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Gewinnt die USA gerade eine Art "Wirtschaftskrieg" gegen China?

15.05.2008  |  Jochen Steffens
Oft, wenn es um den hohen Ölpreis geht, wird die hohe Nachfrage in China als einer der Gründe genannt. Ich bin da auf der einen Seite sehr skeptisch, und auf der anderen entwickelt sich daraus eine Theorie, die ich hier schon einmal vor einigen Jahren in Ansätzen vorgestellt hatte.

Unlängst war im Manager-Magazin zu lesen, dass in diesem Jahr viele Wanderarbeiter nach dem Neujahrsfest nicht mehr in die Fabriken in den Osten und Süden zurückgekehrt seien. Andere, die zurückkehrten, hätten vor verschlossenen Türen gestanden, da viele Fabriken in den Wachstumszonen geschlossen wurden.

Natürlich sind solche Nachrichten aus China immer schwierig zu beurteilen. Das Land ist einfach zu groß, so dass man nie weiß, wie tiefgreifend eine solche Entwicklung wirklich ist - welche Umwälzungen, welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Bei 200-300 Millionen Wanderarbeitern ist ein Überblick schwierig.


Die Kosten in China explodieren

Aber die Begründung war interessant: Die Kosten in China explodieren. Nahrungsmittel, Energie und Rohstoffe sind primäre Effekte. Aber auch die Löhne steigen dramatisch. Einerseits, um die steigenden Lebenshaltungskosten zu finanzieren, andererseits gibt es wohl auch in dem bevölkerungsreichsten Land der Erde mittlerweile eine höhere Nachfrage nach billiger Arbeit. Und wenn die Nachfrage schneller als das Angebot steigt, steigen die Preise, in diesem Fall die Löhne.Selbst der Staat mischt über höhere Steuern und schärfere Umweltauflagen beim Preisanstieg mit.


Steigender Yuan

Ein letzter, sehr wichtiger Punkt ist allerdings die Aufwertung des Yuans gegenüber dem Dollar.

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Wenn ein chinesischer Unternehmer sein Produkt in den USA verkauft, erhält er dafür Dollar, die er bei einem steigenden Yuan in immer weniger Yuan eintauschen kann. Er muss aber seinen Arbeiter immer noch Yuan auszahlen. Damit sinkt seine Gewinnmarge.

Man kann es auch umdrehen, dann wird es vielleicht noch deutlicher: Letztendlich bedeutet ein steigender Yuan, dass man mit einem Yuan mehr Dollar kaufen kann. Ein steigender Yuan führt im Prinzip also dazu, dass die Arbeitnehmer, wenn wir das in Dollar umrechnen würden, mehr Dollar für ihre Arbeit erhalten. Kurz, in Dollar gerechnet, steigen die Löhne durch die Aufwertung des Yuans und damit verringert sich der Lohnunterschied zwischen den USA und China. Letztlich sollte das in der Konsequenz zu steigenden Preisen der chinesischen Produkte auf dem US-Markt führen, wenn die Unternehmen in China nicht dauerhaft Margeneinbußen hinnehmen wollen - der Wettbewerbsvorteil sinkt. Kein Wunder also, dass diese Aufwertung von den USA beständig gefordert wurde.


Das Ende des Billiglohnlandes China?

Damit verliert aber China immer mehr den Status des „Billiglohnlandes“. Und genau darum geht es. Nur durch die extrem niedrigen Löhne konnte China die Welt (besonders die USA) trotz weiter Transportwege mit billigen Waren fluten.

Jetzt kommt in China alles zusammen. Die Rohstoffpreise steigen, die Nahrungsmittelpreise steigen und die Löhne steigen. Hinzu kommt die Aufwertung des Yuans und die damit verbundene geringere Wettbewerbsfähigkeit Chinas weltweit.


Ölpreis steigt weiter, warum?

Wenn sich aber doch abzeichnet, dass das Wirtschaftswachstum in China ins Stottern gerät, warum steigt dann der Ölpreis munter weiter, wenn doch ein Hauptargument vieler Analysten die Nachfrage aus China ist?

Ist das das bekannte letzte Aufflackern der Übertreibung, kurz bevor auch der Masse klar wird, dass eine Übertreibung vorbei ist? Oder gibt es einen anderen Grund?




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