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Am Rohstoffmarkt investieren

09.05.2008  |  Redaktion
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Wenn Angebot und Nachfrage bei den Rohmaterialien ernsthaft aus dem Ruder sind, dann bedeutet die Entwicklung neuer Technologien nicht notwendig, dass das Gleichgewicht schnell wieder hergestellt werden kann. Sicher, Veränderungen z.B. der Technologie haben dazu geführt, dass die Wirtschaft weniger von Öl abhängig ist. Aber wir verwenden immer noch sehr viel davon, und immer dann, wenn es nicht genug gibt, steigen die Preise.

Computer und Roboter mögen erstaunliche Aufgaben erledigen können, aber sie können kein Öl und Kupfer finden, wo es keines gibt oder Zucker, Baumwolle, Kaffee oder Schlachtvieh schneller wachsen lassen, als es die Natur erlaubt. Man kann über den ganzen Tag Bestellungen für Blei aufgeben, aber die gesamte Internettechnologie wird vergebens sein, wenn es keine neuen Bleiminen gibt. Technologie kann uns nicht ernähren, und sie hält uns auch nicht warm und die Nachfrage nach Rohstoffen wird niemals verschwinden.

"Aber sind es nicht nur die Spekulation und der geringere Dollar, die dazu führen, dass die Preise steigen?"

Natürlich können Spekulanten, die bei den Rohstoffen ein- und aussteigen, die Preise nach oben treiben. Und der Dollar ist nur noch ein schwacher Schatten seiner selbst - gegenüber Gold ist er zwischen Anfang 2002 und Anfang 2004 um fast 40% gefallen. Da die Rohstoffe in Dollar getradet werden, wird ein schwacher Dollar dazu führen, dass die Preise höher wirken. Der Preis für Rohöl ist in den vergangenen beiden Jahren gemessen in Dollar um 64% gestiegen, während es gemessen in Euro um lediglich 16% gestiegen ist.

Aber der Dollar wurde im Frühjahr 2004 wieder stärker, und etwas Lustiges passierte: Die Rohstoffpreise stiegen weiter. Die weltweite Erholungsphase, ganz besonders in Asien, war echt. Wir beobachten hier heute eine grundlegende strukturelle Verlagerung am Rohstoffmarkt, und das nennt sich "Angebot" - und "China" ist ein Staat, der in den kommenden Jahren außergewöhnliche Mengen des Angebots an Rohstoffen aller Art verbrauchen wird. Ich werde das später einmal genauer erklären, aber jetzt gibt es an dieser Stelle die folgende Geschichte von einem schwindenden Angebot und einer steigenden Nachfrage.

Und der Dollar hat damit auch nichts mehr zu tun. Ich will Sie auch daran erinnern, dass in den 1970er Jahren, als die Inflation in den Vereinigten Staaten bei ungefähr 10% im Jahr lag, der Dollar nicht mehr annähernd das kaufen konnte, was er gewöhnt war, und die Wirtschaft befand sich in einer großen Rezession - und trotzdem sind die Rohstoffpreise weiter gestiegen. Wir haben es hier mit einem weiteren langfristigen Bullenmarkt bei den Rohstoffen zu tun, und weder die Spekulanten noch der schwache Doller können das bewirken.

Spekulanten haben nur eine kurzfristige Wirkung. Denn wenn sie den Preis für Öl künstlich nach oben treiben, werden die Ölproduzenten mit einem Überschuss an Rohstoffen vergnügt mehr Öl auf den Markt werfen, was den Preis dann wieder nach unten treiben wird. Sowohl der Dollar als auch die Spekulation können einen bescheidenen Effekt haben, aber der Markt selbst ist größer als sie.

"Aber mein Aktienbroker sagt, das investieren in Rohstoffe sei riskant." Dann erzählen Sie mir doch mal, wie das mit den Cisco-Aktien war, die Sie 2000 besaßen. Oder mit JDS Uniphase oder Global Crossing? So viele riskante Aktien haben die Jahrhundertwende für viele zu einer weniger glücklichen Zeit werden lassen, in der sie mit ansehen mussten, wie sich ihre Portfolios Luft auflösten. Wenn Sie ihre Hausaufgaben machen und rational und verantwortungsbewusst bleiben, dann können Sie vermutlich mit weniger Risiko in Rohstoffe investieren, als Sie eingehen würden, wenn Sie am Aktienmarkt spielen.

Ich muss Ihnen wohl nicht sagen, dass jedes Investieren ein riskantes Geschäft ist. Aber ich will auf etwas hinweisen, das Ihnen vielleicht noch nicht aufgefallen ist: Es gab in den vergangenen Jahren mehr Volatilität an der NASDAQ als in irgendeinem Rohstoffindex. Cisco, Yahoo!, und sogar Microsoft waren sehr viel volatiler als Sojabohnen, Zucker oder Metalle. Verglichen mit der riskanten Bilanz der meisten Technologieaktien, scheinen die Rohstoffe sicher genug, um einen Teil der "Witwen-und-Waisenfonds" einer jeden Gesellschaft auszumachen.

Laut einer Yale-Studie mit dem Titel "Facts and Fantasies About Commodity Futures", lässt sich das "hohe Risiko" in Rohstoffe zu investieren, nicht mit den Fakten zur Deckung bringen. Vergleicht man die Erträge auf Aktien, Rohstoffe und Anleihen zwischen 1959 und 2004, so stellten die Autoren fest, dass die durchschnittlichen Erträge aus dem Rohstoffmarkt mit "den Erträgen auf den S&P 500 vergleichbar waren."

Die Erträge aus dem Rohstoffmarkt und vom S&P 500 haben beide die Unternehmensanleihen in der gleichen Phase übertroffen. Sie stellten fest, dass die Volatilität der Rohstofffutures in der Analyse leicht unter denen der Aktien des S&P 500 lagen. Außerdem fanden sie Beweise, dass "die Wertpapiere gegenüber den Rohstoffen ein erhöhtes Risiko aufweisen."

Wie sieht es aus, wenn man Aktien von Rohstoff produzierenden Unternehmen kauft, anstelle der Rohstoffe selbst? Das ist ungefähr das größte Zugeständnis, zu dem die Finanzberater bereit sind. Aber das Investieren in Rohstoff produzierende Unternehmen kann sich als noch riskanter erweisen, als das einfache Kaufen der Rohstoffe selbst. Angebot und Nachfrage werden beispielsweise den Preis für Kupfer bewegen, während der Aktienpreis von Phelps Dodge, dem größten an der Börse gehandelten Kupferunternehmen der Welt, von weniger vorhersehbaren Faktoren abhängen können.

Dazu gehören die Bedingung des Aktienmarktes, die Bilanzbögen des Unternehmens, das Vorstandteam, die Arbeitsprobleme, Themen, die die Umwelt betreffen und so weiter. Öl ist in den Siebzigern in den Himmel geschossen, aber einige Ölaktien haben derweil nicht so gut abgeschlossen. Die Studie aus Yale stellte fest, dass das Investieren in die Aktien nicht notwendig ein Ersatz für die Rohstofffutures ist.

Die Autoren stellten fest, dass zwischen 1962 und 2003 "die kumulierten Leistungen der Futures um das Dreifache höher lagen, als die kumulierten Leistungen der entsprechenden Wertpapiere." Ich will Sie auch daran erinnern, dass es zwischen Rohstoffen und Aktien einen wichtigen Unterschied gibt. Rohstoffe können nie auf Null fallen, während Aktien wie die von Enron das können (und es auch taten.)


© Jim Rogers
Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Trader´s Daily"







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