Armageddon? Verschoben!
12.05.2008 | Peter Boehringer
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Wie sehr auch die deutsche Politik -getreu den internationalen Vorbildern- bei der Krisenbewältigung mithilft, kann man aktuell an den Rettungen der Staatsbanken demonstrieren. Angewendet wird die ganze Palette politischer und bilanzieller Maßnahmen, die entgegen verschleiernder Medienaussagen natürlich alle vom Bürger bezahlt werden müssen:- Auflösung von Gewinnrücklagen, die sonst mit Steuer senkender Wirkung an die Landes- bzw. Bundeshaushalte geflossen wären
- Verbuchung der Verluste als Verlustvorträge; damit langjährig ausfallende Dividenden...
- ... und massive Einschränkungen der eigentlichen Bankaufgaben (Mittelstandskredite, Fördermittelvergabe für politisch wünschenswerte Projekte)
- Milliarden schwere Garantien und Ausfallbürgschaften durch die Länder...
- ... die (im Fall der Sachsen-LB) bereits zahlungswirksam werden
- Streichung von Landeszuschüssen zu kommunalen Infrastrukturprojekten in Sachsen (Straßenbau, Schulen)
- Einschränkungen des Kreditgeschäfts vieler Sparkassen wegen des in den Garantien für die Muttergesellschaften (Landesbanken) gebundenen Eigenkapitals
- Direkte Kapitalerhöhungen aus Steuermitteln (Sozialhilfe für das "Bankenprekariat")
- Insolvenzverschleppung - besonders offensichtlich im Falle der IKB
- Bald wohl auch noch Notprivatisierungen von Landesbanken weit unter Wert und damit ein hoher Substanzschaden für die Landeshaushalte und die Bürger.
Die (Privat-)Banken werden im Gegensatz zu den Landesbanken weniger durch den Staat als vielmehr über den Inflationsmechanismus gerettet. Entgegen anders lautender Kommentare lassen sich die bei den Bailouts eingesetzten neu geschaffenen Kreditmittel der Notenbanken von letztlich wohl über 1.000 Mrd. Dollar nicht vollständig von der Realwirtschaft fernhalten. Die Folge heißt Inflation und ist bereits sehr sichtbar auf den Energie- und Lebensmittelmärkten, auch wenn es dort auch andere Gründe für die Preissteigerungen gibt.
Paradoxerweise führen die Bailouts indirekt aber auch zu realwirtschaftlicher Deflation: Während die staatstragenden Banken derzeit mit billigem Geld geradezu geflutet werden, verwenden sie diese Mittel primär intern, d.h. zur Aufbesserung ihrer Bilanzkennzahlen und zur Vorbereitung und Durchführung der zwangsläufig fälligen Abschreibungen auf ihre faulen Kredite. Ihrer eigentlichen Aufgabe Kreditvergabe kommen die "Kreditvermeidungsinstitute" derzeit kaum nach! Junge Technologie- oder Minenunternehmen können aktuell weltweit kaum noch Eigen- oder Fremdkapital-Maßnahmen durchführen und kommen so in existenzielle Schwierigkeiten. Selbst großen Unternehmen werden langjährig etablierte Kreditlinien gekürzt oder gestrichen oder gar die Zinsen trotz der Geldflutung der Notenbanken erhöht! Und in den USA steigen mittlerweile inmitten des größten Einbruchs der Bauaktivitäten seit Jahrzehnten die langfristigen Hypothekenzinsen!
Armageddon: Verschoben!
Die Systemeliten erkaufen sich aktuell in einer konzertierten Aktion auf Kosten der Bürger und Steuerzahler Zeit. Selbst die geschätzten 1000 Milliarden Dollar an Abschreibungsbedarf in den Bankbilanzen lassen sich über diese Zeit noch einmal bewältigen, wenn alle bislang geltenden Bilanzierungsregeln außer Kraft gesetzt werden, wenn die Notenbanken per fast grenzenloser Monetarisierung mithelfen und der Staat auch noch Verluste sozialisiert. Armageddon wird vermutlich nochmals verschoben. Vorstellbar ist höchstens ein Schein-Bankrun, der zugelassen wird, um die Massen deflationär zu ängstigen und um weitere Stufen der Inflationierung ohne Volksaufstand zünden zu können.
Eine dauerhafte Lösung der volkswirtschaftlichen Verschuldungskrise haben all die Maßnahmen der letzten neun Monate jedoch nicht gebracht. Wer weiter Toilettenpapier monetarisiert und Bankverluste sozialisiert oder via Verstaatlichung über die Steuerzahler verteilt, wird eines Tages eine Grenze erreichen: Implizit (wenn auch zunächst nicht offiziell/explizit), werden sich die Rankings der betreffenden Staaten und mit ihnen ihre Währungen verschlechtern. Und wer ist dann bei der nächsten Krise der Lender of last Resort, wenn die Staaten selbst bzw. ihre Bürger nicht mehr unbegrenzt kreditfähig sind? Die nächste Krise könnte die Derivatekrise sein, zu deren Bewältigung dann nicht 1.000, sondern vermutlich 100.000 Milliarden Dollar erforderlich wären! Umgerechnet die US-amerikanische Wirtschaftsleistung von 7 Jahren! Das Emittentenrisiko der Staaten ist in den letzten Monaten eindeutig gewachsen. Gegen Gold, Silber und Rohstoffe werden daher alle Währungen der monetär-sozialistisch geführten Staaten abwerten, denn Gold ist die einzige Währung ohne Emittentenrisiko!
© 2008 Peter Boehringer
PBVV Vermögensberatung
Dieser Artikel ist zuerst erschienen am 21. April 2008 im Smart Investor Magazin (Ausgabe 5/2008, Seite 12ff). Eine druckerfreundliche Version kann abgerufen werden unter www.pbvv.de/website/newsletter.php.