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Einige Gedanken über das globale Wetter, das Nahrungsangebot und die Inflation

13.05.2008  |  David Petch
In den letzten Wochen bekam ich eine Reihe verschiedener Anfragen, ich solle doch etwas zur technischen Analyse von Nahrungsmitteln etc. schreiben. Also hier einige Bemerkungen zum Thema. Die wichtigen Dinge zum Verständnis der Analyse von Getreide, Nahrungsmittel etc. sind das verfügbare Angebot, die Lagerbestände, die langfristigen Angebotstrends - und, am allerwichtigsten, das Wetter. Bei meiner Literaturrecherche stieß ich in der letzten Woche auf einen Artikel, in dem behauptet wurde, die Erde befände sich auf dem Weg in eine neue Eiszeit. Aufgrund des Artikels begann ich ein wenig herumzusuchen und fand dabei eine Seite, die das Weltraum-Wetter vorhersagt. Das Fehlen von Sonnenflecken im 11-jähringen Sonnenzyklus führt im Allgemeinen zu sehr kaltem Wetter - das heißt, zu niedrigen Ernteerträgen. Auf der verlinkten Seite erfährt man, dass sich zurzeit ein Sonnenfleck entwickelt. Der globale Temperaturrückgang von 0,7°C im letzten Jahr hatte mit dem Mangel an Sonnenflecken zu tun - inmitten der CO2-Raserei hier auf unserem guten alten Planeten Erde. Update: Die Sonnenflecken scheinen jetzt wieder zurückzukommen.

Die Sonne ist in erster Linie ausschlaggebend für die Temperatur auf der Erde, da sie im wahrsten Sinne des Wortes auch unsere Lebensader ist. Ohne die Sonne würden 6,3 Milliarden Menschen plötzlich in ihrer Lebhaftigkeit eingeschränkt werden, ziemlich ähnlich den Mammuts und anderen Tieren, die vor ca. 10.000-20.000 Jahren eine Schock-Frost-Erfahrung durchmachen mussten. Diese Art des klimatischen Umschwungs geschieht innerhalb kurzer Zeit - innerhalb von 15-20 Jahren, dafür braucht es kein Jahrtausend, wie manche meinen möchten. Das in den nächsten 200 Jahren ein klimatischer Wandel eintritt, der zu einer Eiszeit führt, ist wenig wahrscheinlich… aber es gibt viel bedeutendere Dinge, über die man sich den Kopf zerbrechen kann und die (aufgrund der 1,5 km hohen Gletscher) zum Niedergang Nordamerikas, Europas und Nordasiens führen könnten, darunter Nahrungsmittel, das Wasserangebot und natürlich auch das Ölfördermaximum.

Ich glaube, erst letzte Woche hatte ich geschrieben, dass Kanada irgendwann in nicht allzu weiter Zukunft (in ca. 10-15 Jahren) gezwungen sein wird, ein Exportverbot für Getreide einzuführen, damit diejenigen, die in den eigenen nationalen Grenzen leben, noch ernährt werden können. Dafür erhielt ich Kritik von bekannter Seite und vielleicht hätte ich zur Untermauerung meiner Hypothese bezüglich der zukünftigen Ereignisse einige Zahlen angeben sollen. Wie viele von ihnen wissen werden, lebe ich in Manitoba, daher achte ich auch auf das lokale Wetter. Winnipeg bekommt sein Wasser über einen Aquädukt aus dem Shoal Lake, der zufällig 200 km östlich auf der Grenze zu Ontario liegt (dieser Teil gehörte bis 1881 zu Manitoba und die Grenze zwischen Manitoba und Ontario verlief bis 1881 wirklich entlang der Hauptstraße in Kenora Ontario - aber ich werde jetzt nicht damit anfangen). In diesem Gebiet gibt es keine Industrie (Forstwirtschaft existiert nicht, mit Ausnahme von einigen Ansässigen, die Holz schlagen, um es warm zu haben) und das nordwestliche Ontario hat jede Menge Wasser - also kein Problem für Winnipeg. Dennoch ist das, was im Allgemeinen auf die Felder regnet, alles, auf das der Landwirt beim Anbau von Feldfrüchten zählen kann, außer es handelt sich um teure Feldfrüchte wie Kartoffeln oder Wassermelonen, die konstante Bewässerung brauchen. Der Wasserabfluss war dieses Jahr minimal und Perioden hoher Wasserstände, die auf Eisstaus folgten, gab es in diesem Jahr in vielen Flusssystemen überhaupt nicht.

Generell sind die Feuchtigkeitswerte für die Humusschicht im südlichen Manitoba niedrig genug, um in bestimmten Gebieten Ernteausfälle zu verursachen. Klicken sie auf "soil conditions" und gehen sie ganz nach unten auf der Webseite zu "Attachements". Die Daten sind erwiesenermaßen 6 Monate alt aber auch in den letzten sechs Wochen haben wir nicht regelmäßig Regen gehabt. Wenn das trockene Wetter anhält, könnte die Ernte ernsthaft betroffen sein. Im Manitoba hat es wirklich schon sehr trockene Jahre gegeben, in denen es dann auch zu Ernteausfällen kam - die aktuelle Situation ist daher kein ungewöhnliches Ereignis. Dennoch überrascht es, dass das nördliche Manitoba vor Wasser aus allen Nähten platzt, was in ein, zwei Jahren zum Dilemma für die Wasserstromkraftwerke werden kann, wenn das Wasser aus dem Süden sich weiter nach Norden verlagert, um hier in den Ozean zu fließen.

Ich kann mich nicht mehr genau an die für Humusboden benötigte Feuchtigkeit erinnern, bei der die Saat keimen kann, aber ich denke an 25% - 30%. Die Chancen stehen in diesem Jahr nicht schlecht, dass es Getreideexporte über die Grenzen geben wird, aber für diejenigen, die es noch nicht wussten: Die USA benötigten vor 2-3 Jahren Getreideimporte für die inländische Nachfrage (und die USA gilt als eine der Kornkammern der Welt). Jeder, der heutzutage in unserer Gesellschaft lebt, vergisst, wie stark die Ernteerträge gesteigert werden konnten - durch die Anwendung von Düngemitteln, durch den Einsatz von genetisch veränderten Getreidepflanzen, die wiederstandfähig gegenüber Schädlingen sind, durch den Einsatz von Pestiziden, Herbiziden, durch die Verbesserung der Ernte- und Lagerhaltungsmethoden und des Transports etc. All diese Bemühungen sind unglaublich energieraubend. Zurzeit werden jeder Kalorie, die in Form des täglichen Essens auf unserem Tisch landet, zuvor 10 Kalorien Energie zugeführt.

In den guten alten Tagen des Landlebens wurden 20% - 30% des geernteten Getreides für die Fütterung der Tiere verwendet, die bei der Feldarbeit halfen etc., während etwa 30% des Landes brach lag. 50% des Ackerlandes waren also nicht für den offenen Markt verfügbar. Von den verbleibenden 50% müssen noch weitere 10% - 15 % der Ernte abgerechnet werden - Getreide, das die Bauern für die zukünftige Aussaat zurückhalten mussten. Die Energiezufuhr, die benötigt wurde, damit eine Kalorie auf dem Tisch landen konnte, lag damals zwischen 0,5 bis 0,6 Kalorien - verbunden mit viel Schweiß und mühevollster Arbeit (vergleichen sie das mit dem 20-fachen Anstieg der Energiezufuhr, die benötigt wird, um heute eine Kalorie auf den Tisch zu bringen).

Ohne Öl, würde die Getreideernte um 90% zurückgehen, wobei auch zu sehen ist, dass nur 2% der Bevölkerung für die direkte Produktion von Nahrungsmitteln zuständig sind (um die Jahrhundertwende waren es noch 70%). Verringern sie die Zahl von 6 Milliarden Menschen um 90%, dann kommen sie auf 600 Millionen Menschen. Maximalen Bevölkerungszahlen, mit denen es die Menschheit derzeit zu tun hat, können große Rückgangswellen von bis zu 95% nach sich ziehen. Wenn es also um das Ölfördermaximum geht, um kühleres oder wärmeres Wetter (kühleres Wetter ist in Wirklichkeit schlechter, da sich die Reifezeiten verkürzen), dann denken sie daran, dass Nahrungsmittelknappheit nicht nur vielleicht, sondern ganz sicher in 2-5 Jahren zu einem Problem wird - wenn nicht schon vorher.

Nur mal nebenbei: Ich habe unseren lokalen Supermarkt durchstreift, in der Hoffnung ein wenig mehr Basmati-Reis zu kaufen… die Regale, wo der Reis lag, waren schon am Vorabend um 21.30 Uhr komplett leer geräumt worden, selbst der billigere, weiße Rooster-Brand-Reis war alle. Jeder, den ich kenne, hat von den Engpässen beim Reisangebot gehört und fängt nun an einzulagern. Möglicherweise wird eine Lieferung in der Nacht erwartet, also geh ich heute Nachmittag los, um mir ein wenig davon zu holen. Die handelsüblichen 20-Pfund-Mehlsäcke sind jetzt auf 11,48 $ gestiegen, letzte Woche kosteten sie noch 10,48 $. Die einzigen Dinge, die sich nicht wirklich im Preis bewegt haben, sind weißer und brauner Zucker und überrachenderweise Hafer.

Die alte Gewohnheit, zu etwas anderem zu wechseln, wenn das eine zu teuer wird, gilt auch für Lebensmittel - also behalten sie die Preise für Zucker und Hafer im Auge. Zucker kostetet derzeit ca. 10 $ pro 20-Pfund-Sack aber ich gehe davon aus, dass der Preis viel stärker steigen wird, in fünf Jahren oder weniger sind 40-50 $ wahrscheinlich. Schenken sie mir nicht einfach nur Glauben, nehmen sie den Chart der letzten 20 Jahre für Zucker zur Hand und schauen sie, wo sich der Preis, relativ zum 1980er-Hoch, befindet… er wird noch viel höher gehen, also legen sie jetzt Vorräte an, bevor der Preis Stände erreicht, die ihre Kaufkraft übersteigen. Zucker war um 1800 ein Luxusgut und falls man aus der Geschichte lernen kann, so könnte es bald wieder soweit sein. Übrigens: Vermeiden sie es, irgendwelche Aktien von Lebensmittelherstellern - wie Nestle oder Kelloggs etc. - zu kaufen. Die Lebensmittelpreise werden die Menschen dazu bringen, hausgemachtes Müsli, Haferflocken, Haferflocken mit Äpfeln, Haferflocken mit Preiselbeeren, Haferflocken mit Maniok etc. zu essen.

Einige werden sich fragen, warum ich mich in letzter Zeit so für Lebensmittel interessiere. Indem man jetzt im Vorhinein einkauft, könnte man buchstäblich Tausende von Dollars einsparen und gleichzeitig ist es beruhigend zu wissen, dass später auf jeden Fall etwas zu Essen auf dem Tisch sein wird, beruhigender jedenfalls, als in die Läden rennen zu müssen, um dort mit irgendjemanden um den letzten Sack Reis zu streiten.

Wendet man diesen Gedanken auf physisches Gold und Silber an, so gibt es eine extreme Knappheit an Silber - ähnlich wie beim Reis, vielleicht sogar noch schlimmer - dennoch ist der Preis über die letzten 6 Monate relativ unverändert geblieben. Ich bin nicht sicher, ob sich überhaupt jemand noch an Knappheit bei Lebensmittel erinnern kann oder an die Panik jener, die kaum Geld haben und hoffen, ihre Kinder durchbringen zu können etc. - ich selbst gehöre nicht mehr zu dieser Generation aber ich fahre recht häufig um unsere Stadt herum, um selbst zu beobachten, was die Menschen gerade tun und besonders in den ärmeren Gegenden beginnt sich eben das abzuzeichnen. Die städtischen Suppenküchen geben an immer mehr Leute aus, Food Banks kümmern sich um Lebensmittelhilfen für sozial Schwache.

Diese Art von "Kampf-oder-Flucht"-Mentalität taucht während inflationärer Zyklen auf, wegen des Umstandes "weniger Kaufkraft pro Zeiteinheit". Manche Leute meinen im Internet, dass die Marktpsychologie derzeit eher im Zeichen der Deflation steht - ich empfehle all denen, dieses Buch zu lesen. Das Buch ist eher trockene Lektüre aber es zieht viele Parallelen zur heutigen USA. Ob wir nun eine ausgewachsene Hyperinflation bekommen werden oder bloß ein inflationäres Fegefeuer, darüber lässt sich streiten, aber M3 + Kredit des globalen Geldangebots deutet auf globale Inflation hin…jede andere Interpretation ist ganz einfach fehlerhaft und wenig durchdacht (Ich habe schon in den letzten drei Jahren ausführlich darüber geschrieben und ich habe auch nichts weiter hinzuzufügen... klicken sie einfach auf das Archiv, um weitere Artikel nach Titel auswählen zu können.) Der Instinkt weckt in jedem von uns den "inneren Hamster", das Horten wird zu einem wichtigen Überlebensinstinkt. Das wird auch auf Gold und Silber zutreffen, da die Menschen ihr Geld in etwas Handfesten zwischenparken wollen… nicht weil sie gierig wären, sondern weil sie Angst haben. Angst ist bei weitem die gefährlichste Emotion, wenn man Entscheidungen treffen muss, weil das Ergebnis aller Wahrscheinlichkeit nach unlogisch ist.

Gehören sie nicht zu der Masse, die Schlange steht, um noch physisches Gold und Silber zu kaufen, zu Preisen, die doppelt oder dreimal so hoch liegen, wie die derzeitigen, gehören sie auch nicht zu denjenigen, die gebannt auf die Computermonitore starren und sich fragen, ob man zu einem Aktienpreis von 25 $/ Aktie kaufen müsste, wo man diese doch noch vor 1-2 Jahren zu einem Preis von 3 $-5 $ pro Aktie erwerben konnte. Der Instinkt den "Kaufen"-Knopf zu drücken, wird vielen übermächtig erscheinen und dieses Verhalten wird die Preise für Gold, Silber und die dazugehörigen Aktien buchstäblich füttern und viel, viel höher treiben. Betrachtet man von jetzigen Stand aus die zukünftigen Unsicherheiten, so können noch logische Finanzentscheidungen getroffen werden, was besser ist, als unlogische Finanzentscheidungen später - unter chaotischen Umständen - zu treffen.

Einen schönen Tag!


© David Petch, 5. Mai 2008

www.treasurechestsinfo.com



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