also etwas zögerlicher. Als der USD-Ölpreis im Oktober 2004 sein zweites wichtiges Hoch erreicht hatte, stand der Euro-Ölpreis nur bei etwa dem 0,56-fachen der Anstiege des USD-Ölpreises. 2005 stieg der USDX in einer massiven Bärenmarkt-Rallye fast ein ganzes Jahr lang stark an. Während dieser Rallye schoss der Euro-Ölpreis viel schneller nach oben als der Dollar-Ölpreis. Bis zum dritten wichtigen Hoch dieses Bullenmarktes im August 2005 hatte der Euro-Ölpreis das 0,63-fache des Anstiegs des USD-Ölpreises erreicht, der damals bei 300% lag.

Für den Großteil der Jahre 2005 und 2006 stieg der Euro-Ölpreis in einer hohen Konsolidierung stetig an. Damals erschien der Ölpreis dollar-neutral betrachtet stärker als an den US-Märkten. Für den Rest der Welt galten die damaligen Preise im Bereich von etwa 55 € bis Ende 2007 als hohe Ölpreise. Die heutigen, neuen Hochs wirken außerhalb des US-Dollar bei weitem nicht so extrem wie für die Amerikaner.

Der dollar-neutrale Ölpreis fiel auch in der scharfen Korrektur von 2006 weiter als der Ölpreis in US-Dollar. Interessanterweise blieb der Euro-Ölpreis damit aber immer noch größtenteils innerhalb seines breiten Aufwärtstrends, den er 2004 und 2005 gebildet hatte, während der USD-Ölpreis weiter unter die Unterstützung seines eigenen Aufwärtstrends einbrach. Auch der auf die Tiefs von Jänner 2007 folgende starke Aufschwung des Euro-Ölpreises verlief lange Zeit innerhalb dieses Aufwärtstrends, bis er erst in den letzten paar Wochen über die Marke von 70 € pro Barrel ausbrach.

Insgesamt ist der Ölpreis in Euro in seinem bisherigen Bullenmarkt um 276% gestiegen, während der Dollar-Ölpreis einen massiven Anstieg um 577% verzeichnete. Das führt zu einem Verhältnis von 0,48. Aus dieser Sicht scheint es, als wäre etwa die Hälfte der gesamten Anstiege des Ölpreises in diesem Bullenmarkt fundamental gesteuert, während die andere Hälfte auf die Dollar-Baisse zurückzuführen ist. Der Dollar-Bärenmarkt hat einen stärkeren Einfluss als ich ursprünglich vermutet hatte!

Übrigens ist der USDX in seinem bisherigen Bärenmarkt um bis zu 41% gefallen, während der Euro im selben Zeitraum um bis zu 91% gestiegen ist. Da der Dollar fast die Hälfte seines Wertes verloren hat, und der Euro sich fast verdoppelt hat, macht das Verhältnis der Anstiege von Euro-Öl zu Dollar-Öl von 0,48 auch Sinn. Nichtsdestotrotz ist ein dollar-neutraler Anstieg um 276% für den wichtigsten Rohstoff der Welt sehr beachtlich. Dieser globale, säkulare Öl-Bullenmarkt wird definitiv von Fundamentaldaten gesteuert.

Obwohl der Euro gute Chancen hat, die nächste Welt-Reservewährung zu werden, ist auch er nur eine weitere hoffnungslose, ungedeckte Papierwährung. Manche behaupten sogar, der Euro wäre die schlimmste aller ungedeckten Währungen, da er die gemeinsame Währung vieler Länder darstellt, die sich lange Zeit gegenseitig bekämpften. Können viele eigenständige Nationen mit verschiedenen wirtschaftlichen Problemen und Zielen den fragilen Euro viele Jahrzehnte lang zusammenhalten? Nur die Zeit wird es zeigen.

Um den Ölpreis wirklich neutral gegenüber ungedeckten Währungen darzustellen, müssen wir seinen Preis in Gold betrachten. Der Ölpreis in Gold ist wahrscheinlich die beste verfügbare Veranschaulichung des steigenden realen Ölpreises in seinem Bullenmarkt. Obwohl ich das Gold/Öl-Ratio nun seit vielen Jahren beobachte, war die Darstellung des wichtigsten Rohstoffes der Welt in der weltweit einzigen Währung mit universellem intrinsischem Wert für mich wirklich erstaunlich.

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In Gold bewertet ist der Ölpreis in seinem bisherigen Bullenmarkt nur um 107% gestiegen! In einer Welt voll von ungedeckten Papierwährungen, die nur noch vom Vertrauen der Menschen erhalten werden, dass die Politiker nicht allzu viel Unsinn anstellen, ist Gold möglicherweise der letzte wirkliche Wertmaßstab. Der Anstieg des Ölpreises in Gold beträgt mit 107% nur das 0,19-fache des Anstiegs in US-Dollar von 577%. Obwohl der reale Wert des Öls, gemessen in Gold, sich immer noch mehr als verdoppelt hat, ist dieser Anstieg weit von den in US-Dollar erreichten Anstiegen entfernt.

Der Aufwärtstrend des Ölpreises in Gold reflektiert einen viel moderateren Anstieg als der Ölpreis in anderen Währungen. Als Öl am billigsten war, im Jänner 2002, brauchte man nur 0,063 Unzen Gold, um ein Barrel Öl zu kaufen. Damit ist das säkulare Tief des Gold-Ölpreises viel höher als jenes des Dollar-Ölpreises, wie in diesem Chart deutlich zu erkennen ist. Gold handelte damals übrigens bei 285 $ pro Unze, Öl knapp unter 18 $. Wie sich doch die Zeiten geändert haben!






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