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Notenbank - Bank in Nöten. Und was ist mit Gold?

11.06.2008  |  Frank Meyer
Die US Notenbank, andere nennen sie auch Bank der Nöte, was sicherlich vom Wort Not abgeleitet sein wird, hat nach den Bürgern die Inflation auch endlich entdeckt und ist bereit, sie mit abgemagerten Muskeln zu bekämpfen. Wirklich? In den Zeitungen steht sogar, dass Ben Bernanke alles falsch gemacht hat, was er hätte falsch machen können. Auch der US-Finanzminister Paulson feuert mal wieder eine Salve für den US-Dollar ab. Irgendwie hat er noch nicht mitbekommen, dass der Greenback, seit es ihn gibt nur gefallen war, von ein paar Ausnahmen mal abgesehen. Seit er nur noch mit Vertrauen hinterlegt ist und nicht mehr mit Gold, ging es mit dem Wert bergab. Seit der Jahrtausendwende hat er die Hälfte seines Wertes verloren. Es wäre schneller gegangen, hätten nicht alle Länder der Erde ihre Währung vom Gold losgelöst. Und alle kämpfen nun mit gleichen Problemen. Es muss zudem irgendwo in Paulsons Arbeitsvertrag stehen, den Dollar alle paar Wochen stark zu reden. John Snow, sein Vorgänger hat das neulich mal bestätigt. Und alle fallen darauf rein. Neuauflage in ein paar Wochen oder Tagen. Jetzt bekommt der Dollar sogar verbale Schützenhilfe von US-Nötebankchef Ben Bernanke. Das gab es noch nie. Doch was soll er auch sagen.

Doch der Hammer ist wohl die Erkenntnis, dass man die Zinsen anheben will/muss/sollte (Unzutreffendes bitte streichen), um der Inflation etwas entgegenzusetzen. Wer hat denn den Inflationsgeist aus der Flasche gelassen, indem er immer mehr Geld gedruckt hat? Wer hat die Banken mit neuem Geld freikaufen müssen? Wer wirft mit neuen Dollars um sich in der Hoffnung, das Kreditfeuer löschen zu können? Sehen Sie? Inflation ist eben ein monetäres Problem. In Europa sieht es nicht viel anders aus, bloß ist der Feuerwehrschlauch in den USA mehr als armdick. Aber auch heute flog wieder ein 50 Mrd. Euro schwerer Tender aus dem Turm der EZB

Wie schon vor einem Jahr geschrieben, hat sich die US-Notenbank in die Lage gebracht, jetzt zwischen Pest und Cholera zu entscheiden. Beides ist tödlich. Wenn man den schreienden Banken, Investoren und der Wirtschaft das Spielzeug der niedrigen Zinsen wegnimmt, dreht jeder durch. Um der Inflation Einhalt zu gebieten, sind massive Zinserhöhungen nötig, nicht nur ein paar halbherzige Prozentchen. Damals hatte der frühere Paul Volcker den Mut, die Zinsen bis auf 20 Prozent anzuheben. Doch war die Lage damals längst nicht so prekär. Heute muss man an jede alte Zahl noch ein paar Nullen anhängen, bei den Schulden ein paar viele davon. Man kann die Zinsen gar nicht auf ein Niveau bringen, um der Inflation Zähne zu zeigen. Das sind nur ein paar faulige Beißerchen, die da gerade gebleckt werden. Mit massiv höheren Zinsen würde der Zug sofort aus den Schienen springen. Wird die Bank der Not das tun? Auf den Stufen des Capitols wurden damals Bilder von Volcker verbrannt - was würde heute brennen?

Nein, ich glaube Big Ben kein Wort. Er ist einfach nicht mehr Herr der Lage. Andere wetten schon, ob er noch lange Notenbankchef bleibt. In Uncle Ben´s Trickkiste findet man gerade noch verbale Interventionen und Scheinangriffe. Mit beidem scheint er gleichzeitig gespielt zu haben. Mehr nicht. Dann hätte der die Banken und die Wirtschaft mit diesen Notzins-Einsätzen (da ist das Wort schon wieder) versucht zu retten. Alles umsonst? Wieso schickt die Regierung erst Steuerschecks auf die Reise, damit die Schuldner damit ein paar Promille ihrer Schulden an die Banken bezahlen können? Und dann kommt Ben Bernanke mit der Giftspritze hinterher? Eine 180-Grad-Wende muss und wird misslingen. Ich befürchte, keiner hat das Format eines Paul Volcker. Und wenn jemand das hätte, dann vor den Toren der Macht.

Auf der anderen Seite sehen Gold und Silber ziemlich mitgenommen aus. Silber braucht nur noch ein paar Schläge, und es würde ein dickes charttechnisches Verkaufssignal liefern. Wer weiß, wieviel diese Aktion des Verprügelns des weißen Metalls in den letzten Stunden wieder gekostet hat und wie dick die ohnehin schon fetten Shortpositionen inzwischen sind. Ich bin gespannt, wenn am Freitag um 21 Uhr die COT - Daten veröffentlicht werden. Man kann heute nur ahnen, dass es viele rollbare Papierfutures regnen müssen, um die schwachen Hände aus dem Silbermarkt zu fegen. Die Anzahl der verkaufen und verliehenen Goldtonnen erfährt man nicht.

Doch eins scheint seit Jahrhunderten sicher zu sein. Der goldene Kaiser hat sich noch nie in die Knie zwingen lassen. Jede Zwangsjacke war ihm zu klein. Und wenn in den letzten Jahren die Nacht am dunkelsten war, stand die Morgensonne um so goldener am Firmament. Wer glaubt schon, dass Big Ben diesmal das Zeug als Retter hat. Offenbar viele, denn als Reaktion steigt heute zumindest der Dollar und fällt das Gold. Doch wie ging gleich noch mal die Geschichte mit den Lemmingen an den Finanzmärkten? Die Wette heute heißt Gold gegen Bernanke. Ich ahne, wie das ausgeht.


© Frank Meyer
TV-Moderator auf n-tv



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