Die reale Lage der US-Staatsfinanzierung
27.05.2008 | Dr. Dietmar Siebholz
Ich will es etwas dramatisch machen und den Artikel vulgärjournalistisch nennen "Völker hört die Signale... " - weil es wirklich dramatisch ist.
Zu den Details: In meinem Essay "Ist das Ende der USA-Finanzierung in Sicht? Verfolgen Sie aufmerksam die Flow-Of-Funds-Statistiken der USA" vom 18.02.2007 habe ich Sie vor mehr als einem Jahr mit dem damals noch kaum beachteten Phänomen bekannt gemacht, dass die USA zwischen 900 Mrd und bis zu 1.300 Mrd. US-Dollar Zufluss aus den anderen Volkswirtschaften pro Jahr benötigen, um Ihre Defizite - also das Handelsbilanz- und das Haushaltsdefizit - und die Kriegskosten im Irak und in Afghanistan begleichen zu können.
Nun wissen wir seit Jahren, dass uns die US-Administration nicht nur über statistische Gimmicks oder über die schlichte Weigerung, Inventuren (wie z.B. über deren realen Goldbestände - ich würde das mit fünf Studenten in einer Woche für 10.000 US$ durchführen können) vorzunehmen, die internationale Öffentlichkeit über die realen Zustände hinters Licht führt, um ihren Vorteil, nämlich über die Weltreservewährung zu verfügen und damit unbegrenzt Geld generieren kann, bedenkenlos ausnutzt.
Ich könnten Seiten über Seiten über diese Statistik-Manipulationen berichten; exemplarisch ist wohl aktuell der Fakt, dass bei der realisierten Ölpreissteigerung und der Folge stark steigender Kraftstoffpreise in den USA die Teuerung nur 0,2% pro Monat ausgemacht haben soll. Das Hilfsmittel ist dabei der "saisonale Ausgleich", eine weitere Manipulationsvariante. Wie man das macht? Ganz einfach: Man stellt fest, dass in der Reisesaison in den USA die Kraftstoffpreise regelmäßig um 8% steigen; wenn sie nun "nur" um 8,2% im Vergleich zum Vormonat steigen, dann ist der "saisonal bereinigte Anstieg" der Kraftstoffpreise mit 0,2% belegt. Natürlich ist diese Superlüge mit kurzen Beinen versehen, denn was machen die Statistiker, wenn dann die "Saison" zu Ende ist und die Preise dann "saisonal bedingt" nicht fallen?
Nun aber zurück zum Hauptthema: Einer der wenigen Bereiche, in denen kaum "mit dem großen Hebel" manipuliert wird (noch nicht) ist die Veröffentlichung der Kapitalflussdaten - also die Beträge, die monatlich aus den anderen Volkswirtschaften in die USA bzw. von den USA in andere Volkswirtschaften im Zusammenhang mir Wertpapier-Transaktionen fließen.
Warum diese Statistik-Werte so wichtig sind? Die Antwort ist einfach: Wenn die anderen Länder nicht die aus ihren Exporten von den USA erhaltenen Dollars "repatriieren" d.h. wieder in den USA - also vorwiegend in Aktien, Treasuries und anderen Anleihen investieren, dann fehlt den USA die Liquidität, um ihre Verbindlichkeiten zu begleichen. Natürlich bleibt dann den USA noch die Möglichkeit, Dollars einfach zu schaffen, aber das würde bald zu einer Verweigerung der Greenbacks führen. Die sporadisch kolportierte Weigerung in einigen Ländern, Dollars als Zahlung zu akzeptieren, sollte nicht belächelt werden: Auch ein Dammbruch zeigt sich erst in feuchten Rissen, bevor...
Was ist so dramatisch an den Flow-of-Funds-Daten? Lesen Sie doch bitte einmal nach, was ich vor 15 Monaten schrieb, es gilt heute mehr denn je: Nichts hat sich verbessert, eher noch wesentlich verschlechtert. Während im ganzen Jahr 2007 der Kapitalzufluss in die USA (bei einem Jahres-Mindest-Soll von 900 US$ Mrd.) eine Unterdeckung von 205,5 Mrd offen legte, ist allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres schon eine Lücke von 189,5 Mrd. US$ entstanden. Bei einem monatlichen Soll von 75 Mrd. US$ - also kumuliert 225,0 US$, flossen gemäß der US-Statistik jedoch (siehe beiliegende aktuelle Notiz G-0000TIC) nur noch saldiert 35,5 Mrd. US-Dollar in die USA.
Die Gründe liegen auf der Hand: Die Vermögensverwalter weltweit trauen dem US-Dollar und den USA keine Änderung ihrer Politik, Machtpolitik ohne Rücksicht auf ihren Finanzstatus und auf einen stabilen Dollar durchzuführen, zu. Die schon Anfang 2007 von mir festgestellten Störungen des Kapitalzuflusses in die USA verstärkten sich durch die Informationen über die Subprime- und die daraus resultierende Finanzkrise, der Absatz von Corporate-Bonds- also Firmenanleihen, aber auch der besonderen halbstaatlichen Finanzorganisationen brach ein; das Ausland wurde misstrauisch.
Die Gefahr ist nicht nur hypothetisch. Man muss nur wissen, dass der Besitzanteil der Ausländer an diversen US-Titeln inzwischen von ca. 18% bei den Hypotheken-Agenturen, bis zu 23% der Firmenanleihen und bis zu 47% (!!!) bei den US-Treasuries ausmacht. Es ist schon schlimm genug, sich vorzustellen, dass der Kauf von solchen US-Titeln künftig weiter und stärker zurückgehen könnte, aber katastrophal wird es, wenn Institutionen beginnen würden, ihre Bestände nur teilweise aufzulösen. Und diese Gefahr droht nicht nur theoretisch, denn die sensiblen Staatsfonds denken jetzt schon darüber nach, wie man sich schützen kann nach dem Motto "den letzten beißen die Hunde...."
Es gibt einen Hoffnungswert, und das ist die Feststellung, dass sich ein doch relativ großer Kapitalzufluss aus dem Erwerb von US-Aktien durch Ausländer ergibt, was zu einem partiellen Ausgleich des Mankos führt. Aber dieser Zufluss ist in der Statistik schon enthalten und wer garantiert, dass bei der für die USA erwarteten wirtschaftlichen Abschwächung dieser Kapitalzufluss erhalten bleibt und sich nicht ins Gegenteil umkehrt?
Mein Rat: Bitte verfolgen Sie entsprechend meiner Anleitung G-0000TIC die monatlichen Daten (sie erscheinen immer Mitte des zweiten Folgemonats - also z.B. Mitte Mai für Ende März 2008 usw.).
Fazit: Die Risse in der Staudammmauer sind schon sichtbar; ein Standortwechsel weg aus der Region flussabwärts wäre dringend anzuraten....
© Dr. Dietmar Siebholz
Nachsatz : Weitere Details finden Sie unter www.gold-eagle.com/gold_digest_08/ci050108.html
Anlage 2: Aktennotiz G-0000TIC (PDF, Seiten 5-7) vom 15.05.2008
Zu den Details: In meinem Essay "Ist das Ende der USA-Finanzierung in Sicht? Verfolgen Sie aufmerksam die Flow-Of-Funds-Statistiken der USA" vom 18.02.2007 habe ich Sie vor mehr als einem Jahr mit dem damals noch kaum beachteten Phänomen bekannt gemacht, dass die USA zwischen 900 Mrd und bis zu 1.300 Mrd. US-Dollar Zufluss aus den anderen Volkswirtschaften pro Jahr benötigen, um Ihre Defizite - also das Handelsbilanz- und das Haushaltsdefizit - und die Kriegskosten im Irak und in Afghanistan begleichen zu können.
Nun wissen wir seit Jahren, dass uns die US-Administration nicht nur über statistische Gimmicks oder über die schlichte Weigerung, Inventuren (wie z.B. über deren realen Goldbestände - ich würde das mit fünf Studenten in einer Woche für 10.000 US$ durchführen können) vorzunehmen, die internationale Öffentlichkeit über die realen Zustände hinters Licht führt, um ihren Vorteil, nämlich über die Weltreservewährung zu verfügen und damit unbegrenzt Geld generieren kann, bedenkenlos ausnutzt.
Ich könnten Seiten über Seiten über diese Statistik-Manipulationen berichten; exemplarisch ist wohl aktuell der Fakt, dass bei der realisierten Ölpreissteigerung und der Folge stark steigender Kraftstoffpreise in den USA die Teuerung nur 0,2% pro Monat ausgemacht haben soll. Das Hilfsmittel ist dabei der "saisonale Ausgleich", eine weitere Manipulationsvariante. Wie man das macht? Ganz einfach: Man stellt fest, dass in der Reisesaison in den USA die Kraftstoffpreise regelmäßig um 8% steigen; wenn sie nun "nur" um 8,2% im Vergleich zum Vormonat steigen, dann ist der "saisonal bereinigte Anstieg" der Kraftstoffpreise mit 0,2% belegt. Natürlich ist diese Superlüge mit kurzen Beinen versehen, denn was machen die Statistiker, wenn dann die "Saison" zu Ende ist und die Preise dann "saisonal bedingt" nicht fallen?
Nun aber zurück zum Hauptthema: Einer der wenigen Bereiche, in denen kaum "mit dem großen Hebel" manipuliert wird (noch nicht) ist die Veröffentlichung der Kapitalflussdaten - also die Beträge, die monatlich aus den anderen Volkswirtschaften in die USA bzw. von den USA in andere Volkswirtschaften im Zusammenhang mir Wertpapier-Transaktionen fließen.
Warum diese Statistik-Werte so wichtig sind? Die Antwort ist einfach: Wenn die anderen Länder nicht die aus ihren Exporten von den USA erhaltenen Dollars "repatriieren" d.h. wieder in den USA - also vorwiegend in Aktien, Treasuries und anderen Anleihen investieren, dann fehlt den USA die Liquidität, um ihre Verbindlichkeiten zu begleichen. Natürlich bleibt dann den USA noch die Möglichkeit, Dollars einfach zu schaffen, aber das würde bald zu einer Verweigerung der Greenbacks führen. Die sporadisch kolportierte Weigerung in einigen Ländern, Dollars als Zahlung zu akzeptieren, sollte nicht belächelt werden: Auch ein Dammbruch zeigt sich erst in feuchten Rissen, bevor...
Was ist so dramatisch an den Flow-of-Funds-Daten? Lesen Sie doch bitte einmal nach, was ich vor 15 Monaten schrieb, es gilt heute mehr denn je: Nichts hat sich verbessert, eher noch wesentlich verschlechtert. Während im ganzen Jahr 2007 der Kapitalzufluss in die USA (bei einem Jahres-Mindest-Soll von 900 US$ Mrd.) eine Unterdeckung von 205,5 Mrd offen legte, ist allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres schon eine Lücke von 189,5 Mrd. US$ entstanden. Bei einem monatlichen Soll von 75 Mrd. US$ - also kumuliert 225,0 US$, flossen gemäß der US-Statistik jedoch (siehe beiliegende aktuelle Notiz G-0000TIC) nur noch saldiert 35,5 Mrd. US-Dollar in die USA.
Die Gründe liegen auf der Hand: Die Vermögensverwalter weltweit trauen dem US-Dollar und den USA keine Änderung ihrer Politik, Machtpolitik ohne Rücksicht auf ihren Finanzstatus und auf einen stabilen Dollar durchzuführen, zu. Die schon Anfang 2007 von mir festgestellten Störungen des Kapitalzuflusses in die USA verstärkten sich durch die Informationen über die Subprime- und die daraus resultierende Finanzkrise, der Absatz von Corporate-Bonds- also Firmenanleihen, aber auch der besonderen halbstaatlichen Finanzorganisationen brach ein; das Ausland wurde misstrauisch.
Die Gefahr ist nicht nur hypothetisch. Man muss nur wissen, dass der Besitzanteil der Ausländer an diversen US-Titeln inzwischen von ca. 18% bei den Hypotheken-Agenturen, bis zu 23% der Firmenanleihen und bis zu 47% (!!!) bei den US-Treasuries ausmacht. Es ist schon schlimm genug, sich vorzustellen, dass der Kauf von solchen US-Titeln künftig weiter und stärker zurückgehen könnte, aber katastrophal wird es, wenn Institutionen beginnen würden, ihre Bestände nur teilweise aufzulösen. Und diese Gefahr droht nicht nur theoretisch, denn die sensiblen Staatsfonds denken jetzt schon darüber nach, wie man sich schützen kann nach dem Motto "den letzten beißen die Hunde...."
Es gibt einen Hoffnungswert, und das ist die Feststellung, dass sich ein doch relativ großer Kapitalzufluss aus dem Erwerb von US-Aktien durch Ausländer ergibt, was zu einem partiellen Ausgleich des Mankos führt. Aber dieser Zufluss ist in der Statistik schon enthalten und wer garantiert, dass bei der für die USA erwarteten wirtschaftlichen Abschwächung dieser Kapitalzufluss erhalten bleibt und sich nicht ins Gegenteil umkehrt?
Mein Rat: Bitte verfolgen Sie entsprechend meiner Anleitung G-0000TIC die monatlichen Daten (sie erscheinen immer Mitte des zweiten Folgemonats - also z.B. Mitte Mai für Ende März 2008 usw.).
Fazit: Die Risse in der Staudammmauer sind schon sichtbar; ein Standortwechsel weg aus der Region flussabwärts wäre dringend anzuraten....
© Dr. Dietmar Siebholz
Nachsatz : Weitere Details finden Sie unter www.gold-eagle.com/gold_digest_08/ci050108.html
Anlage 2: Aktennotiz G-0000TIC (PDF, Seiten 5-7) vom 15.05.2008