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Rohstoffe als Portfolio Insurance

20.12.2003  |  Dr. Uwe Bergold
- Vermögenssicherung mit einer richtigen Anlagestrategie -

Der Bedarf an Vermögenssicherung hat während der letzten drei Jahre enorm an Bedeutung zugenommen, ob bei institutionellen oder privaten Investoren. Das Ziel des Insurance-Konzeptes ist es, an steigenden Marktbewegungen zu partizipieren (upside participation) und gleichzeitig mögliche Kursverluste zu begrenzen (downside protection).
Die Hauptaufgabe der Portfolio Insurance besteht im Management des systematischen Marktrisikos, nicht - wie von der Mehrzahl der Investoren erwartet - dem unsystematischen, unternehmensspezifischen Einzelrisiko. Wie zahlreiche empirische Studien belegen, hängt mehr als achtzig Prozent des Portfoliorisikos von der strategischen Asset Allokation (Ausrichtung des Portfolios nach Asset-Klassen) ab. Trotz dieser Erkenntnis wurde die Anlagestrategie der letzten Jahre immer stärker auf Einzeltitel- und Produktselektion ausgerichtet. Anstatt sich mit der strategischen Allokation und Korrelation von verschiedenen Asset-Klassen (z.B. Aktien, Anleihen, Immobilien und Rohstoffe) zu beschäftigen, setzt die Mehrzahl der Anleger weiterhin auf die taktische Asset Allokation.
Neben der Titelauswahl und dem Timing bei der Anlageklasse Aktien, wird das Risiko "nur" über den Renten- und Cash-Anteil gesteuert. Langfristig geringe oder negative Korrelationen verschiedener Asset-Klassen untereinander - Risikoreduktion durch Diversifikation - werden dadurch zu wenig berücksichtigt. Aktien und Anleihen korrelieren langfristig positiv miteinander (Gleichlauf beider Asset-Klassen), was zu einem geringen Diversifikationseffekt führt.

Nach zwei Dekaden "blühender" Aktien- und Rentenmärkte ist die Anlageklasse Rohstoffe (Hard Assets), welche strategisch durch die negative Korrelation zu Aktien und Anleihen (Soft Assets) das größte Risikoreduktionspotential besitzt, komplett vernachlässigt worden. Obwohl Rohstoffe eine traditionelle Asset-Klasse sind, werden sie heute - neben Immobilien, Hedge Funds, Venture Capital und Private Equity - als Alternativinvestment bezeichnet.
Berater und Verwalter vieler deutscher Banken können trotz der positiven Rohstoff-Performance der letzten zwei Jahre (CRB-Index stieg um 35 Prozent und GOLD/$ sogar um 50 Prozent) mit dieser "Anlageklasse Commodity" nur wenig anfangen. In der gleichen Zeit verloren die weltweit größten Aktienindizes zwischen 30 und 50 Prozent.
Rohstoffe, besonders GOLD, eignen sich hervorragend zur Portfolio Insurance, denn sie korrelieren per saldo negativ zu den Aktien- und Rentenmärkten (Rohstoffe erreichen ihr langfristiges Hoch immer dann, wenn Aktien und Anleihen am Boden sind et vice versa). Im Jahre 1980, dem Ende der Baisse des Aktien- und Rentenmarktes, reichte 1 Unze Gold aus, um die 30 Aktien des DJIA zu erwerben. Zwanzig Jahre später kostete der gleiche Aktienkorb 40 Unzen. Nach drei Jahren Baisse am Aktien- und Hausse am Edelmetallmarkt benötigt man aktuell immer noch 25 Unzen Gold, um den Dow-Jones-Index erwerben zu können.
Diese Relation deutet, trotz dreijähriger Baisse, noch immer auf einen stark überbewerteten Aktienmarkt hin. Danach entwickeln sich Rohstoffe am besten, wenn sich die anderen Asset-Klassen am schlechtesten entwickeln. Dadurch bieten Hard Assets eine klassische Möglichkeit - ohne den Einsatz von Derivaten - das Risiko des Gesamtportfolios zu reduzietren.

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Die langfristig negative Korrelation zu Aktien und Anleihen bedeutet im Ansatz der modernen Portfolio-Theorie, dass die Integration von Rohstoffinvestments zu effizienteren Portfolios und besseren Performance-Kennzahlen (z.B. Risk Return) führt. D.h. bei gleichem Gesamtrisiko, lässt sich die Rendite steigern bzw. die gleiche Rendite lässt sich mit einem geringeren Risiko erzielen. Somit kann die Effizienzlinie (Efficient Frontier Line) durch die Einbeziehung von Hard Assets in ein klassisches Aktien-Renten-Portfolio nachweislich nach oben verschoben werden. Zur Sicherung des Vermögens wäre ein Anteil von 15 bis 20 Prozent Rohstoff- bzw. Goldanteil am Gesamtportfolio optimal. Die meisten Analysten empfehlen jedoch für diesen Bereich nur Gewichtungen von 3 bis 5 Prozent, was aufgrund der weltweiten Verschuldungsproblematik eher zu gering sein dürfte. Während Ende der 70iger Jahre der Goldanteil in den Portfolios zwischen 15 und 20 Prozent lag, liegt die heute errechnete Investitionsquote weltweit bei 0,4 Prozent.

Neben der positiven Eigenschaft der Risikodiversifikation in einem gemischten Portfolio, dienen Rohstoffe und besonders Gold auch als Schutz gegen Inflation. Aufgrund der explosionsartigen Geldmengenerhöhung der letzten Jahre, dem kontinuierlich hohen Haushaltsdefizit und der historisch hohen Staatsverschuldung aller wichtigen Industrienationen, muss zukünftig mit einer Inflationsproblematik gerechnet werden.
Gold wird generell als Versicherung gegen Inflation betrachtet, gewissermaßen als Inflations-Hedge-Instrument. Außerdem wirkt Gold wie ein Fieberthermometer, das den Gesundheitszustand jeder einzelnen Währung anzeigt. Als Beispiel der jüngeren Vergangenheit kann die Deutsche Mark herangezogen werden, die vom 21. Juni 1948 bis zum 31. Dezember 2001 als zweitstärkste Währung der Welt galt. Laut statistischem Bundesamt verlor die DM in diesen 53 Jahren ca. 75 Prozent an Wert. Dies entspricht einer Inflationsrate von 2,75 Prozent pro Jahr. Investoren mussten mindestens diesen Zins erzielen, um den Break Even ihrer Investition zu erreichen. Gleichzeitig gewann das Gold im selben Zeitraum gegenüber der DM 318 Prozent, was ebenfalls einem Verlust der DM gegenüber dem Edelmetall von ca. 75 Prozent gleichkam. Somit lässt sich der Schutz des Goldes vor einem Währungsverfall empirisch belegen. Der Wert des Goldes besteht unabhängig von Zahlungsversprechen Dritter, denn keine staatliche Institution dieser Welt kann Gold herstellen oder drucken und somit durch einen inflationären Gebrauch entwerten.

Im Rahmen eines Portfolio-Insurance-Konzeptes ist Gold somit nicht nur ein Diversifikations- und stabiles Wertaufbewahrungsmittel, sondern auch eine preiswerte Portfolio-Versicherung gegen Inflation.



© Uwe Bergold
Quelle: Auszug aus "Die Elite der Vermögensverwalter (2003)"








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