Warum der Goldpreis steigen muss
08.06.2008 | Manfred Gburek
EZB-Präsident Trichet hat einen Volltreffer gelandet: Nach seiner Inflationswarnung vom Donnerstag stiegen die Renditen der Anleihen in Europa und in den USA so heftig und fielen dem entsprechend die Anleihenkurse derart in den Keller, dass vielen Anlegern Angst und Bange wurde. Am Freitag, nachdem die Anleihen sich beruhigt hatten, erwischte es die Aktien. Keine Frage, die Kurse der Anleihen wie auch der gängigen Aktien nehmen nach längerer Seitwärtsbewegung wieder ihren Abwärtstrend auf.
Was heißt das für Sie? Der Schlüssel zur Antwort findet sich in der Trichet-Rede. Aber nicht so sehr in seiner Drohung, im nächsten Monat den Leitzins zu erhöhen, sondern mehr in seiner Feststellung, die Inflationsrate werde für längere Zeit hoch bleiben und die Inflationserwartungen seien im Bewusstsein der Marktteilnehmer fest verankert. Wie bekämpft man als eine von mehreren Zentralbanken einen Feind, der in den Köpfen überall auf der Welt herumspukt? Klar, man versucht es mit konzertierten Aktionen, also z.B. mit der laufenden Abstimmung der Geldpolitik, mindestens zwischen der EZB in Europa und der Fed in den USA.
Reicht das aus? Nein, denn neben anderen Zentralbanken, etwa der chinesischen, kommt jetzt noch etwas ganz anderes ins Spiel: Die Globalisierung, die uns eine kurze "Geiz ist geil"-Ära beschert hat, wird von uns für längere Zeit ihren Tribut fordern. Sie hat uns inzwischen auf dem Umweg über die Produktions- und Verbrauchskette eingeholt: Wir zahlen viel höhere Preise als noch vor wenigen Jahren für wichtige Rohstoffe und Verbrauchsgüter, etwa Stahl und Kupfer oder Super und Diesel, wenn wir ein Auto kaufen und danach fahren. Wir zahlen mehr für Brot und Brötchen, Fleisch und Fisch, Butter und Milch, Obst und Gemüse. Industrialisierung und zunehmender Wohlstand allein in den BRIC-Ländern (Brasilien, Russland, Indien, China) entziehen uns so viel, dass wir getreu dem Gesetz von Angebot und Nachfrage gezwungen sind, für das knapper werdende Angebot höhere Preise zu zahlen.
Dieser Prozess lässt sich nicht mehr aufhalten. Also müssen wir alle uns mit den Konsequenzen beschäftigen, die nicht nur in hohen Inflationsraten bestehen, sondern z.B. auch in nationalen wie internationalen Verteilungskämpfen, in zusätzlicher Migration, im Kampf Alt gegen Jung und umgekehrt, in steigenden Zinsen, großen Wellenbewegungen an den Aktienbörsen, Preisschüben mit Übertreibungen nach oben und anschließenden Rückschlägen bei Industrie- und Agrarrohstoffen - und, von Ihnen sicher spätestens an dieser Stelle erwartet, in der Suche nach Sicherheit und damit im Kauf von Gold (Silber inbegriffen) als Schutz vor allem finanziellen Übel dieser Welt.
So gesehen, sind steigende Goldpreise nach dem Auspendeln der jetzigen Seitwärtsbewegung praktisch vorgegeben. Aber mit welchen Unterbrechungen sie wie hoch steigen werden, wann der optimale Zeitpunkt zum Kauf bzw. zum Aufstocken schon vorhandener Positionen gekommen sein dürfte, ob neben Barren und Anlagemünzen endlich auch wieder mehr als nur ein halbes Dutzend Minenaktien favorisiert sein werden und zu welchen Waffen Regierungen und Zentralbanker greifen könnten, um die von ihnen so sehr gefürchteten und von Trichet öffentlich angesprochenen Inflationserwartungen breiter Bevölkerungskreise aus deren Köpfen zu bekommen, das alles lässt sich nicht so vorhersehen wie der weitere Aufwärtstrend des Goldpreises.
Muss ja auch nicht sein, solange man sicher sein kann, dass der Goldpreis steigen wird. Dies noch aus einem anderen Grund: wegen der schwelenden internationalen Finanzkrise, die zu Unrecht ein wenig aus den Schlagzeilen gerückt ist (oder besser gesagt: von interessierter Seite gerückt wurde). Die Kausalkette zwischen der Inflationsbekämpfung und Finanzkrise einerseits sowie der Goldanlage andererseits lässt sich vereinfacht so bilden: Wird die Inflation durch steigende Leitzinsen bekämpft, erhöhen sich zwar für kurze Zeit auch die Realzinsen (Nominalzinsen abzüglich Inflationsraten) der Anleihen, verlieren diese aber an Wert und müssen sich Staaten wie auch Unternehmen teurer verschulden. Eine der Folgen besteht dann (wenn also Anleihen nicht mehr die erhoffte Sicherheit bieten) erfahrungsgemäß in der Suche nach Sicherheit woanders, vor allem im Gold. Wird im nächsten Akt die Finanzkrise, sobald sie sich dramatisch zuzuspitzen droht, durch sinkende Zinsen bekämpft, fallen die Realzinsen oder werden sogar negativ, sodass Anleger wiederum Gold bevorzugen.
Fazit: Wenn Sie dieser Logik folgen, brauchen Sie nur noch das richtige Timing zu wählen (am besten, Sie verteilen Ihre Aufträge über einige Wochen oder Monate) und die für Ihre individuellen Ziele richtige Mischung aus Gold und Minenaktien zusammenzusetzen. Was letztere betrifft, ist mir am Freitag bei kitco.com aufgefallen, dass zu den Favoriten - neben den von Spekulanten bevorzugten Aktien High River und Gabriel - endlich auch wieder marktbreite Blue Chips der Branche gehörten: Goldcorp und Agnico Eagle. Das lässt darauf schließen, dass institutionelle Anleger, z.B. große Fonds, massiv in den Goldmarkt einsteigen.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist am 7.+8.11.2008 Moderator auf der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse" in München und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005) und das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007)
Was heißt das für Sie? Der Schlüssel zur Antwort findet sich in der Trichet-Rede. Aber nicht so sehr in seiner Drohung, im nächsten Monat den Leitzins zu erhöhen, sondern mehr in seiner Feststellung, die Inflationsrate werde für längere Zeit hoch bleiben und die Inflationserwartungen seien im Bewusstsein der Marktteilnehmer fest verankert. Wie bekämpft man als eine von mehreren Zentralbanken einen Feind, der in den Köpfen überall auf der Welt herumspukt? Klar, man versucht es mit konzertierten Aktionen, also z.B. mit der laufenden Abstimmung der Geldpolitik, mindestens zwischen der EZB in Europa und der Fed in den USA.
Reicht das aus? Nein, denn neben anderen Zentralbanken, etwa der chinesischen, kommt jetzt noch etwas ganz anderes ins Spiel: Die Globalisierung, die uns eine kurze "Geiz ist geil"-Ära beschert hat, wird von uns für längere Zeit ihren Tribut fordern. Sie hat uns inzwischen auf dem Umweg über die Produktions- und Verbrauchskette eingeholt: Wir zahlen viel höhere Preise als noch vor wenigen Jahren für wichtige Rohstoffe und Verbrauchsgüter, etwa Stahl und Kupfer oder Super und Diesel, wenn wir ein Auto kaufen und danach fahren. Wir zahlen mehr für Brot und Brötchen, Fleisch und Fisch, Butter und Milch, Obst und Gemüse. Industrialisierung und zunehmender Wohlstand allein in den BRIC-Ländern (Brasilien, Russland, Indien, China) entziehen uns so viel, dass wir getreu dem Gesetz von Angebot und Nachfrage gezwungen sind, für das knapper werdende Angebot höhere Preise zu zahlen.
Dieser Prozess lässt sich nicht mehr aufhalten. Also müssen wir alle uns mit den Konsequenzen beschäftigen, die nicht nur in hohen Inflationsraten bestehen, sondern z.B. auch in nationalen wie internationalen Verteilungskämpfen, in zusätzlicher Migration, im Kampf Alt gegen Jung und umgekehrt, in steigenden Zinsen, großen Wellenbewegungen an den Aktienbörsen, Preisschüben mit Übertreibungen nach oben und anschließenden Rückschlägen bei Industrie- und Agrarrohstoffen - und, von Ihnen sicher spätestens an dieser Stelle erwartet, in der Suche nach Sicherheit und damit im Kauf von Gold (Silber inbegriffen) als Schutz vor allem finanziellen Übel dieser Welt.
So gesehen, sind steigende Goldpreise nach dem Auspendeln der jetzigen Seitwärtsbewegung praktisch vorgegeben. Aber mit welchen Unterbrechungen sie wie hoch steigen werden, wann der optimale Zeitpunkt zum Kauf bzw. zum Aufstocken schon vorhandener Positionen gekommen sein dürfte, ob neben Barren und Anlagemünzen endlich auch wieder mehr als nur ein halbes Dutzend Minenaktien favorisiert sein werden und zu welchen Waffen Regierungen und Zentralbanker greifen könnten, um die von ihnen so sehr gefürchteten und von Trichet öffentlich angesprochenen Inflationserwartungen breiter Bevölkerungskreise aus deren Köpfen zu bekommen, das alles lässt sich nicht so vorhersehen wie der weitere Aufwärtstrend des Goldpreises.
Muss ja auch nicht sein, solange man sicher sein kann, dass der Goldpreis steigen wird. Dies noch aus einem anderen Grund: wegen der schwelenden internationalen Finanzkrise, die zu Unrecht ein wenig aus den Schlagzeilen gerückt ist (oder besser gesagt: von interessierter Seite gerückt wurde). Die Kausalkette zwischen der Inflationsbekämpfung und Finanzkrise einerseits sowie der Goldanlage andererseits lässt sich vereinfacht so bilden: Wird die Inflation durch steigende Leitzinsen bekämpft, erhöhen sich zwar für kurze Zeit auch die Realzinsen (Nominalzinsen abzüglich Inflationsraten) der Anleihen, verlieren diese aber an Wert und müssen sich Staaten wie auch Unternehmen teurer verschulden. Eine der Folgen besteht dann (wenn also Anleihen nicht mehr die erhoffte Sicherheit bieten) erfahrungsgemäß in der Suche nach Sicherheit woanders, vor allem im Gold. Wird im nächsten Akt die Finanzkrise, sobald sie sich dramatisch zuzuspitzen droht, durch sinkende Zinsen bekämpft, fallen die Realzinsen oder werden sogar negativ, sodass Anleger wiederum Gold bevorzugen.
Fazit: Wenn Sie dieser Logik folgen, brauchen Sie nur noch das richtige Timing zu wählen (am besten, Sie verteilen Ihre Aufträge über einige Wochen oder Monate) und die für Ihre individuellen Ziele richtige Mischung aus Gold und Minenaktien zusammenzusetzen. Was letztere betrifft, ist mir am Freitag bei kitco.com aufgefallen, dass zu den Favoriten - neben den von Spekulanten bevorzugten Aktien High River und Gabriel - endlich auch wieder marktbreite Blue Chips der Branche gehörten: Goldcorp und Agnico Eagle. Das lässt darauf schließen, dass institutionelle Anleger, z.B. große Fonds, massiv in den Goldmarkt einsteigen.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist am 7.+8.11.2008 Moderator auf der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse" in München und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005) und das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007)