Neuer Preisschock nach Erdbeben in China?
16.05.2008 | Sven Streitmayer
Die Meldung über das verheerende Erdbeben im Südwesten Chinas, bei dem am Montag Teile der bevölkerungsreichen Provinz Sichuan (81 Mio. Einwohner) zerstört wurden und mehrere Zehntausend Menschen das Leben verloren, löste an den ohnehin nervösen Rohstoffmärkten die Befürchtung aus, das Unglück könne erneut größere Angebotsstörungen nach sich ziehen. An der Londoner Metallbörse kam es vereinzelt zu heftigen Preisreaktionen. So verteuerte sich Aluminium seit Montag um mehr als 4%, während Zink gar um über 7% zulegte. Der Preis für Kohle, dem wichtigsten Energieträger Chinas, schoss am Spotmarkt in Shanghai binnen vier Tagen um rund 8% in die Höhe.
Droht damit nun der nächste Preisschock, nachdem bereits der heftige Wintereinbruch zu Jahresbeginn zu einem spürbaren Rückgang der chinesischen Produktion geführt hatte? Zumindest kurzfristig ist dies nicht auszuschließen. Die betroffene Region Sichuan, flächenmäßig in etwa so groß wie Spanien, ist zwar überwiegend landwirtschaftlich geprägt und macht nur rund 4% der chinesischen Wirtschaftskraft aus. Dennoch ist die Provinz in einigen Bereichen ein durchaus wichtiger Rohstofflieferant. Bei Erdgas liefert Sichuan 27% der gesamten chinesischen Produktion. Bei Schweinefleisch und Reis liegt der Anteil bei 10% bzw. 7%. Darüber hinaus verfügt die Region bei Aluminium und Zink über 5% bzw. 4% der Verhüttungskapazität des Landes.
Eine bedeutende Stellung nimmt Sichuan auch bei der Gewinnung von Energie aus Wasserkraft (18% der nationalen Produktion) ein, was die ohnehin angespannte Situation bei der Stromversorgung weiter verschärfen dürfte. Vor diesem Hintergrund erwarten wir in den kommenden Tage v.a. bei den Basismetallen weitere Preissteigerungen.
Derweil wird US-Präsident Bush am heutigen Freitag in Saudi-Arabien erwartet, wo auch die Rekordölpreise zur Sprache kommen sollen. Das "schwarze Gold" hielt sich auch in der laufenden Woche weiter hartnäckig um die Marke von 125 USD je Fass. Ungeachtet des derzeit starken Momentums am Ölmarkt stehen wir der jüngsten Preisrallye weiterhin skeptisch gegenüber. Fundamentale Argumente für die steile Aufwärtsbewegung der letzten zwei Wochen erscheinen aktuell jedenfalls knapper als der Rohstoff selbst.
© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
Droht damit nun der nächste Preisschock, nachdem bereits der heftige Wintereinbruch zu Jahresbeginn zu einem spürbaren Rückgang der chinesischen Produktion geführt hatte? Zumindest kurzfristig ist dies nicht auszuschließen. Die betroffene Region Sichuan, flächenmäßig in etwa so groß wie Spanien, ist zwar überwiegend landwirtschaftlich geprägt und macht nur rund 4% der chinesischen Wirtschaftskraft aus. Dennoch ist die Provinz in einigen Bereichen ein durchaus wichtiger Rohstofflieferant. Bei Erdgas liefert Sichuan 27% der gesamten chinesischen Produktion. Bei Schweinefleisch und Reis liegt der Anteil bei 10% bzw. 7%. Darüber hinaus verfügt die Region bei Aluminium und Zink über 5% bzw. 4% der Verhüttungskapazität des Landes.
Eine bedeutende Stellung nimmt Sichuan auch bei der Gewinnung von Energie aus Wasserkraft (18% der nationalen Produktion) ein, was die ohnehin angespannte Situation bei der Stromversorgung weiter verschärfen dürfte. Vor diesem Hintergrund erwarten wir in den kommenden Tage v.a. bei den Basismetallen weitere Preissteigerungen.
Derweil wird US-Präsident Bush am heutigen Freitag in Saudi-Arabien erwartet, wo auch die Rekordölpreise zur Sprache kommen sollen. Das "schwarze Gold" hielt sich auch in der laufenden Woche weiter hartnäckig um die Marke von 125 USD je Fass. Ungeachtet des derzeit starken Momentums am Ölmarkt stehen wir der jüngsten Preisrallye weiterhin skeptisch gegenüber. Fundamentale Argumente für die steile Aufwärtsbewegung der letzten zwei Wochen erscheinen aktuell jedenfalls knapper als der Rohstoff selbst.
© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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