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Können Zentralbanken Pleite gehen?

20.05.2008  |  Redaktion
Über mehrere Wochen war die EZB nicht imstande, ihren konsolidierten Wochenausweis zu veröffentlichen. Eine nicht näher genannte Zentralbank sah sich zur Bilanzerstellung nicht in der Lage. Dieser Hinweis auf massive Probleme bei einigen Zentralbanken, die in den vergangenen Wochen und Monate immer häufiger faule Kredite der Geschäftsbanken zur Vermeidung einer großflächigen Bankenkrise aufnahmen, dürfte Willem Buiter wohl zu dem Artikel "http://www.cepr.org/pubs/PolicyInsights/CEPR_Policy_Insight_024.asp"Can Central Banks Go Broke" angeregt haben.

Die Quintessenz ist schnell zusammengefaßt. Durch das Anwerfen der Notenpresse sehen sich die großen Zentralbanken jederzeit in der Lage, den Bankrott abzuwenden. Im verschleiernden Ökonomenenglisch des 21. Jahrhundert klingt das so:

"It should be obvious that the central bank can make the nominal present discounted value of current and future seigniorage pretty much anything it wants it to be."

Als Beispiel nennt er das Aufkaufen aller amerikanischen Staatschulden durch die Zentralbank, die sogenannte Monetisierung der Schulden:

"For instance, the Fed could buy up today, the entire outstanding stock of privately held US Federal debt (monetise the public debt), around $4.5 trillion in March 2008."

Und sodann taucht der unselige Vorschlag von Ben Bernanke auf, der ihm den zweifelhaften Spitznamen "Helikopter-Ben" eingetragen hat:

"If the Fed could act as a fiscal agent, making transfer payments to the private sector, it could engage in .helicopter drops of money. of any magnitude."

Auf gut Deutsch: Mithilfe einer Hyperinflation kann sich die Zentralbank aller Probleme entledigen und ihr Überleben sichern.
Vor dem Bankrott kann sich die Zentralbank immer durch die Ausgabe zusätzlichen Geldes schützen. Wie Baron Münchhausen könne sich die Zentralbank am eigenen Schopf aus dem Sumpf herausziehen:

"What this means is that the central bank can always bail out any entity - including itself - through the issuance of base money."

Daß die Steuerzahler für die alles zerstörende Hyperinflation den Kopf hinhalten müssen, erwähnt Buiter ebenso wenig wie die Tatsache, daß Zentralbank und Staat dieses Schlammassel maßgeblich herbeigeführt haben und sich nunmehr auf Kosten von Otto Normalverbraucher sanieren möchten. Den Schwarzen Peter für die steigenden Preise als Folge der Inflation wird sodann äußerst konsequent anderen  - den Chinesen, den Unternehmern,... - zugeschoben.

Buiter warnt immerhin, daß

"self-recpitalisation through seigniorage may generate undesirably high rates of inflation."

Allerdings verkennt er, daß die Seigniorage der Inflation, der Ausweitung der ungedeckten Geldmenge, entspringt. Seignorage ohne Inflation ist undenkbar.

Er schließt zusammenfassend:

"As long as central banks don#t have significant foreign exchange-denominated liabilities or index-linked liabilities, it will always be possible for the central bank to ensure its solvency though monetary issuance (seigniorage)."

Solange die Verschuldung in Landeswährung erfolgt, kann sich die Zentralbank immer durch die Inflationssteuer der Seignorage refinanzieren. Dieser Artikel ist somit ein weiteres Indiz dafür, daß die bei weitem noch nicht ausgestandene Finanzkrise ihr ultimatives Ende in einer Hyperinflation finden wird.

N.B.: Lesenswert ist der Artikel allemal, weil Buiter die bilanztechnische Vorgehensweise präzis und über weite Strecken verständlich darlegt.

Quelle: Willem Buiter: Can Central Banks Go Broke? Policy Insight No. 24, Center for Economic Policy Research, May 2008.


© Gregor Hochreiter
Wirtschaftskrise.com



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